Freising:Die Legende von der Königstochter

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Das Freisinger Symphonieorchester bereitet sich auf sein großes Jahreskonzert am 13. März vor

Martin Keeser, Leiter der städtischen Musikschule in Freising, sitzt allein im großen Probenraum vor seinen Noten und geht das Stück durch. Seine Arme zucken durch die Luft, ab und zu singt er die Melodie leise mit. Vor ihm stehen im Halbkreis angeordnet leere Stühle und Notenständer. Das Orchester ist noch nicht da. Es ist die zweite Probe der Streicher des Freisinger Symphonieorchesters für sein Jahreskonzert am Sonntag, 13. März, um 17 Uhr in der Luitpoldhalle. Zusammen mit dem Rotary-Club veranstalten sie zum siebten Mal ein Konzert. Die auftretenden Musiker sind Lehrkräfte der Schule, Laien und fortgeschrittene Schüler, manchmal auch Ehemalige, die sich für dieses Projekt gewinnen lassen. Dabei ist erklärtes Ziel, keine Stücke zu spielen, die schon "zehn mal runtergenudelt wurden", sagte Keeser. Vielmehr wolle man, dass die Leute an diesem kulturellen Abend das Gefühl haben, man habe sich eine Fahrt nach München gespart.

Dieses Jahr gibt es sogar eine multimediale Vorführung: Das Orchester spielt live die Suite aus "Die Hornisse" von Dimitri Schostakowitsch, während parallel dazu Ausschnitte des gleichnamigen Films auf einer großen Leinwand gezeigt werden, einem russischen Propagandafilm aus den 50er Jahren. "Natürlich geht es uns dabei nicht um den Inhalt, sondern um die Stimmungen, die musikalisch aufgefangen und wiedergegeben werden", erklärt Odilo Zapf, der Leiter der Blechbläser und Martin Keesers rechte Hand. Dieser ergänzt: "Das ist stellenweise ganz kitschige Filmmusik, schmalzig ohne Ende, aber wunderschön." Nach und nach trudeln immer mehr Menschen in den Probenraum, man kennt und begrüßt sich. Zu Beginn der Probe liest Keeser "Die Legende von Ys" vor, eine Geschichte von einer Königstochter mit wenig Moralbewusstsein, vielen Toten und Gottes obligatorischer Sintflut, um die Stadt für ihre Sünden büßen zu lassen. Dominik Giesriegl, ein bekannter Filmkomponist, hat sich von dieser Legende zu einem Stück inspirieren lassen, welches das Freisinger Symphonieorchester bei seinem Konzert uraufführen wird.

Das Klaviertrio, bestehend aus Katharina und Clara Eglhuber und Larissa Höcherl, habe vor ungefähr zwei Jahren bei einem Konzert ein Stück von Giesriegl gespielt, während dieser zufällig im Publikum saß. Das Stück habe ihnen so gut gefallen, dass sie nach dem Konzert zu ihm gelaufen seien und wollten, dass er etwas für sie komponiert, was ja offensichtlich geklappt haben muss. "Man hat in seinem Musikerleben nicht so oft die Möglichkeit, mit Orchester solo zu spielen. Deshalb war es ein wichtiger Punkt hinter der Gründung, einigen Schülern diese Möglichkeit zu geben. Aber um ein Stück uraufzuführen, braucht man - selbst als Profi - sehr viel Glück", sind Martin Keeser und Odilo Zapf sich einig.

Die Probe beginnt. Es stehen vor allem die experimentellen Stellen aus Giesriegls Komposition auf der Tagesordnung. Der Rhythmus und der ungefähre Melodieverlauf stehen zwar in den Notenblättern, die eigentlich Tonhöhe aber nicht. "Es wird schrecklich klingen!", hat Keeser noch eine Woche früher gesagt. So schlimm hört es sich dann doch nicht an und nach dem dritten Versuch staunen selbst die Musiker des Orchesters, wie gut dieses kontrollierte Chaos dann doch klingt.

Karten für das Konzert kann man im Büro der Musikschule kaufen oder telefonisch unter 08161/ 5420000 oder per Mail unter musikschule@freising.de bestellen.

© SZ vom 18.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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