Freising:Geburtsort: Auschwitz

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Die Schoah-Überlebende Eva Umlauf liest im Schafhof

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Eva Umlauf, geboren am 19. Dezember 1942 im Arbeitslager Nováky in der Slowakei, ist eine der jüngsten Überlebenden des KZ Auschwitz. Ihre Erinnerungen hat sie in ihrem Buch "Die Nummer auf deinem Unterarm ist so blau wie deine Augen" dokumentiert. Daraus liest sie am Dienstag, 13. Dezember, um 20 Uhr in der Reihe "Literatur im Schafhof" im Café des Freisinger Künstlerhauses.

Eva Umlauf wurde als zweijähriges Kind zusammen mit ihrer Mutter, die damals im vierten Monat schwanger war, Ende Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. Der Transport kam am 2. November in Auschwitz an. Die Differenz von zwei oder drei Tagen hat Eva Umlauf das Leben gerettet. Am 31. Oktober 1944 war, angesichts der immer näher rückenden Roten Armee, die Ermordung der Juden in den Gaskammern des Vernichtungslagers eingestellt worden. Noch am Tag davor waren in Auschwitz mehrere Tausend Mütter mit ihren Kindern umgebracht worden. Trotz des beginnenden Chaos tätowierte man dem Kleinkind Eva Umlauf nach der Ankunft noch eine KZ-Nummer auf den Unterarm ein. Das kleine Mädchen wurde während dieser schmerzhaften Prozedur ohnmächtig.

Nur mit großem Glück überlebten Mutter und Tochter die drei Monate in Auschwitz bis zur Befreiung am 27. Januar 1945. Aufgrund von Unterernährung, Krankheiten und Schwangerschaft waren beide nicht transportfähig und blieben noch sechs Monate im Lager. Im April 1945 wurde dort die Schwester Nora geboren. Als die Mutter im Juli 1945 mit beiden Töchtern in die Tschechoslowakei zurückkehrte, nahm sie auch einen fünfjährigen Jungen mit, der in Auschwitz seine Eltern verloren hatte. Eva Umlauf studierte in Bratislava Medizin, heiratete einen polnischen Schoah-Überlebenden und ging 1967 nach München. Sie konnte sich lange nicht an ihre frühe Kindheit erinnern und verdrängt die Auseinandersetzung damit. Erst als sie im Alter von 72 Jahren einen Herzinfarkt erlitt, stellte sie sich ihrer Vergangenheit und begann sich als Zeitzeugin zu engagieren.

© SZ vom 08.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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