Frauenhaus Erding:Die Zeit wird knapp

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(Foto: Peter Steffen/dpa)

Eine Ausschreibung für den künftigen Träger ist in Vorbereitung. Der Kreistag wird sich erst im Herbst mit den Bewerbungen befassen. Bis März 2018 neue Mitarbeiter zu finden, wird schwierig

Von Florian Tempel, Erding

Nach der Kündigung des bisherigen Trägers des Frauenhauses Erding durch Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) wird im Landratsamt eine Ausschreibung vorbereitet, um den künftigen Betreiber zu finden. Derzeit trage man "die Leistungsanforderungen" zusammen, heißt es aus der Pressestelle des Landratsamts. Die mit Kostengründen rechtfertigte und in großer Eile ergangene Kündigung durch Landrat Bayerstorfer ist in Bayern wohl bislang einzigartig. Die Landesgeschäftsführerin des Sozialdienst katholischer Frauen, Monika Meier-Pojda, sagte, "so etwas hat es noch nie gegeben".

Kreistag hätte Kündigung bestätigen müssen

Das Landratsamt hat einen Kritikpunkt bestätigt: Eigentlich hätte der Kreisausschuss des Kreistags eine Kündigung des bisherigen Betreibers, des Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) München, diskutieren und beschließen müssen. Bayerstorfers Alleingang wird von seiner Pressestelle aber mit pauschalen Argumenten begründet: "Es handelte es sich um eine Eilentscheidung" und "der Landrat hatte bei seiner Entscheidung das wirtschaftliche Handeln zum Wohle des Landkreises berücksichtigt". Warum Eile bestanden habe und das Wohl des Landkreise in Gefahr gewesen sein soll, erschließt sich daraus nicht. Der Zuschussbedarf für das Frauenhaus war seit Jahren etwa gleich hoch. Die Kündigung des Frauenhausträgers gab Bayerstorfer Ende März im nichtöffentlichen Teil einer Sitzung des Kreisausschusses bekannt. Wegen ihrer Geheimhaltungspflicht durften die Kreisräte die umstrittene Kündigung aber nicht publik machen. Vor zehn Tagen ging der SkF München dann selbst an die Öffentlichkeit.

Der SkF München gibt das Frauenhaus Erding, das seit 25 Jahren in seiner Trägerschaft ist, noch nicht auf. Man wolle sich "auf alle Fälle" an der angekündigten Ausschreibung beteiligen, sagte Pressesprecherin Barbara Altweger, "wir machen es ja schon so lange und ich denke, wir machen es gut". Nicht zuletzt geht es auch um die Arbeitsplätze von vier Frauen, die als Sozialpädagoginnen und Erzieherinnen seit vielen Jahren im Frauenhaus und der inhaltlich mit diesem verbundenen Interventionsstelle arbeiten.

BRK und AWO bereiten Bewerbungen vor

Beim Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuz (BRK) und dem Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) werden ebenfalls Bewerbungskonzepte für eine Ausschreibung vorbereitet. BRK-Kreisgeschäftsführerin Gisela van der Heijden wies jedoch daraufhin, dass vor einer Bewerbung ihres Verbands der BRK-Kreisvorstand zustimmen müsste, der aber erst im September seine nächste Sitzung habe. Die Auswahl des künftigen Frauenhausträgers durch den Kreisausschuss oder Kreistag wäre also erst spät im Herbst möglich. Da eine Übernahme des Frauenhauses zum 1. März 2018 erfolgen müsste, würde für einen neuen Träger die Zeit sehr knapp, neues Personal zu finden. Van der Heijden sagte, man müsste auch darüber nachdenken, den bisherigen Mitarbeiterinnen ein Übernahmeangebot zu machen.

SkF-Geschäftsführerin Elke Prumbach sagte, dass der Übergang zu einem neuen Träger in jedem Fall schwierig werde. Die Akten könnten zum Beispiel aus Datenschutzgründen nicht einfach übergeben werden. Zudem seien die aktuellen, aber auch frühere Klientinnen des Frauenhauses, die noch in der Nachbetreuung seien, sehr besorgt, sagte Prumbach. Ein Trägerwechsel sei für die Frauen ein unerwarteter und schwerer Vertrauensbruch.

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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