Gefeiert wird im September :Ein rüstiger Jubilar

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Vor 90 Jahren hat das Klinikum Dorfen seine Pforten geöffnet. Das kleine Krankenhaus hat Höhen und Tiefen überstanden. Heute werden jährlich 2000 Patienten behandelt. Für den Landrat ist der Standort "unverzichtbar"

Von Regina Bluhme, Dorfen

Franz Streibl ist gebürtiger Dorfener, im Historischen Kreis Dorfen engagiert und den großen und kleinen Geschichten seines Heimatorts auf der Spur. 1939 ist er im Klinikum Dorfen zur Welt gekommen. Einen Kreißsaal gibt es heute nicht mehr, aber das kleine Krankenhaus hat sich trotz einiger Krisen und Querelen, Umbauten und Neuausrichtungen gehalten - und das seit 90 Jahren. Das Jubiläum wird im September mit einem Festakt und Tag der offenen Tür gefeiert. Aufnahmen aus Franz Streibl Fotoarchiv zeigen, wie alles begann: auf einer grünen Wiese.

Ein Zeitungsartikel vom 31. März 1928 berichtet stolz von der Eröffnung des Krankenhauses "in Anwesenheit des Regierungspräsidenten von Oberbayern, Exzellenz v. Knözinger". Das Klinikum sei "mit allen Errungenschaften der Neuzeit ausgestattet" und biete Platz für 50 Kranke, sieben Schwestern und drei Dienstboten. Zwei Jahre Bauzeit wurden benötig und die Gesamtkosten beliefen sich auf 300 000 Mark. In den Archiven finden sich auch Schwarz-Weiß-Bilder von der Belegschaft des neuerbauten Klinikums. Hinten stehen die Ärzte in Anzug und Krawatte, vorne sitzt das Pflegepersonal mitt weiße Schleierhauben und schwarzen langen Gewändern. Die Krankenpflege lag zunächst in den Händen der Barmherzigen Schwestern. Ende der 50er Jahre hatte das Krankenhaus 102 Betten und zehn Säuglingsbetten. 1989 verließen die letzten Nonnen das Krankenhaus mit so klingenden Namen wie Sr. Huberta, Aquila, Gonzales, Itbalda und Gradulfa. Das berichtet Wolfgang Lanzinger in seinem ausgezeichnet recherchiertem Beitrag im Dorfener Heimatbuch von 2006.

Eine frühe Aufnahme zeigt das Krankenhaus Dorfen mit Anbau. Diese Lage im Grünen ist heute kaum vorstellbar. Zur Orientierung: Die Straße, die vorne quer durch das Bild verläuft, ist die Buchbacher Straße. (Foto: Historischer Kreis (oh))

Wie viele kleine Kliniken musste auch das Dorfener Haus einige Stürme überstehen. Zum Beispiel gab es große Diskussionen im Kreistag und vor Ort, als das Krankenhaus durch den Landkreis übernommen werden sollte. 1973 wurde sogar eine Unterschriftenaktion vom Förderkreis Raum Dorfen gestartet, die forderte, dass die medizinische Versorgung in vollem Umfang weiterhin gewährleistet werden müsse. 20 000 haben damals unterschrieben, wie Wolfgang Lanzinger herausgefunden hat. Gerüchte über eine Schließung machten immer wieder mal die Runde, 1984 dann ein handfester Skandal: die beiden Urologen hatten sich zerstritten, der eine warf dem anderen vor, nicht zugelassene Antibiotika an Patienten getestet zu haben. Die Anschuldigen ließen sich aber vor Gericht nicht erhärten, wie Lanzinger schreibt.

2002 wurde es dann wieder recht eng. Im Vorfeld der Kommunalwahlen "senkte sich das Damoklesschwert einer drohenden Auflösung wieder tief über das Dorfener Kreiskrankenhaus", berichtet Wolfgang Lanziger . Es habe Zeiten gegeben, da hätten sogar Kreisräte gefordert, den Standort zu schließen und stattdessen eine Seniorenheim einzurichten, erinnert Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) in einer Pressemitteilung zum 90-jährigen Jubiläum. Er betont: "Der Standort ist unverzichtbar."

Die Klinik Dorfen ist eine Außenstelle des Klinikums Erding. Neben der Akutgeriatrie gibt es hier eine internistische Abteilung mit 42 Betten. (Foto: Renate Schmidt)

1995 die Zusammenlegung mit dem Klinikum Erding. 2003 ist das Dorfener Haus saniert worden. Damals wurde das privates Ärztehaus angebaut. 2006 wurde der Notarztstandort etabliert. Seit 2007 gibt es eine Abteilung für Hämatologie und Onkologie, "ein Alleinstellungsmerkmal", so Bayerstorfer. 2010 und 2011 wurde schließlich für 1,1 Millionen Euro der ehemalige OP-Trakt umgebaut zu einem Fusionstrakt für Untersuchungen. "Die Klinik Dorfen ist stabil auf hohem Niveau", erklärt Klinik-Vorstand Sándor Mohácsi: "Seit Jahren werden dort etwa 2000 Patinen im Jahr behandelt." Bayerstorfer verweist auf die jüngsten Erweiterungen des Hauses: die Schmerztherapie und die Schlafmedizin. Diese Investitionen dienten dazu, den Standort zu erhalten.

Heute bietet das 42-Betten-Haus gemeinsam mit Beleg- und Kooperationsätzen ein Behandlungsspektrum, "das sich für ein Krankenhaus dieser Größe sehen lassen kann", betont Martin Bayerstorfer. Es gibt Bereiche für Innere Medizin und Gastroenterologie, für Hämatologie und Onkologie, für Schmerz- und Schlafmedizin. Darüberhinaus gibt es die Belegabteilung für Kardiologie und Gastroenterologie.

Der Vorgänger des Klinikums Dorfen ist das "alte Krankenhaus". Es wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert als Armen- und Krankenhaus gegründet und steht noch immer. Gebürtige Dorfner dagegen gibt es nicht mehr. Ein Kreißsaal wurde schon lange aufgegeben.

© SZ vom 07.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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