Freising:"Net blöd...für a Frau"

Lesezeit: 2 min

Kabarettistin Claudia Pichler gastiert mit ihrem neuen Programm am Sonntag im Lindenkeller. Sie hat über Gerhard Polt promoviert und nach einem zumindest begonnen Studium in Freising auch eine Beziehung zur Domstadt

Interview von Raphael Ostertag, Freising

Bisher machte Claudia Pichler im Trio "Die drei Haxn" mit Anni Preuß und Michael Well die bayerische Kleinkunstlandschaft unsicher, jetzt startet sie mit ihrem ersten Solo-Programm durch. Das nennt sich "Ned blöd...für a Frau!" und darin erzählt sie Geschichten aus ihrer Welt, fabuliert über ihre Erfahrungen im Berufs-, Genuss- und Liebesleben, erörtert die Tücken religiöser Befindlichkeiten genauso wie die Freuden von Haustierbesitzern. Claudia Pichler hat in München über Gerhard Polt promoviert, darf sich also Frau Doktor nennen. Am Sonntag, 7. April, gastiert sie um 20 Uhr mit ihrem Programm im Lindenkeller.

SZ: Ihr Programm heißt "Ned blöd ... für a Frau!". Was hat es mit dem Titel auf sich?

Claudia Pichler: Ich erzähle überwiegend Geschichten, die ich selbst erlebt habe und in der Vergangenheit hat man mich schon öfters mit genau diesem Satz gelobt. Natürlich wird das Lob mit dem Nachsatz "für a Frau" gleich wieder zunichtegemacht, aber so ein bisschen zieht sich das schon durch, auch wenn es nicht immer so ernst gemeint ist.

Ihre Doktorarbeit beschäftigt sich mit Gerhard Polt. Wie kam es dazu?

Als ich Literatur studiert habe, fing ich an, mich immer mehr für Satire zu interessieren. Außerdem bin ich mit Polt aufgewachsen und über den gab's noch keine längeren wissenschaftlichen Arbeiten. Für mich war er also das ideale Forschungsgebiet, weil er mich interessiert hat und er schon so viele Themen behandelt hat, die was hergeben. Ich muss sagen, für eine Doktorarbeit war sie am Ende wahrscheinlich lustiger als die meisten.

Ist der persönliche Polt anders als der "Bühnen-Polt"?

Ich kenn ihn ja mittlerweile schon länger und war vorm ersten Treffen relativ unvoreingenommen. Als ich ihn dann getroffen habe, war er sofort wahnsinnig sympathisch und herzlich, also ganz anders als viele seiner Bühnenfiguren. Das Grantige und Zornige kenne ich von ihm privat gar nicht, er ist sehr harmonisch. In der Runde unterhält er zwar alle, aber er sieht auch immer jeden Einzelnen.

Würden sie Polt als ein Vorbild bezeichnen?

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Mit dem Wort "Vorbild" tue ich mir schwer. Für die Bühne muss ich meine eigene Rolle finden, aber natürlich, seine Sicht auf die Welt hat mich schon sehr geprägt. Er arbeitet gut die menschlichen Schwächen raus. Die Leute reden schlecht über andere, aber entlarven damit letztendlich ihre eigenen Schwächen. Diese menschliche Widersprüchlichkeit finde ich auch sehr faszinierend und greife diese Themen gerne raus. Ich glaube, wir haben ein sehr ähnliches Humorverständnis.

Mit Ihrem Programm kommen Sie nach Freising. Gibt es eine besondere Beziehung zur Stadt?

Ja, ich habe tatsächlich mal in Weihenstephan studiert. Eigentlich wollte ich damals in der Brauerei arbeiten, habe dann aber erst einmal Lebensmitteltechnologie studiert und nach zwei Semestern abgebrochen. Ich habe in einer Sechser-WG gelebt, zusammen mit fünf Männern als einzige Frau. Das war sehr lustig, eine schöne Zeit, nur das Fach war nicht so meins.

Nehmen Sie Ihre Freisinger Vergangenheit denn auch mit hinein in das Programm?

So was mache ich spontan, aber im Programm werde ich meine Freising-Erfahrungen bestimmt irgendwie mit einbauen. Rückblickend gab's schon einige irritierende Sachen während meiner Zeit in Freising: Verbindungspartys zum Beispiel, bei denen groß mit Freibier geworben wurde und man wusste, dass man da nur Männer trifft. Bei den Seminaren erinnere ich mich natürlich noch an die Bierverkostungen um 10 Uhr in der Frühe, das waren schon lustige Kurse.

© SZ vom 03.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: