Freiwillige Feuerwehren:Einsatzbereitschaft wird zum Problem

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"Um die Freiwilligen Feuerwehren zukunftsfähig zu machen", plant Innenminister Joachim Herrmann 2017 das Bayerische Feuerwehrgesetz zu ändern. Dazu gehören Kinderfeuerwehren, die Heraufsetzung des Höchstalters für den aktiven Feuerwehrdienst und Möglichkeiten der Inklusion. Zu stark hat sich die Situation verändert, zu viele sind vor allem in einer Großregion wie München tagsüber in Jobs.

"Wir laufen da nicht blauäugig herum", sagt Florian Wöhrl von der Freisinger Feuerwehr. "Tagsüber rechnen wir mit etwa 40 einsatzbereiten Feuerwehrleuten. Das sind die, die kommen, wenn der Piepser geht." "Wir haben ein Problem", räumt er ein. "Aber es ist Aufgabe der Stadt darauf zu reagieren." Denn die Gemeinden sind dazu verpflichtet, den abwehrenden Brandschutz - genauer: die Einsatzstärke der Feuerwehr - zu garantieren. Freisings freiwillige Feuerwehr hat etwa 200 aktive Mitglieder, darunter vier von der Stadt angestellte Gerätemeister.

Selbst wenn die Feuerwehrleute vor Ort arbeiten, kommt längst nicht jeder, wenn sein Pieper losgeht. Das Bayerische Feuerwehrgesetz sichert Mitgliedern der Freiwilligen Wehren bei einem Einsatz zur Arbeitszeit bereits den Anspruch auf Freistellung und ein Arbeitsentgelt zu. Die gilt auch für Fortbildungen. "Trotzdem wird keiner seinen Job riskieren für das Freizeitvergnügen Feuerwehr", sagt Wöhrl. Manchmal seien die Leute zu sehr eingebunden. Vor allem müsse man es vor dem Hintergrund sehen, dass die Freisinger aufgrund automatisch ausgelöster Feuermelder etwa 100 Einsätze im Jahr fahren. "Nur etwa fünf davon sind Notfälle", so Wöhrl. "Wenn aber zum Beispiel gemeldet wird: Dachstuhlbrand, Flammen schlagen aus dem Dach, Personen sind in Gefahr - dann wird jeder kommen, der kann." Wenn man bei einem Großbrand dennoch nicht genug Leute zusammenbekomme, "wird man den Kreis größer ziehen," sagt Wöhrl. Etwa 3900 aktive Feuerwehrleute hat der Landkreis.

Doch auf dem Land ist die Lage wesentlich problematischer. "In manchen Kommunen sieht es schlecht aus: Teilweise bekommt man die Einsatzfahrzeuge nicht mehr voll", sagt Kreisbrandinspektor Rudolf Schindler, der für des Osten des Landkreises zuständig ist. Ortsnamen möchte er nicht nennen. "Besonders stark sind eben die kleinen Orte betroffen, denn hier gibt es besonders viele Auspendler."

Die mit der Gesetzesänderung geplante Anhebung des Dienstalters von 63 auf 65 Jahre hält Schindler für "sinnvoll" und für eine "geeignete Gegenmaßnahme, um zumindest eine Zeit lang etwas Abhilfe zu schaffen". Allerdings sind ältere Feuerwehrleute nicht mehr für jeden Einsatz geeignet. Für Atemschutz-Einsätze gilt ein Altersgrenze von 45 Jahren. "Vor 20 Jahren sah es noch rosig aus", sagt Schindler. "Da gab es noch viele Landwirte, die immer vor Ort waren. Pflichtfeuerwehren gebe es hierzulande noch nicht, "aber in Friesland wurden sie in einigen Orten schon eingeführt", so der Kreisbrandinspektor. Von den geplanten Kinderfeuerwehren hält er nichts: "Die Jugendlichen dürfen erst ab 18 Jahren ausrücken. Wenn Kinder mit sechs Jahren anfangen, wird es schwierig sie so lange zu begeistern. Und wer soll die Verantwortung für sie übernehmen? Und sie brauchen eine besondere Betreuung - von speziell ausgebildeten Kräften."

© SZ vom 04.01.2017 / zim - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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