Gemeinderat Oberding:Der Rolls-Royce unter den Gewerbegebieten

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Kaum ein anderes Auto steht so für Luxus wie ein Rolls-Royce. Das Unternehmen interessiert sich für ein Grundstück in Schwaig. (Foto: Nicolas Asfouri)

Oberdings Flächen sind begehrt, vor allem das Areal des künftigen S-Bahnhofs. Acht Bewerber kommen zum Casting

Von Regina Bluhme, Oberding

Was haben die Nobelautomarke Rolls-Royce und ein Photovoltaik-Großhändler gemeinsam? Sie wollen beide ins Oberdinger Gewerbegebiet Schwaig. Die Flächen der Gemeinde gleich neben dem Flughafen München sind begehrt. In Schwaig ist Platz und dazu noch ein S-Bahnhof in Planung. An der Eichenstraße stehen 125 000 Quadratmeter zur Verfügung, dazu kommen noch zwei kleinere Flächen in Schwaig und Oberding. Inzwischen stellen sich in fast jeder Sitzung ein bis zwei Unternehmen dem persönlichen Casting. Am Donnerstag dann der Rekord: Insgesamt acht Bewerber präsentierten sich in der Dreifachsporthalle.

Luxus läuft, auch und gerade in einer weltweiten Corona-Krise, erfuhren die Räte von Robert Müller von Rolls-Royce Motor Cars München. Er leitet die Filiale in Baierbrunn, aber gebürtig sei er aus einem Oberdinger Nachbarort, wie er betonte. Das Unternehmen plane, die Filiale und den Showroom an der Nymphenburger Straße in München in Oberding in einer neuen Zentrale zusammenzuführen mit Showroom für Neu- und Gebrauchtwagen sowie einer Werkstatt. Außerdem soll eine Luxusmarke im Bereich E-Mobilität dazu kommen. Die aktuellen Räumlichkeiten platzen laut Europa-Chef Georg Pfeffer, der ebenfalls nach Oberding gekommen war, aus allen Nähten. Die Lage am Flughafen sei günstig, denn so mancher Kunde, darunter Mitglieder von Königshäusern, werde zum Kauf einfliegen. 50 Prozent mehr Umsatz verzeichnet Rolls-Royce dieses Jahr. "Die Reichen werden reicher", weiß Pfeffer. Und da sie in der Pandemie "nicht viel raus können", sagten sie sich: ,Jetzt leiste ich mir was" und so kauften manche "zur Motivation" einen Rolls-Royce für ein paar hunderttausend Euro das Stück und nicht selten auch gleich zwei oder drei.

Ein weiterer Bewerber war das Unternehmen Memodo, ein Großhändler für Energiespeicher-Systeme. Die Geschäftsführer alle Anfang 30 und gebürtig aus dem Landkreis Freising, konnten von einer echten Erfolgsgeschichte berichten. 2013 haben die drei Freunde die Firma in Attaching gegründet. 205/15 waren sie laut Eigenaussage der größte Anbieter für Energiespeicher in Deutschland und Europa. Die Firma sitzt in München. Ein Lager befindet sich Erding. In Schwaig ist das Unternehmen an einer Fläche von 30 000 Quadratmetern interessiert. Geplant ist eine Zentrale mit Lager und Büros. Zugleich soll dort auch ein Ausbildungszentrum, die Memodo Akademie, einziehen. Die Büroräume sind für 250 Plätze angelegt und sollen als "shared office" jungen Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien zur Verfügung gestellt werden.

Aber auch viele Firmen vor Ort, die meisten von der Corona-Krise verschont, wollen expandieren. Günther Weber von der SKS GmbH aus Oberding - SKS steht für Stanzen, Kleben, Schleifen - benötigt größere Produktions- und Lagerflächen. Der Standort in Oberding, vor zehn Jahren bereits mit Anbau versehen, platze aus allen Nähten. Auch zwei Oberdinger Gemeinderäte waren unter den Bewerbern. Christian Kaiser betreibt mit einem Geschäftspartner die K&S Training GmbH in Oberding. Der Betrieb hat sich auf die Ausbildung im Bereich Brandschutz spezialisiert. Er benötigt mehr Seminarräume. Gemeinderat Matthias Reitinger hat einen Betrieb für Elektroinstallation und erledigt zu 90 Prozent seiner Aufträge in der Gemeinde Oberding. Er möchte nun eine neues Büro, Lager "und sehr wichtig: eine Wohnmöglichkeit für Mitarbeiter" errichten. Für seinen Fuhr- und Selbstladerbetrieb will Johann Zech eine neue Maschinenhalle und eine Betriebsleiterwohnung bauen. Florian Stuber, der das Büro für seinen Spenglereibetrieb im Moment in Erding hat, würde gerne eine neue Halle, Büro, Lager und Werkstatt errichten. Neubaupläne hat auch Thomas Reitinger für seinen Heizungs- und Sanitärbetrieb mit Sitz in Oberding. Er plant ein Lager, Büro und Ausstellungsräume und auch ihm sei wichtig, dass "betriebsnahe Wohnungen" möglich sind.

Die Gemeinderäte machten sich während des Castings Notizen, ließen sich aber nicht in die Karten schauen. Über die Bewerber soll Anfang nächsten Jahres entschieden werden.

© SZ vom 05.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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