Freising:Im Wartemodus

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Mohammed Jafari. (Foto: Sebastian Widmann)

Gericht muss über Mohammed Jafaris Bleiberecht entscheiden

Das erste Mal betrat Mohammed Jafari deutschen Boden, als er aus einem Lastwagen stieg. Der Fahrer hatte ihn von Österreich nach Passau gebracht. Kurze Zeit später nahm man in einer Meldestelle seine Fingerabdrücke ab. Es ging mit dem Zug weiter. Der 22-Jährige kam nach München und wurde von dort in die Steinkaserne nach Freising verlegt, jetzt wohnt er in einem Zweierzimmer in der Katharina-Mair-Straße und teilt sich mit fünf anderen Küche und Gemeinschaftsraum. "Ich suche einen Ausbildungsplatz", sagt er. Aber viel größere Sorgen bereite ihm der noch ausstehende Gerichtstermin.

Afghanistan gilt als sicheres Herkunftsland. Das bedeutet für etwa 50 Prozent der afghanischen Asylbewerber, dass sie einen Abschiebebescheid bekommen. Mohammed ebenfalls, nach etwa sieben Monaten in Deutschland kam der Brief. Er klagte, das Verfahren wurde neu aufgerollt. Seit Wochen wartet er auf einen Termin am Amtsgericht. Über allem steht für ihn das "Ob". Ob er bleiben darf.

In Afghanistan haben Mohammed und sein Bruder in einem Kleinbus Dorfbewohner oder Waren von einem Ort zum anderen gefahren. "Die Taliban haben meine Schule kaputt gemacht, deswegen fing ich an zu arbeiten." Etwa 20 Kilometer seien sie gefahren, oft täglich, mal mit medizinischen Produkten, mal mit militärischen, welche genau, wisse er nicht. Aber immer hätten sie einen Ort passieren müssen, den islamistische Rebellen kontrollierten. "Sie haben uns angehalten und gesagt, wir dürften nie wieder hier fahren. Wahrscheinlich, weil wir Waren für das Militär dabei hatten. Aber das war unsere normale Arbeit." Also fuhren sie wieder. "Dann haben sie uns gestoppt, ins Gefängnis gebracht, Fotos von uns gemacht und gesagt: "Wenn wir euch in dieser Gegend noch einmal sehen, bringen wir euch um."

In Freising ist Mohammed nun im Wartemodus. Er versucht sich abzulenken, geht zum Fitness, spielt Volleyball. Außerdem jobbt er in einem Fastfood-Restaurant. Arbeiten darf er, weil er seine Identität mit einer Tazkira nachweisen konnte. Er hat Praktika beim Friseur und Metzger gemacht. "Aber ich möchte Berufskraftfahrer werden", sagt er. Wie daheim in Afghanistan.

© SZ vom 31.03.2018 / clli - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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