Freisinger Volksfest:Zu nass, zu kalt

Lesezeit: 2 min

Schlechtes Wetter am ersten Volksfestwochenende verwässert die Bilanz beim Bierausschank zur Halbzeit. Das freut die Polizei, die weniger mit Schlägereien zu tun hat, Wirte und Schausteller hoffen dennoch auf den Spätsommer

Von Peter Becker, Freising

505 Hektoliter Bier sind bislang die durstigen Kehlen hinunter geflossen. Das gab Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher während der Pressekonferenz zur Halbzeit des Volksfestes bekannt. Das sind 55 Hektoliter weniger als im vergangenen Jahr. Der Schuldige, der die Bilanz bislang verwässert hat, ist schon ausgemacht: Es war das schlechte Wetter, das am ersten Volksfestwochenende herrschte. Doch des einen Leid ist des anderen Freud. Ernst Neuner, Leiter der Freisinger Polizeiinspektion, führt es auf das nasskalte Wetter zurück, dass es bislang auf dem Festplatz ruhig zuging. "Es spielt uns in die Karten. Unsere Klientel mag eben auch lieber warmes Wetter", stellte er fest.

Zur ständigen Kundschaft der Polizei gehören diejenigen, die schon mal wegen ihrem Hang zur Schlägerei aufgefallen sind. Drum verhängte die Stadt Freising gleich im Vorgriff Betretungsverbote gegen 14 Personen. Einen Verstoß habe es gegeben, berichtete Neuner. "Der wird von der Stadt dafür belohnt", fügte er hinzu. Sprich, es gibt ein Bußgeld. Der "Dolce-Vita-Abend" am Dienstag verlief aus Sicht der Polizei ebenfalls in gemäßigten Bahnen. "Wir haben strikt durchgegriffen", erläuterte Neuner. Er und seine Kollegen filterten im Verlauf des Abends diejenigen heraus, die auf Ärger aus waren. Auf diese Weise durften etliche Krawallmacher früher als geplant nach Hause gehen. Dabei wurden elf Betretungsverbote verhängt. Eine Gruppe tat sich dabei besonders hervor. Der Rädelsführer ließ sich offenbar bei einer Pöbelei erwischen und musste mit sieben Freunden den Festplatz verlassen. Im Laufe des Abends sei es ruhiger geworden.

Bislang hat die Polizei vier Körperverletzung und eine gefährliche Körperverletzung registriert. Das entspricht jeweils der Halbierung der Fälle aus dem vergangenen Jahr zur Halbzeit. Bis jetzt gab es keine Sachbeschädigungen und keine Diebstähle. Drei Kiffer liefen der Polizei bei Kontrollen in die Arme. "Die lernen es halt nie", sagte Neuner mit Hinweis auf Durchsuchungen in den vergangenen Jahren. Eine Person leistete Widerstand gegen Beamte. Ein Fall, den die Polizei unter "häuslicher Gewalt" registriert, ereignete sich ebenfalls. Ein Pärchen geriet sich im Weinzelt derart in die Wolle, dass es zu gegenseitigen Verletzungen kam.

Wenig spaßhaft war ein Erlebnis, das zwei Männer am Montagabend hatten. Im Parkhaus beim Saturn trat ihnen ein Mann mit einer Schreckschusspistole gegenüber. Er forderte sie auf, ihm sein Parkticket zu bezahlen. Im Laufe der Bedrohung stolperte der Angreifer und die Männer konnten flüchten. Mittlerweile ist der Täter ermittelt. Es handelt sich um einen Angestellten auf dem Volksfestplatz. "Er sitzt jetzt wohl in Haft", sagte Neuner.

Der Polizeichef hofft, dass die zweite Volksfesthälfte ähnlich ruhig verläuft. Den Wunsch teilen die Organisatoren nicht ganz. Die schönen Spätsommertage sollen die Kassen der Schausteller und Fieranten füllen. Schaustellersprecher Christian Buchner lobte das Freisinger Volksfest, das schön zusammengestellt sei und keine Lücken aufweise. Er ging auf den "Hype mit der ökologischen Geschichte" ein. Auf den Volksfesten werde das Bier immer noch in Maßkrügen und nicht in To-go-Bechern ausgeschenkt. "Umweltmäßig sind wir weit vorne. Unsere Umweltbilanz kann sich sehen lassen", betonte Buchner. Es stecke aber viel Technik und Organisation dahinter. Für die Bedienungen wäre es wesentlich schwieriger, das Bier in Pappbechern an die Tische zu bringen als in Maßkrügen. Huber Hierl, Kulturreferent der Stadt Freising, gestand, dass er sich im vergangenen Jahr Gedanken gemacht habe, wie es mit dem Volksfest weitergehe. Heute sieht er es auf einem guten Weg. "Wir brauchen keinen Event-Charakter."

© SZ vom 12.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: