Freising:Wirte unter Druck

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Diskussion um Veranstaltungen in Gasthäusern geht weiter

Von Peter Becker, Freising

"Irgendwann muss man einen Schlussstrich ziehen", sagt Harald Schrott, Wirt des Hofbrauhaus-Kellers in Freising. Er hat mit seiner Ankündigung, keine Parteiveranstaltungen mehr in seinem Saal stattfinden zu lassen, für Aufregung gesorgt. Dafür hat er Solidaritätsbekundungen von anderen Gastronomen bekommen. Einer davon ist dem Vernehmen nach Günter Wittmann vom Gasthaus "Zum Löwen". Der wollte das der Freisinger SZ allerdings nicht bestätigen. Vertreter des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes zeigen Verständnis für das Verhalten der Wirte. "Die brauchen ein breites Kreuz", sagt Kreisvorsitzende Anna Elisabeth Hofmeier im Zusammenhang mit AfD-Veranstaltungen.

Angela Inselkammer, Vorsitzende des Landesverbandes des Hotel- und Gaststättenverbandes, ist der Meinung, dass "Hausrecht und Hoheit" über ein Gasthaus beim Wirt bleiben müssten. Das heißt, dass er seinen Saal vermieten könne, an wen er wolle, natürlich nur, solange alles in einem rechtlichen Rahmen bleibe. Die freie Meinungsäußerung sei eben ein Merkmal der Demokratie. Da müsse man auch schon mal unbequeme Meinungen aushalten.

Kreisvorsitzende Anna Elisabeth Hofmeier kann die Entscheidung, keine Parteiveranstaltungen mehr stattfinden zu lassen, nachvollziehen. Diese sei auch auf Druck der Bürger zustande gekommen. Die Diffamierungen, welche Wirte über sich ergehen lassen müssten, wenn sie AfD-Versammlungen in ihren Sälen erlauben, seien letztlich "geschäftsschädigend". Anna Elisabeth Hofmeier verweist auf die Versammlungsfreiheit. Die gelte bislang auch für die AfD. "Sie ist nicht verboten", stellt die Kreisvorsitzende fest. Und die Wirte hätten wohl "schlechte Karten", wenn die Partei vor Gericht klagen würde, weil ihr die Saalmiete verweigert worden sei.

Ein Stadt-Landgefälle gibt es laut Angela Inselkammer und Anna Elisabeth Hofmeier bei den Protesten gegen Wirte, die AfD-Veranstaltungen dulden, nicht. Die Funktionärinnen sehen eher regionale Unterschiede. Martina Rittner von der Rezeption des Alten Wirts in Langenbach kann jedenfalls nicht von schlechten Erfahrungen mit Parteien berichten. "Da haben wir bislang keinen Stress gehabt", sagt sie. Der Saal werde meist von großen Parteien wie der CSU oder SPD gebucht. Von "kleineren" kämen keine Anfragen. Immerhin nimmt sich die FDP der gebeutelten Wirte an. Bei ihrem liberalen Stammtisch am Mittwoch, 7. Dezember, um 20 Uhr im Gasthaus Zum Löwen lautet das Thema: "Politischer Druck auf Freisinger Wirte - gut gemeinter Rat oder Vorverurteilungen?

Aber noch ein weiterer Grund hat Schrott am Ende zu seinem rigiden Schritt veranlasst. Manche Partei hat sich als unzuverlässiger Geschäftspartner entpuppt. Da sei eine Veranstaltung gebucht gewesen, erzählt er. Einem weiteren Interessenten habe er deshalb absagen müssen. Dann machte die Partei einen Rückzieher und Schrott ging eine große Weihnachtsfeier durch die Lappen.

© SZ vom 02.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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