Freising:Gekommen um zu bleiben

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Warten auf den Auftritt: Die Schülerinnen der Islamischen Gemeinde trugen mit einer Vorführung zum Jubiläumsfest bei. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Islamische Gemeinde blickt mit einem Fest auf ihr 40-jähriges Bestehen zurück

"Nach 40 Jahren sind wir kein Gast mehr. Nach 40 Jahren sind wir zuhause." Unter diesem Leitspruch stand das Fest zum vierzigjährigen Bestehen der Islamischen Gemeinde in Freising. Am Sonntag lud die Gemeinschaft bei Tee und gutem Essen zu einer Veranstaltung mit vielseitigen deutschen und türkischen Vorträgen und wertvollem Einblick in ihre Kultur ein. Musik, Rezitationen aus dem Koran, der Vortrag von Gedichten und sogar eine Vorführung der Schülerinnen der Moschee waren geboten.

Eine Diashow zeigte die Entwicklung der Islamischen Gemeinde, von der Ankunft der ersten Muslime bis hin zur Eröffnung der Moschee. Anschließend hielt der Vorstand der Moschee, Ömer Korkmaz, eine Rede über Künftiges, Gegenwärtiges und Vergangenes: "Wir wollten nur für kurze Zeit hierblieben und sind nun seit 60 Jahren hier und werden auch bleiben." Moscheen seien nicht nur ein Gebetsort, sondern auch ein sozialer Mittelpunkt, ein Platz um sich zu treffen, um Feste zu feiern.

Bundestagsabgeordneter Erich Irlstorfer gratulierte der Gemeinde zu dem 40- jährigen Bestehen und erzählte aus seiner Kindheit. Er sei in einem muslimischen Viertel in Freising aufgewachsen und habe den Islam immer als einen Teil seines Lebens und der Gemeinde wahrgenommen. "Ich habe keine Angst vor dem Islam" schloss Irlstorfer seine Rede. Anschließend wurde ein Gedicht vorgetragen und Imam Celal Kalosi rezitierte aus dem Koran.

Dann trat Burhan Kesici auf die Bühne, der Vorstand des Islamrats. Kesici war selbst drei Jahre Vorstand einer islamischen Gemeinde in Berlin, allerdings "ist das auf Bundesebene viel einfacher", da von einem Vorstand so viel erwartet werde. Kesici gab mehrere Beispiele für die friedliche Koexistenz von Islam und Christentum aus dem Koran. So flohen mehrere muslimische Familien in den Anfangszeiten des Islams vor der Verfolgung aus Mekka zum König von Abessinien, einem christlich geprägten Königreich, das ihnen Asyl gewährte. Weiterhin sagte er, dass Muslime mehr in die Gesellschaft mit einwirken sollen: "Muslime sollen in die Kirchen gehen" und dass man bei Fragen zum Islam das Gespräch mit den Gemeinden suchen solle. Weiterhin erzählte er von der Empathie, die er vor dem Hintergrund der Anschläge in Christchurch erfahren hat: "Ich war vor kurzem selber in Christchurch. Über den Tag sind hunderte Leute in die Gemeinden gekommen, haben geweint, die Muslime umarmt und mit ihnen gesprochen." Letzten Endes gebe es keinen Grund, der jeweils anderen Religion mit Unverständnis und Hass zu begegnen, aber: "Es gibt auf beiden Seiten Idioten", sagte Kesici.

Darauf sprach Mehmet Günay, türkischer Generalkonsul in München. Er sei seit sechs Monaten in Deutschland. Er und seine Landsleute fühlten sich wohl. Er betonte, dass es unerlässlich sei, die deutsche Sprache zu lernen. Man solle seine Kinder früh in Kitas und Kindergärten schicken, "damit sie eine gute Bildung bekommen". Schlussendlich rief er noch zum Dialog auf "Man soll nicht übereinander, sondern miteinander reden" schloss Günay seine Rede.

© SZ vom 30.04.2019 / JOHS - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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