Freising:Angst vor einem neuen Moloch

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Die Kreisräte betrachten die Labcampus-Pläne mit Skepsis

Von Peter Becker, Freising

Eine wunderbare Welt der Innovationen soll sich bis 2025 vor den Toren der Stadt Freising manifestieren. Labcampus heißt das ehrgeizige Projekt, das nach Willen der Flughafen GmbH München (FMG) dort entstehen soll. Marc Wagener, Geschäftsführer der Labcampus GmbH, stellte es am Donnerstag im Kreistag vor. Beispielsweise an Autonomen Bussystemen soll dort geforscht werden, sagte er. Und damit meine er nicht Busse, die sofort stehen blieben, wenn ihnen eine Katze über den Weg laufe. Mit diesem Beispiel lieferte er den Kreisräten eine Steilvorlage. Die zeigten sich von den Zukunftsplänen keineswegs begeistert. Sie fürchten eher, sie könnten von den Auswirkungen des Projekts ebenso überrollt werden, wie die Katze.

Bis zu 20 000 Arbeitsplätze sollen auf dem Labcampus entstehen. Was dort geschehen soll, liegt im Zuständigkeitsbereich der Regierung von Oberbayern. Die Stadt Freising wird zu den Planungen nur angehört, der Landkreis ist gar nicht involviert. Umso größer sind die Sorgen der Kreisräte, was für Auswirkungen das Labcampus für die Region haben könnte. Sie fürchten eine Zunahme des Verkehrs. Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (Freisinger Mitte) warnte vor einer "Kannibalisierung des Wohnungsmarktes", auf dem die Gutverdiener des Campus Geringverdiener verdrängen könnten.

Wagener versuchte zu beschwichtigen. Nur etwa 800 bis 1000 Arbeitsplätze seien seiner Kalkulation nach in der Region verortet. Die meisten Mitarbeiter würden an ihren bisherigen Wohnorten bleiben. Das glaubt wiederum Anton Neumaier (SPD) nicht. Selbst wenn die Gutverdiener woanders wohnten: "Die Putzfrau wird nicht aus München anreisen", sagte er. Denn am Campus würden sicher auch nicht so gut bezahlte Mitarbeiter beschäftigt sein.

Beate Frommhold-Buhl kritisierte, dass der Flughafen eine neue Einnahmequelle suche und dies auf dem Rücken des Umlandes austrage. Streit herrscht in der Frage, was denn eigentlich Flughafen-affine Unternehmen sind die sich dort ansiedeln sollen. Einige Kreisräte vermuten, dass einige Firmen nichts mehr mit dem Kerngeschäft eines Flughafens zu tun hätten. Eschenbacher schlug vor, dort gleich ein Institut einzurichten, das sich mit der Auswirkung von Ultrafeinstaub beschäftigt. Denn nicht zuletzt aufgrund eines Schreibens des Bürgervereins fürchten die Kreisräte um die Gesundheit der Menschen, die dort arbeiten sollen. Sie sind ständig Abgasen und Lärm ausgesetzt.

Franz Spitzenberger (Grüne) und Birgit Mooser-Niefanger identifizieren beim Labcampus die typische Vorgehensweise der FMG. Den Leuten werde einfach etwas vor den Latz geknallt und dann müssten sie zusehen, wie sie zurecht kämen, sagte Birgit Mooser-Niefanger. Franz Spitzenberger meinte, am Anfang werde immer alles kleingeredet. "Und dann entsteht ein Moloch, der nicht mehr zu bremsen ist". Robert Scholz (FW) warnte vor ungebremsten Wachstum. Dies sei wie ein Krebsgeschwür.

Florian Herrmann (CSU) sagte, man müsse versuchen die Auswirkungen im Zaum zu halten. Am Labcampus entstehen seiner Ansicht nach aber Innovationen, welche die Zukunft der Arbeitswelt bestimmen.

© SZ vom 20.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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