Freising/Nandlstadt:Schritt zur Selbständigkeit

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Therapiezentrum möchte Betreutes Einzelwohnen anbieten

Von Peter becker, Freising/Nandlstadt

Das Prop-Therapiezentrum in Aiglsdorf möchte vier Plätze im Betreuten Einzelwohnen in Nandlstadt anbieten. Ralf Keuschnig von der Teamleitung Sozialtherapeutische Übergangseinrichtung und Therapeutische Wohngemeinschaft Nandlstadt, bezeichnete in der Vollversammlung der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) das Vorhaben als ergänzendes, abschließendes Therapiemodul im Angebot des Therapiezentrums. Das Gremium stimmte dem Antrag einstimmig zu.

Keuschnig sagte, dass die Nachfrage nach einem Betreuten Einzelwohnen hoch sei. Derzeit stellt das Therapiezentrum im Stammhaus in Aiglsdorf stationär zehn Plätze zur Verfügung. Nach einer gewissen Zeit ziehen die Klienten in eine Außenwohngruppe um. Dort stehen acht Plätze zur Verfügung, die in zwei Reihenhäusern in Nandlstadt untergebracht sind. Der nächste Schritt ist der Umzug in eine Therapeutische Wohngemeinschaft, die sich auf vier Wohneinheiten in der Marktgemeinde aufteilen. Dort stehen zwölf Plätze zur Verfügung. Weil sich der Therapiebedarf im Laufe der Zeit ändert, entsteht in den Patienten der Wunsch, irgendwann einmal wieder ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Ein Schritt in diese Richtung ist das Betreute Einzelwohnen, welches das Therapiezentrum künftig in vier Wohnungen in Nandlstadt anbieten will.

Keuschnig berichtete, dass die Nachfrage nach einem Platz in der Therapeutischen Wohngemeinschaft hoch ist. Seit die Einrichtung im April 2014 ihre Arbeit aufgenommen hat, sind die Plätze kontinuierlich vergeben. Für die neue Einrichtung des Betreuten Einzelwohnens gibt es bereits eine Warteliste von acht Bewerbern. Mit dieser will das Therapiezentrum seinen Klienten den Übergang in ein selbstbestimmtes Leben so einfach wie möglich machen. Ziel ist, dass die einstmals Suchtkranken die Chance haben, unter Begleitung von Sozialpädagogen ihre Abstinenz von Alkohol oder Rauschgiften aufrecht zu erhalten und weiter zu festigen. Dies ist die Voraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und einer erfolgreichen Wiedereingliederung.

Aufgenommen werden Klienten der Therapeutischen Wohngemeinschaft mit einer hohen Motivation, abstinent zu leben. Verweigert jemand die Zusammenarbeit mit den Fachkräften oder die Teilnahme am Angebot, wird er ausgeschlossen. Dies gilt auch bei Verletzung eines vereinbarten Regelwerks oder der Anwendung von Gewalt. Die Kosten für die Lebensmittel und die Wohnung trägt der Patient selbst. Keuschnig hob die Bedeutung ambulanter Maßnahmen im Anschluss an eine Suchtberatung hervor. "Sie werden immer wichtiger", sagte er. Im Vergleich dazu sei die Rückfallquote bei stationären Therapien, nach denen der Klient entlassen werde, hoch.

Keuschnig sagte, bislang habe es aus Nandlstadt keine negativen Rückmeldungen gegeben, was das Verhalten der Patienten des Therapiezentrums anbelangt. Diese seien im Ort und seinen Vereinen integriert oder sie nutzten Nandlstadt als Sprungbrett nach Freising. Eine Überforderung der Marktgemeinde durch die Unterbringung einer weiteren Therapieeinrichtung sieht er nicht. "Ich habe keine Befürchtung, dass wir Nandlstadt zu viel zumuten", versicherte er. Die Klienten bauten mit Sicherheit keine "Szene" dort auf, zumal die Sozialpädagogen auch am Ort wohnen. Keuschnig betonte, dass derjenige, der in das Therapiezentrum aufgenommen werden wolle, eine klare Entscheidung treffen müsse, ob er künftig abstinent leben will. Schafft er dies nicht, muss er die Einrichtung verlassen. Für gewöhnlich kehre er dann ins ein altes Umfeld zurück.

© SZ vom 15.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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