Freising:App für Sparfüchse

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Auf Spondeals von Samuel Kabitzky und Abdullah Cetinbag können Unternehmen günstige Angebote online stellen

Von Nadja Tausche, Freising

In einer Stunde schließt der Bäcker, aber der Korb ist immer noch voller Brezen, die weg müssen. Oder: Um 18 Uhr stehen die Kunden beim Friseur Schlange, obwohl manche durchaus eine Stunde früher kommen würden, wenn es da billiger wäre. In solchen Fällen soll eine App Abhilfe schaffen, die es vorerst nur im Landkreis Freising gibt: Auf Spondeals stellen Unternehmen Sparangebote online, Nutzer können dann Rabattaktionen in ihrem Umkreis suchen. "Die App richtet sich an zeitlich flexible Leute, die sich nach den Angeboten richten können", erklärt Samuel Kabitzky, einer der Gründer. Die App sei nicht nur, aber auch für Studenten gedacht: Als Student habe man schließlich meist nicht viel Geld übrig.

Entwickelt haben Kabitzky, 26, und Abdullah Cetinbag, 32, die App insgesamt ein Jahr lang, erzählen sie. Der dritte im Bunde ist Programmierer Thorsten Schnurawa. Sie kommen aus München, haben sich für die Pilotphase des Projekts aber Freising ausgesucht. Der Tipp kam vom Verein Aktivsenioren, der die drei unterstützt hat: Freising sei überschaubar und gleichzeitig eine Studentenstadt. Auch in anderen Städten im Landkreis Freising ist die App nutzbar. Zwei Ziele verfolgen die Gründer: "Wir wollen den lokalen Einzelhandel stärken", sagt Kabitzky. Außerdem wolle man etwas dagegen machen, dass so viele Lebensmittel in der Mülltonne landen, so Cetinbag.

In Freising scheint das Konzept gut anzukommen. 30 Unternehmen haben sich bisher bei der App registriert, wie die beiden erzählen, zusammen bieten sie 60 Deals an. Mit dabei ist zum Beispiel ein Obstgeschäft, das Mangos verbilligt anbietet, weil man sie sonst wohl wegwerfen müsste. Auch mit dabei: ein Lokal, das zu jedem Essen einen Softdrink umsonst verspricht. In den Läden sei man "sehr begeistert" vom Konzept, erzählt Cetinbag. Es sei schließlich eine Win-Win-Situation, finden die beiden und machen kräftig Werbung: Die Läden sparen sich teure Anzeigen und müssen keine große Online-Marketingstrategie fahren, wofür im lokalen Einzelhandel sowieso meistens Zeit und Geld fehle. Nutzer könnten die App kostenlos nutzen und bares Geld sparen. Eine solche App sei bisher einfach eine Marktlücke. Bei der Entwicklung der App haben die Gründer bisher in die eigene Tasche gelangt. Von extern mussten sie niemanden beschäftigen: Cetinbag arbeitet bei einem Technologiekonzern in München und hat dort selbst schon Start-ups beraten, Kabitzky hat Wirtschaftsingenieurwesen in München studiert. Damit sie von der App leben können, wollen sie von Januar an für ihr Angebot einen Beitrag von den Geschäften verlangen: Die Unternehmen zahlen dann eine monatliche Pauschale, auch einen einzelnen Deal abzuschließen soll möglich sein. Wie hoch die Preise sind, wollen die Gründer mit den Läden absprechen und sie nach Feedback fragen. Welche Unternehmen ihre Angebote auf Spondeals schalten dürfen, ist dabei noch nicht abschließend geklärt. Weil man den lokalen Einzelhandel stärken wolle, könne man eigentlich keine großen Lebensmittelketten aufnehmen. "Andererseits müssen wir darauf achten, was die User wollen", sagt Cetinbag.

Als nächsten Schritt planen die Spondeals-Gründer, mit dem Werbeverein Aktive City zusammenzuarbeiten. Ein Gespräch sei geplant, erzählen sie. Die Aktive City hatte angestoßen, einen lokalen Online-Marktplatz für den Freisinger Einzelhandel einzuführen - das Interesse der Geschäfte ließ allerdings zu wünschen übrig. Aus den Erfahrungen des Vereins haben die Spondeals-Gründer einiges gelernt: Etwa dass sie bei ihrer App keine Provision kassieren. "Man hat etwas verdient und muss dann einen Teil davon wieder abgeben - das wollen die Unternehmen nicht", so Kabitzky. Was den Geschäften dagegen sehr gut gefällt, ist, die Angebote selbst hochladen zu können. Einem älteren Inhaber von einem Schreibwarengeschäft habe man alles erklärt, nach einer Stunde sei er so begeistert gewesen dass es hieß: "Lass mich mal machen." "Das gibt viel zurück für die Arbeit, die wir machen", sagt Kabitzky.

© SZ vom 26.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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