Freising:Mit Crowdfunding Geld einsammeln

Lesezeit: 2 min

Freisinger Start-up "Freisicht" produziert Brillen aus Vollholz

Von Rosanna Wegenstein, Freising

Geheimnisvolles Neonlicht beleuchtet die große CNC-Fräsmaschine von innen, und geheimnisvoll und faszinierend ist auch, was Linus Frank und sein Geschäftspartner Sebastian Wittmann in ihrem Unternehmen Freisicht mit der Fräse anfangen: Aus einem kleinen Holzblock wird dort die Fassung eines Brillenrahmens genau vermessen und schließlich mit kleinen Fräsern herausgearbeitet.

Doch schon vor diesem Prozess ist mit dem Holzblock einiges passiert. "Mit einem zehnstufigen Verfahren werden die Festigkeitswerte des Holzes verstärkt, sodass sich der Rahmen später zum Beispiel durch den Einfluss von Feuchtigkeit nicht unerwünscht verformt", erklärt Frank. Mit Hilfe eines Stipendiums des Förderprogramms Exist hat er jenes Verfahren in dreieinhalb Jahren gemeinsam mit seinem Kollegen an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf entwickelt. Der Traum, eine eigene Brille zu entwerfen, war schon während der Studienzeit der beiden entstanden, als Sebastian Wittmanns Brille während einer Vorlesung brach. "Wir machen selbst eine Neue", hatte Frank damals gesagt.

Heute haben sie diese Idee verwirklicht. Zusammen mit Alen Schiffner und dem Designer Thomas Winter leiten sie ihr eigenes Start-up. Durch ihre selbst entwickelte Holzbehandlung fabrizieren sie aus Massivholz filigrane, anpassungsfähige Brillengestelle. Nicht aus verklebtem Sperrholz, wie es sonst üblich sei, betont Frank. Nach dem Fräsevorgang, der etwa zehn Minuten dauert, sind pro Modell noch ungefähr zwei Stunden Handarbeit notwendig, in denen Rahmen und Bügel gebeizt werden und eine von fünf möglichen Farbkombinationen erhalten. Die heißen zum Beispiel "Violinrot" oder "Gambenschwarz". "Diese Namen haben wir von meinem Vater abgeleitet, der Musikinstrumente baut", erklärt Frank. In ihrer Werkstatt arbeiten Linus Frank, Sebastian Wittmann und Kollegen nun seit zweieinhalb Jahren, nachdem sie ihre ersten Brillen an der Uni hergestellt haben. Die Fräsmaschine konnten sie dank zweier Investoren finanzieren. "Wir sind sehr froh, dass wir dadurch nicht immer wirtschaftlichen Druck haben", betont Frank und erklärt, es sei trotzdem immer wieder schwierig, die nötigen finanziellen Kapazitäten zu finden. "Es ist eine spannende Sache mit vielen Höhen und Tiefen."

Gerade steht Freisicht vor der Umsetzung einer neuen Idee. Unter dem Markennamen Save eyewear wollen Frank und Wittmann in Zukunft auch Sonnenbrillen herstellen und die Modelle auch online vertreiben. Bisher verkaufen sie ihre Brillen nur über Optiker. "Das ist manchmal umständlich und braucht auch Überzeugungsarbeit", erklärt Frank. Einer der Hauptgründe für die angestrebte Direktvermarktung sei, sagt er, dass die Preise sinken würden. "Wir wollen dadurch für mehrere Kunden und Kundinnen zugänglich werden." Am Samstag um 16 Uhr startete Freisicht eine Crowdfunding Kampagne auf kickstarter.com, wo es unterschiedliche Möglichkeit gibt, ihr Projekt zu fördern. Man könne sich, erklärt Frank, zum Beispiel eine eigene Brille bestellen oder an einem Maschinenkurs teilnehmen und bei der Fabrikation dabeisein. "Wir wollen nicht unbedingt als Bittsteller gesehen werden, sondern die Menschen gerne mit dem ästhetischen und nachhaltigen Mehrwert unserer Brillen erreichen", sagt er. Besonders wichtig ist es den Unternehmern, dass alle Arbeitsschritte vor Ort passieren. "Von dem Holzblock, bis zum Ende", wie Frank betont.

© SZ vom 24.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: