Freising:Lobbyist der Startbahngegner

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Toni Hofreiter sagt, er werde alles tun, um den Ausbau zu verhindern

Von Johann Kirchberger, Freising

Er solle doch mal seinen CSU-Kollegen Irlstorfer im Bundestag fragen, "warum er sich bei uns in Attaching gar nicht mehr blicken lässt", wurde Toni Hofreiter bei seinem Kurzbesuch in der Flughafengemeinde gefragt. Ob es zu dieser Form der Unterstützung kommen wird, ließ der Fraktionsvorsitzende der Grünen offen. Keinen Zweifel ließ er jedoch daran, alles zu tun, um den Bau der dritten Startbahn zu verhindern, vor allem wenn seine Partei nach der Bundestagswahl in einer Regierung vertreten sei. Denn der Flughafen sei für die Region geplant und gebaut worden und nicht als internationales Drehkreuz, dafür gebe es keine Notwendigkeit.

Hofreiter war in Attaching, um sich ein Bild von den Auswirkungen zu machen, die eine dritte Startbahn auf den Freisinger Stadtteil hätte, und mit Betroffenen zu diskutieren. Mit ihm waren der Bezirksvorsitzende der Grünen, Markus Büchler, Bundestagskandidatin Kerstin Schnapp, Bürgermeisterin Eva Bönig, Aufgemuckt-Sprecherin Helga Stieglmeier und Bezirksrat Johannes Becher gekommen. Sie wünsche sich von Hofreiter, das Thema noch mehr in den Bundestag zu transportieren, sagte Eva Bönig, Hofreiter solle ein Lobbyist der Startbahngegner sein.

Der zeigte sich willig. An Tor 30 im Osten und am Attachinger Sportheim erläuterten ihm die Attachinger die Pläne der Flughafen GmbH, die ihm nicht ganz unbekannt sind, wie Hofreiter sagte, schließlich sei er vor seiner Zeit im Bundestag Assistent des Landtagsabgeordneten Christian Magerl gewesen. Der Flughafen sei für die Region groß genug, sagte Hofreiter, ein weiterer Ausbau gefährde die Gesundheit der Menschen im Umland. Auch aus Klimaschutzgründen lehne er den Ausbau ab. Bundeskanzlerin Angela Merkel spreche zwar immer von Klimaschutz, tue aber nichts dafür. So sei seit 2009 der CO₂-Ausstoß nicht mehr gesunken, in Deutschland werde weltweit die meiste Braunkohle verbrannt. Ausdrücklich lobte Hofreiter ein Gericht in Wien, das dort den Bau einer weiteren Startbahn aus Klimaschutzgründen untersagt habe, "solche Richter würde ich mir bei uns auch wünschen, das ist fortschrittliche Justiz".

Bei uns werde immer so getan, als gingen wir gnädig mit unserem Planeten um, sagte der Grünen-Politiker, "aber es geht nicht darum, den Planeten zu retten, sondern um uns zu retten". In der Arktis seien die Temperaturen im vergangenen Winter um 40 Grad höher gewesen als sonst üblich. Die Bundesregierung aber lege die Hände in den Schoß und fahre auf einem Vertuschungskurs. Als Beispiel nannte Hofreiter den Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses zum Dieselskandal, in dem CDU, CSU und SPD erklärt hätten, dass es wissenschaftlich umstritten sei, ob Stickoxide gesundheitsgefährdend sind.

Die Startbahn dürfe schon deshalb nicht gebaut werden, weil dadurch das Wachstum in München weiter angeheizt werde. Die 15 000 zusätzlichen Arbeitskräfte erhöhten den Druck auf dem Wohnungsmarkt, die Mieten würden weiter steigen. Die Münchner wollten dieses Wachstum nicht, so Hofreiter. Wenn sie sich trauten, einen weiteren Bürgerentscheid durchzuziehen, "werden wir den wieder gewinnen", gab er sich zuversichtlich und Becher stimmte ihm zu. "Wir stehen bereit, wieder zu kämpfen."

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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