Gartenbau:Hobbygärtner müssen sich gedulden

Gartenbau: Das Angebot ist groß: Gärtnerin Andrea Hagl mit Exemplaren der Funny Honey und der Sinnlichen Sissi.

Das Angebot ist groß: Gärtnerin Andrea Hagl mit Exemplaren der Funny Honey und der Sinnlichen Sissi.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Fachbetriebe verzeichnen bereits reges Interesse, doch für viele Pflanzen ist es noch zu kalt. Mit Beratung wollen die Experten der Konkurrenz durch Bau- und Gartenmärkte trotzen

Von Gerhard Wilhelm, Erding

An einigen Tagen hat sich der Frühling in diesem Jahr schon von seiner besten Seite präsentiert. Aber auch wenn sich in den Nächten zeigt, dass der Winter noch nicht aufgibt, ist die Natur unübersehbar aus dem Winterschlaf erwacht - wie auch die Hobbygärtner: In den Gärtnereien herrscht seit Mitte März Hochbetrieb, vor allem an Samstagen. Gekauft wird quer Beet, doch die Experten warnen: Zwar beginnt im April die große Pflanzzeit, vieles muss in den Boden, aber kälteempfindliche Sorten sollte erst Ende April nach draußen. "Die Sommersachen brauchen noch ein bisserl Zeit", sagt Paul Hagl von der gleichnamigen Gärtnerei in Erding.

Nach seinen Beobachtungen wird immer früher für den Garten oder Balkon eingekauft. "Die Gartengroß- und Baumärkte mit Gartenabteilungen schieben das Geschäft immer früher an", sagt Hagl. Zwar gelte der Spruch, dass man vor den sogenannten Eisheiligen - vom 11. bis 15. Mai - keine frostempfindlichen Pflanzen ins Freie pflanzen soll, nicht mehr so streng wegen den Klimaänderungen. Aber der Experte warnt: lieber noch bis Ende April warten. Gurken oder Tomatenpflänzchen, aber auch einige Kräuter wie Basilikum gehörten noch nicht ins Freie, Sträucher, Bäume und einjährige Erdbeeren hingegen schon. Das Thema Grabgestaltung sei hingegen bei ihm schon zu 95 Prozent abgeschlossen.

Seit Mitte März läuft auch der Betrieb von Robert Gauster in Dorfen auf Hochtouren, früher als im vergangenen Jahr dank eines milderen Winters. Für Sommerblüher sei das Auspflanzen allerdings noch zu früh, sagt auch er. "Nach dem Winter wollen die Leute natürlich was im Garten machen. Es soll bunt werden. Es wird nach Tomaten, Gurken oder anderen Gemüsesorten gefragt, aber dafür ist es einfach noch zu früh. Selbst in Gewächshäusern, wenn sie unbeheizt sind, oder in ungeschützten Hochbeeten unter Folien", sagt Gauster. Ihn ärgert wie Hagl, dass die Gartendiscounter schon von der 14. Kalenderwoche an, der ersten Aprilwoche, alles verkaufen - aber ohne den Tipp der Fachleute, dass es zum Einpflanzen eigentlich zu früh sei. Auch für Geranien zum Beispiel, im Gegensatz zu Bäumen und Sträuchern. "Die Bäume und Sträucher suggerieren uns, dass es schon warm ist, was aber falsch ist."

Den Trend zu immer früheren Käufen sieht auch Claudia Warneke von der Gärtnerei Strohmeyer Hirsch in Bergham. "Tulpen und Narzissen gehen bei uns schon seit Anfang März. Heuer ist alles ein wenig früher. Ostern markiert die Grenze vom Übergang der Frühlings- zu den Sommerblühern." Auch Kräuter und Salatsorten seien gefragt, ebenso Tomaten. Aber auch Claudia Warneke gibt ihren Kunden den guten Rat mit auf den Weg, dass wärmeliebende Pflanzen die Witterung noch nicht vertrügen. Wer meine, er habe mehr davon, je eher er pflanze, der könne herb enttäuscht werden.

Heidrun Cermak von der Gärtnerei Stockmaier-Cermak in Wartenberg macht in ihrem Betrieb die gleichen Erfahrungen. Auch bei ihr sei die Saison heuer schon früh losgegangen und die Nachfrage sei groß - unter anderem nach Stiefmütterchen, Narzissen oder Primeln, aber auch nach Salatpflanzen. Ihre Stammkunden wüssten jedoch, dass sie vieles wie Tomaten oder Gurken frühestens in zwei oder drei Wochen nach draußen bringen dürften. Es gebe auch Kunden, die vorher im Baumarkt gekauft hätten, "Mitnahmeware" wie Heidrun Cermak die massenhaft produzierten Pflanzen nennt. Die würden keinen Frost überstehen. "Dort haben sie auch keine Beratung, aber es ist bequemer, im Vorbeigehen was mitzunehmen." Beim nächsten Mal kämen sie dann "vielleicht gleich erst zu uns", sagt die Gärtnerin, zumal es bei ihr Sorten gebe, die viel robuster gegen Kälte seien.

Heidrun Cermak vermutet, dass die Kunden erst noch lernen müssten, dass auch bei Gärtnereien wie bei anderen Fachhändlern die Ware nicht teurer sein müsse als in den großen Filialketten, dass die Kunden dafür aber auch noch eine Beratung bekämen, die vor Fehlkäufen schütze.

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