Freising:Weiterhin wachsam

Lesezeit: 2 min

"Aufgemuckt" gegen aktuelle Ausbauprojekte am Flughafen

Von Johann Kirchberger, Freising

"Es gibt keinen Bedarf für eine dritte Startbahn" - so lautete am Donnerstagabend einmal mehr das Credo von Christian Magerl bei einer Mitgliederversammlung von "Aufgemuckt", der Dachorganisation der Startbahngegner, der 83 Bürgerinitiativen und Verbände angehören. Die Passagierzahlen hätten sich zwar im vergangenen Jahr um 3,6 Prozent auf 47,9 Millionen erhöht, sagte er, "von Flugscham ist noch nichts zu spüren". Auch bei den Flugbewegungen habe es ein leichtes Plus um 0,9 Prozent auf 417 138 gegeben. Aber im Herbst sei der Flughafen ins Minus gerutscht, auch in den beiden ersten Wochen des neuen Jahres seien die Flugbewegungen um 1,3 und 1,1 Prozent zurückgegangen, bei der Fracht habe man 2019 sogar fünf Prozent eingebüßt.

Magerl zitierte Ralph Beisel vom Flughafenverband ADV, wonach der "Wachstumspfad der letzten Jahre nicht zu halten" sei und erinnerte daran, dass im Moos die Kapazitätsgrenze noch lange nicht erreicht sei. Schließlich seien in den Jahren 2007/08 bereits 432 000 Flüge abgewickelt worden. Seither sei es mal rauf und mal runter gegangen und "jetzt ist Schrumpfung angesagt". Der Aufgemuckt-Sprecher warnte davor, sich einlullen zu lassen, "die dritte Startbahn ist nur auf Eis gelegt", große Teile der CSU wollten sie immer noch bauen. Deshalb werde Aufgemuckt weiter kämpfen, bis der Planfeststellungsbeschluss zurückgezogen und beerdigt sei.

Fordern werde Aufgemuckt weiterhin den Verzicht auf Kurzstreckenflüge. Allerdings müsse die Bahn verbessert werden, um konkurrenzfähig zu werden. Magerl kritisierte die derzeitigen Ausbaumaßnahmen am Flughafen, das vierte Terminal müsse schon deshalb verhindert werden, weil damit ein enormer Flächenverbrauch verbunden sei. "Wenn man es mit dem Naturschutz ernst meint", so Magerl, dürfe eine dritte Startbahn nie und nimmer gebaut werden.

Ob denn ein weiteres Terminal und die riesigen Baumaßnahmen am Lab-Campus von den Bauausschüssen in Freising und Erding nicht verhindert werden könnten, fragte ein Zuhörer. Nein, sagte Freisings Bürgermeisterin Eva Bönig, die seien durch den Planfeststellungsbeschluss gedeckt. "Wir werden praktisch nur informiert und müssen unser Einvernehmen erklären". Umweltreferent Manfred Drobny bestätigte dies, meinte aber, vielleicht sollte die Stadt einmal "ein politisches Zeichen" setzen und die Zustimmung verweigern.

Christine Margraf vom Bund Naturschutz berichtete über die Petition "Kein Steuergeld für Billigflieger", mit der die Subventionen für Fluggesellschaften gestoppt werden sollen. 12 000 Unterschriften habe man bereits gesammelt. An diesem Samstag könne man an einem Stand des BN in der Innenstadt unterschreiben, neuerdings könne man auch Online zustimmen. Margraf warb außerdem für die EU-weite Petition, die Steuerbefreiung für Kerosin abzuschaffen.

Als gut bezeichnete Manfred Drobny die Zusammenarbeit mit den Klimaaktivisten und erinnerte daran, dass am nächsten Donnerstag eine Sondersitzung des Freisinger Stadtrats zur Ausrufung des Klimanotstands anberaumt sei. Davor komme es um 18.30 Uhr noch zu einer Demonstration auf dem Marienplatz. Über die Belastungen durch Ultrafeinstaub am Flughafen berichtete Oswald Rottmann vom Bürgerverein. An Silvester seien zwar enorme Werte gemessen worden, sagte er, aber diese Werte würden am Flughafen an 60 Tagen im Jahr erreicht. "Dieser Feinstaub muss minimiert werden", forderte er, "der Staat muss was tun".

© SZ vom 18.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: