Freising:Eisprinzessinnen der anderen Art

Lesezeit: 3 min

Die Black Bears haben seit einigen Jahren auch eine Damenmannschaft. Allerdings ist die Zahl der Spielerinnen noch überschaubar und auch im Ligabetrieb spielen die schwarzen Bärinnen noch nicht mit

Von Nora Schumann, Freising

Der Atem dampft in der hohen Halle der Weihenstephanarena. Die spiegelglatte Eisfläche trägt das kleinste Geräusch meterweit. Blanke, scharfgeschliffene Kufen gleiten in sanften Schwüngen übers Eis oder kratzen scharf zur Vollbremsung. Ab und an hallen die Rufe des Trainers durch die Halle, gefolgt von einem trockenen Knall wenn der Puck aufschlägt.

Daniela Weingärtner rauscht in Vollmontur heran und schiebt den speziellen Aufsatz ihrer Trinkflasche durch das Gesichtsgitter des Helms. Sie spielt seit 21 Jahren Eishockey und ist eine der wenigen Frauen, die sich auch zum Training der Männermannschaft wagen. Mit 18 Jahren hat sie angefangen mit Eishockey, relativ spät für einen Sport in dem man das "Laufen neu erlernen muss". "Um richtig gut zu werden muss man eigentlich von klein auf anfangen zu spielen", sagt sie. Das bereite auch die Schwierigkeiten beim Aufbau einer Damenmannschaft. Mädchen mit Affinität zum Eis würden lieber im Tütü den Eiskunstlauf üben. Andreas Sten, zweiter Abteilungsleiter des Sportklubs Eintracht Freising, nickt bejahend. "Meine Tochter ist eher die kleine Eisprinzessin", sagt er. Am rauen Sport des Eishockeys habe sie kein Interesse. "Und die Eltern haben Eishockey als Sport für ihre Töchter auch nicht auf dem Schirm", ergänzt Daniela Weingärtner. Ihre Tochter hingegen spiele derzeit als einziges Mädchen in der U9.

Die Damenmannschaft trainiert nur einmal die Woche

Der Sportclub investiert den Großteil seines Etats in die Jugendarbeit. Das sei nicht nur ein Anliegen des Vereins, auch der deutsche Eishockeyverband mache klare Vorgaben, wie häufig Jugendtrainingszeiten angeboten werden müssten und dass beispielsweise alle Trainer eine Lizenz benötigten, erklärt Andreas Sten. Jugendmannschaften sollen demnach die Möglichkeit haben, dreimal in der Woche 60 Minuten lang zu trainieren. Bei der Damenmannschaft liegen die Dinge anders. Die Spielerinnen trainieren derzeit einmal in der Woche am Dienstag, manchmal zusätzlich auch am Sonntag. Dies ist auch der relativ kleinen Mannschaftsgröße geschuldet.

Neun Spielerinnen haben sich an diesem Dienstagabend mit ihren Schlägern um Trainer Woldemar Kirchgessner versammelt. Die Uhr zeigt halb zehn Uhr abends, Daniela Weingärtner findet das praktisch: "Es gibt einige im Team, die früher gespielt haben, dann Kinder bekommen haben und jetzt wieder einsteigen möchten. Da sind die späten Trainingszeiten sehr familienfreundlich", sagt sie. Andreas Sten vertritt zwar die Interessen des Vereins und hofft langfristig auf mehr Eiszeiten, ist aber gleichzeitig begeistert von der schönen Spielstätte und froh über die Unterstützung durch Freisinger Unternehmen. Er könne als Freisinger Bürger das Argument nachvollziehen, dass die Allgemeinheit auch ein Interesse an der Nutzung der Eishalle habe, sagt Sten. Viel lieber als über Eiszeiten spricht Andreas Sten deshalb über die Vereinsarbeit der Eishockeyspielenden. Ohne die vielen ehrenamtlichen oder gering entschädigten Freiwilligen, würde das Vereinsleben nicht funktionieren. "Wenn wir am Wochenende ein Spiel haben, brauchen wir Unterstützung von rund zwanzig Freiwilligen", erklärt Sten. Es brauche nicht nur Zeitnehmer und Stadionsprecher, sondern eben auch Stadionsordner und weitere Helfer.

Selbst Jugendliche brauchen Hilfe beim Anziehen

Auch in der Jugendarbeit ist ein großes Engagement der Vereinsmitglieder unabdingbar. "Die Schlittschuhe müssen sehr fest zugeschnürt werden, da brauchen teilweise noch Jugendliche von 13 Jahren Unterstützung", erklärt Daniela Weingartner. "Mit 20 Kindern in der Gruppe, benötigt es zum Anziehen der Ausrüstung schon die Unterstützung von mindestens vier oder fünf Betreuern. Bis man weiß, was wann und wie angezogen werden muss, das dauert auch eine Weile", schmunzelt Andreas Sten. Die Ausrüstung besteht aus Unterziehhose, der gepolsterten Eishockey-Hose, Stutzen, Brust- und Schulterschutz, Schienbein- und Ellenbogenschonern, speziellen Handschuhen, Helm und Schuhen. Bereits die Handschuhe kosten um die 70 Euro. Für Kinder gäbe es aber die Möglichkeit in der ersten Saison die Ausrüstung vom Verein zu leihen, sagt Daniela Weingärtner.

Auch wenn man als Späteinsteiger nicht an das Niveau eines Spitzenspielers herankomme, ermutigt Sten Interessierte dazu, Eishockey kennenzulernen. Der Verein bietet auch Laufschulen an, in der professionelle Trainer das Eislaufen lehren. Fünfzig bis achtzig Kinder kämen zu der wöchentlichen Kinderlaufschule, Kostenpunkt für jedes Kind seien fünf Euro. Und auch immer mehr Erwachsene würden sich für den Sport begeistern, erzählt Sten. Der Verein hat deshalb zwei Hobbymannschaften gegründet, in der auch Neuanfänger Spielerfahrung sammeln können.

Ziel wäre ein Ligabetrieb für Frauen

Daniela Weingärtner wünscht sich für die Zukunft eine Damenmannschaft, die den Nachwuchs auffangen kann. "Es wäre toll, wenn sich mehr Spielerinnen finden würden", hofft sie. Auf lange Sicht gesehen sei ein Ligabetrieb durchaus geplant. Es sei wichtig, dass die Mädchen auch als Erwachsene die Möglichkeit hätten, zu trainieren und Spiele zu absolvieren. Derzeit ist das Leistungsniveau innerhalb der Mannschaft noch zu unterschiedlich. Die Damenmannschaft spielt daher nicht im Ligabetrieb, sondern konzentriert sich auf die Ausbildung neuer Spielerinnen und organisiert Freundschaftsspiele. "Ich habe einfach Lust zu spielen und mehr als einmal in der Woche zu trainieren", erklärt sie ihren Einsatz im Männerteam. Bei der Physis könne man als Frau aber spätestens ab der U 20 nicht mehr mit den Männern mithalten. Dies sei im Vereinstraining kein Problem. Im Training würde sowieso "körperlos", also ohne Vollkontakt, gespielt werden.

© SZ vom 26.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: