Freising:Von links nach rechts geschoben

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Der Verein Mibikids erhält kaum Zuschuss für die Integrationsarbeit

Von Serafine Dinkel, Freising

Von der Flüchtlingswelle hat man bei den Anmeldungen für die Deutschförderkurse des Vereins Mibikids in diesem Jahr noch nicht allzu viel gespürt. Es dauere wohl, bis das Programm hier wahrgenommen werde, vermutet Büroleiterin Stefanie Kralisch. Doch auch so hat der Verein, der in Freising, Neufahrn und Moosburg Kurse für Vor- und Grundschüler anbietet, viel zu tun. Fast 80 Kinder sind seit Beginn des Schuljahres 2015/16 dazugekommen. "Seit sechs Jahren stehen wir vor immer neuen Herausforderungen", sagt der Vorsitzende, Samuel Fosso, "bis jetzt haben wir alles gemeinsam bewältigt. Auch dieses Jahr haben alle erfolgreiche Arbeit geleistet." Öffentliche Zuschüsse gibt es bisher kaum.

Seit Gründung des Vereins 2010 stieg die Teilnehmerzahl stetig. Mit vier Kindern ging es im ersten Schuljahr los, im Folgejahr waren es bereits 72. Im September 2015 waren 166 Kinder angemeldet; im April 2016 schon 244. "Wir nehmen laufend Anmeldungen entgegen, reagieren punktuell und nach Bedarf", sagt Fosso. Der Verein muss flexibel sein, schon wegen der unterschiedlichen Hintergründe der Kinder: 95 kommen aus dem EU-Ausland, 58 aus dem Nahen Osten, 44 aus Afrika. Manche sind neu in Deutschland, andere sind Migrantenkinder in zweiter oder dritter Generation. Das treffe vor allem bei den 62 türkischstämmigen Kindern zu, sagt Kralisch. Die Leiter der maximal fünf Kinder starken Gruppen sind ehrenamtlich tätig. Die Mehrheit habe eine pädagogische Ausbildung als Lehrer oder Sozialpädagoge, doch jeder sei willkommen, betont die Büroleiterin. Mit Schulungen und Hospitationen würden die Ehrenamtlichen auf die Aufgabe vorbereitet.

Mit der Teilnehmerzahl steigen auch die Kosten; bei den Aufwandsentschädigungen der Ehrenamtlichen aber auch im Bereich der Verwaltung. 180 bis 220 Euro kostet die Förderung der 60- bis 90-minütigen Wochenstunden jährlich pro Kind. Das liege "unter den Kosten anderer verfügbarer Angebote", heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Finanziert werden die Sprachkurse überwiegend durch Spenden, die Familien tragen nur Materialkosten zwischen 15 und 25 Euro. "Durch gezielte Starthilfe im Alltag haben die Kinder eine echte Chance auf Bildung und Integration", wirbt der Verein und meldet auch echte Erfolge: Das Gros der geförderten Kinder könne eine Regelschule besuchen und müsse nicht mangels Sprachkenntnissen auf eine Sonderschule. Zehn der 20 geförderten Viertklässler hätten es auf die Realschule oder das Gymnasium geschafft.

Mit dem Angebot für erwachsene Frauen, "Mama lernt Deutsch", musste der Verein aussetzen. Man sei mit den Kindern ausgelastet, sagt Kralisch. Mit Müttern sei die Organisation schwierig, sie seien unterschiedlich verfügbar und hätten oft verschiedene Lernniveaus. Mit Kindern sei das einfacher.

Kinder zu integrieren ist von öffentlichem Interesse - doch öffentlich unterstützt werde der Verein nur von der Gemeinde Neufahrn und der Stadt Moosburg. Man habe Anträge auf Förderung "auf allen Ebenen" gestellt, sagt Kralisch. Doch die Ämter hätten darauf verwiesen, nicht zuständig zu sein. "Die Verantwortung wird von links nach rechts geschoben", sagt Fosso, "aber wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben, von öffentlicher Seite finanziert und wertgeschätzt zu werden". Bei der Stadt Moosburg zumindest ist der Verein seit 2014 mit 3000 Euro jährlich fest im Haushalt eingeplant. Ein Sprecher der Gemeinde Neufahrn erklärt, man habe den Verein einmal auf Anfrage unterstützt, aber keine weiteren Anträge erhalten. Die Sprecherin des Landratsamtes, Eva Dörpinghaus, begründet die Ablehnung von Zuschüssen durch den Landkreis damit, dass Sprachförderung Aufgabe des Kultusministeriums sei. Dieses lässt wissen, dass Förderung für Bildungsvereine im Haushalt nicht vorgesehen sei. Biete der Verein sein Programm an Schulen an, wäre das eventuell anders.

Die Sprecherin der Stadt Freisingerklärt, man wolle mit der Unterstützung des Vereins keine Präzedenzfälle schaffen, da die Kommune nicht zuständig sei. Doch die Stadt schätze die Arbeit und habe die Freisinger Sparkasse im vergangenen Jahr zu einer Spende über 15 000 Euro an Mibikids animiert.

© SZ vom 25.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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