Freising:Leichte Blessuren

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Independent-Stars-Festival zieht nur wenige Besucher an

Von Alexandra Vettori, Freising

Ist Freising kein Ort für Independent-Kino oder war es nur der falsche Termin? Beim Team des Independent-Stars-Festival, das am Wochenende stattgefunden hat, stand diese Frage ganz oben. Denn die Resonanz auf das kleine Filmfest, das im Vorjahr mit deutlich mehr Publikum gestartet ist, war jetzt äußerst mau.

"Im Vergleich zum Januar war das ein ganz krasser Rückgang", sagte Mitorganisator Jan Werner am Samstagabend enttäuscht und fügte an: "Da stellt sich schon die Frage: Sind die Freisinger für so viel Kino bereit?" Ein wenig "angesäuert" sei er auch, weil der Verein "Prima Leben und Stereo" erst vor einigen Wochen den eigenen Termin auf Anfang Juli vorverlegt hatte, genau auf das Wochenende, an dem auch das Independent-Filmfestival lief. Der Sonntag hat die Macher des Filmfests aber wieder einigermaßen versöhnt mit Freising. Zur Preisverleihung am Abend im Furtner kamen rund 50 Interessierte. Man sei nicht unbedingt mit einem blauen Auge herausgekommen, sagte Werner, "so schlimm nicht, aber mit leichten Blessuren".

Viel Kino war es allerdings, das beim Filmfest geboten wurde. Am Freitag zwei Spielfilme im Furtner, am Samstag fünf Zwei-Stunden-Blöcke mit Kurzfilmen verschiedener Genres, dazu ein Block mit Dokumentarfilmen am Nachmittag in der Stadtbibliothek. Diese Veranstaltung immerhin, so Werner, sei gut besucht gewesen. "Das ist das bildungsbeflissene 50-plus-Publikum, und es hat viel Lob für die Filmauswahl gegeben. Weil auch Filmemacher da waren, haben sich interessante Diskussionen entwickelt", so Werner.

Am Samstagabend dagegen fand sich gerade mal eine Handvoll Besucher zum letzten Block, Horror/Sci-Fi/Mystery ein. Den gezeigten Filmen wurde das nicht gerecht, es war eine anregende, bisweilen so gar aufwühlende Mischung von Werken junger Filmemacher aus Europa, weit ab vom Mainstream. Auch am Sonntag waren im Lindenkeller noch einmal fünf Blöcke zu sehen, einer davon mit Musikvideos. Am besten besucht seien die Komödien gewesen, so Werner, "das haben wir schon vorher aus einer Befragung auf Facebook gewusst". Letztendlich seien an den drei Tagen so viele Besucher gekommen wie im Januar an einem Tag, rund 120.

Aufgeben wird das Filmfest-Team allerdings nicht, nur umorganisieren. Künftig findet das Festival nur noch einmal im Jahr statt, das nächste Mal im Oktober oder November 2020. Auch soll es nur noch eine Spielstätte geben, "zwei Tage Lindenkeller, das hat uns doch ordentlich Geld gekostet", sagt Werner. Wo das Festival läuft, steht noch nicht fest. Bis dahin wird wohl das Freisinger Kino im Schlütergelände fertig sein, "vielleicht geht das dort, da müssen wir noch Gespräche führen, das kann man jetzt noch nicht sagen", so der Organisator.

Einen Versuchsballon werden die Filmfreunde aber vorher noch starten. "Es soll einen kleinen Ableger, nur für Sportfilme und Sportdokumentationen, geben, das wollen wir testen", kündigt Werner an. Am Sonntagabend präsentierte man auch die von der Jury ausgewählten diesjährigen Sieger, der neue Publikumspreis ging dabei an "Jerome, Jerome", in dem Regisseur Daniel Weber beschreibt, wie das exzentrische, 17-jährige Rap-Genie Jerome Baschab und seine Screwball-Crew Bruchmühlbach Tyght ihren ersten Gig schaffen, gegen Widerstände wie die eigene Routine, die Shapeshifting Sisters, gegen alternde Kinderdedektive, Opas, Satanisten und Türsteher.

© SZ vom 09.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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