Freising:Auf Firmenkosten getankt

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24-jähriger Servicetechniker muss sich verantworten

Von Alexander Kappen, Freising

Eigentlich hatte der 24-jährige Servicetechniker ja eine für ihn recht angenehme Regelung mit seinem damaligen Chef getroffen. Er bekam für seine Dienstfahrten ein Auto zur Verfügung gestellt, das er auch privat nutzen durfte. Zudem bekam er eine Tankkarte, mit der er den Sprit für berufliche Fahrten kaufen konnte. Allerdings tankte er in den Augen seines Chefs auffällig oft und viel - und das in 26 Fällen sogar mit Benzin oder Super, obwohl das Dienstfahrzeug ein Diesel war. Als der Chef das feststellte, kündigte er dem 24-Jährigen im Juni vergangenen Jahres. Und als der den entstandenen Schaden dann nicht beglich, stellte der Chef Strafanzeige. Jetzt muss sich 24-Jährige wegen Betrugs vor dem Freisinger Amtsgericht verantworten.

Der Angeklagte gab an, mehrmals Leihautos gefahren zu haben, als sein Dienstwagen in der Werkstatt war - und diese seien teilweise Benziner gewesen. Schätzungsweise fünf Tankrechnungen seien jedoch nicht betriebsbedingt gewesen, sagte er. Aber er habe das seinem Chef jedes Mal mitgeteilt. Er habe vorgeschlagen, das Geld künftig gleich vom Lohn abzuziehen. Sein Chef habe nur gesagt: "Das klären wir dann schon." Allerdings sei ihm das Geld dann nie vom Lohn abgezogen worden.

Der Chef sagte etwas anderes aus. So sei nie ausgemacht worden, dass der Angeklagte private Tankrechnungen mit der Karte zahlen dürfe. Einmal habe er eine Benzinrechnung festgestellt und den Angeklagten angesprochen. Da habe dieser mitgeteilt, für einen Freund gezahlt zu haben, der kein Geld dabei hatte. "Er hat mir das Geld dann ins Büro gebracht", so der Geschäftsführer. "Aber ich habe ihm gesagt, dass das künftig so nicht geht, weil ich das ja alles dokumentieren muss." Als er später mal Zeit hatte, die Rechnungen genauer unter die Lupe zu nehmen, habe er festgestellt, dass bei den Abrechnungen des Angeklagten generell "alles viel zu viel ist".

Laut Anklage ergab sich im Zeitraum von September 2016 bis Mai 2017 durch so genannte "Fremdrechnungen" ein Schaden von etwa 1200 Euro. Der Geschäftsführer fand nach eigener Aussage zudem heraus, dass der Angeklagte Aufträge im Wert von 60 000 Euro noch nicht ausgeführt hatte. Im Juni 2017 entließ der Geschäftsführer schließlich den Angeklagten.

Der unterschrieb dann auch eine Erklärung, wonach er dem Chef 3000 Euro schulde und zurückzahle. Er habe den Schrieb in der Eile aufgesetzt, sagte der Geschäftsführer. Daher stand in der Erklärung nicht, wofür das Geld überhaupt ist. Die tatsächliche Schadenssumme habe er auf die Schnelle nicht ermitteln können, daher habe man sich auf 3000 Euro geeinigt. Als der Angeklagte nicht zahlte, zeigte sein Chef ihn an. "Wenn er wenigstens die 1200 Euro, die erst hinterher ermittelt worden sind, gezahlt hätte, wäre ich wahrscheinlich zufrieden gewesen", sagte er. Der Geschäftsführer wollte übrigens nicht ausschließen, dass die Leihautos Benziner gewesen sind. Der Richter vermutete, dass der Angeklagte andere mit der Karte hat tanken lassen und das Geld von diesen abkassiert habe. Dazu würden die Ermittlungen der Polizeiinspektion Neufahrn passen. Die hatte bei dem Autohaus nachgefragt, von dem die Firma die Leihautos bezog. Und dort habe man ihm mitgeteilt, "dass das Autohaus dem Angeklagten ausschließlich Dieselfahrzeuge zur Verfügung gestellt hat", sagte ein Polizist aus. Der Angeklagte blieb dabei, mehrmals Benziner bekommen zu haben. Deshalb soll nun eine Mitarbeiterin des Autohauses als Zeugin geladen werden. Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 31.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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