FOS/BOS Erding:Sonderpreiswürdig

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Seit Januar 2020 heißt die Schule Max-Mannheimer-Gymasium, zuvor wurde sie von antisemiticher Hetze erschüttert. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Niclas Dannehl erhält eine Auszeichnung des Bundesfamilien­ministeriums. Er hatte in der Schülerzeitung "Wortwechsel" antisemitische Hetze an einem Gymnasium thematisiert

Von Julian Illig, Erding

Manchmal holt einen die eigene Schulzeit ein - für Niclas Dannehl aus St. Wolfgang mit einem glücklichen Ausgang: Er ist mittlerweile Student, jetzt hat er für seinen Artikel "Das Unfassbare" für die Schülerzeitung Wortwechsel der FOS/BOS Erding beim Schülerzeitungswettbewerb aber noch einen Sonderpreis des Bundesfamilienministeriums gewonnen. Der Preis "Ein Satz für eine bessere Gesellschaft" prämiert Arbeiten, die jungen Menschen Mut machen, sich politisch oder gesellschaftlich zu engagieren.

"Sehr mutig" nennt auch der Schulleiter der FOS/BOS Erding, Jens Baumgärtel, den Artikel seines ehemaligen Schülers. In seinem Text greift Dannehl antisemitische Vorfälle am Gymnasium Grafing auf: Im Jahr 2019 ließen Schüler einen Nazi-Chat auffliegen, die Staatsanwaltschaft ermittelte. Dies alles erregte bundesweit Aufsehen, zumal kurze Zeit später die Schule in Max-Mannheimer-Gymnasium umbenannt wurde, was zum Zeitpunkt des Chats bereits bekannt war. Dannehl thematisiert die Vorfälle, um dann ein weiter gefasstes Bild der Situation in Deutschland zu zeichnen. Es ist ein düsteres Bild, aber auch eines, das er später "durch Anschläge bestätigt" sieht, wie er anmerkt. Zusätzlich ergründet er, welche psychologischen Ursachen eine antisemitische Gesinnung haben könne. Er hatte auch überlegt, den Artikel anonym zu veröffentlichen aus Sorge vor Hassbotschaften oder Drohungen. Aber kam es "glücklicherweise nicht", wie er sagte.

Die FOS/BOS Erding mit ihrer Schülerzeitung Wortwechsel ist in Wettbewerben seit Jahren vorne mit dabei, beinahe jede Ausgabe gewinnt einen Preis. "Die machen schon einen super Job da, jedes Jahr", sagt Baumgärtel. Die Lehrerin Karin Pfeiffer betreut die Arbeit an der Zeitung, das Rezept für den Erfolg ist eigentlich ganz einfach, führt sie aus: Zu einem übergreifenden Thema, dieses Jahr "Schwarz-Weiß", schreiben Schüler je nach Präferenz literarische oder journalistische Texte. Die Themen der Texte und später die Ergebnisse werden in Redaktionssitzungen diskutiert, die Lehrer stehen den Schülern bei der Recherche zur Seite, geben mitunter Hinweise zu interessanten Quellen. So entsteht eine Sammlung aus Gedichten, Kurzgeschichten, Reportagen und eben auch politischen Artikeln wie dem von Niclas Dannehl. In ihrer Laudatio zur Preisvergabe heißt es, das Thema werde in der Schülerzeitung "von der ersten bis zur letzten Seite konsequent umgesetzt". Die Beiträge seien "philosophisch, persönlich und tiefgründig". Für den Artikel zu Antisemitismus kam Pfeiffer direkt auf Dannehl zu, sie dachte, er sei wegen seines politischen Interesses "einfach der Richtige dafür", wie sie sagte. So begann er zu recherchieren, immer noch kann er sich an Details aus Dokus und Zeitungsartikeln erinnern. Seit einem halben Jahr studiert der 19-jährige Geschichte in München und wird er Gelegenheit haben, sich weiter mit Antisemitismus auseinanderzusetzen.

© SZ vom 06.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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