Forstmonitoring:Markt verzögert Waldumbau

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Forstdirektor Stefan Warsönke. (Foto: oh)

Holzpreise sind im Keller, die Lager der Sägewerke sind voll: Obwohl es ökologisch geboten wäre, die Fichtenmonokulturen durch Mischwälder zu ersetzen, kommt das Vorhaben nur zäh voran

Von Thomas Daller, Landkreis

Wetterextreme wie Stürme oder Trockenheit setzen bundesweit dem Wald zu, der Zustand ist in vielen Regionen besorgniserregend. Im Vergleich dazu sind die Wälder im Landkreis noch eine "Insel der Seeligen", sagt Stefan Warsönke, Forstdirektor am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Erding. Der Leidensdruck, der in vielen Regionen auf den Waldbauern lastet, ist in Erding in dieser Form kaum vorhanden. Hinzu kommt, dass der Holzmarkt im Keller ist. Nur wenn die Bäume vom Borkenkäfer befallen sind, werden sie gefällt. Das führt dazu, dass der Waldumbau, der vor dem Hintergrund des Klimawandels von der Politik gefordert wird, nur gemächlich voranschreitet.

Der Landkreis Erding hat einen Waldanteil von lediglich 13,5 Prozent. Er ist damit der waldärmste in Bayern. In der Westhälfte befindet sich die auslaufende Schotterebene mit ihren Moorböden, auf denen lediglich Birken und Erlen wachsen. Wälder gibt es nur im Osten, in der Altmoräne und im tertiären Hügelland befinden sich das Holzland, der Staatsforst bei Isen, das Niklholz bei Taufkirchen sowie ein großer Komplex bei Buch am Buchrain, die private Forstverwaltung Tannenhof. Die Fichten wachsen im Landkreis auf lehmigen Böden, die Wasser gut speichern können. Der Trockenstress ist dadurch geringer.

Das sind vergleichsweise gute Voraussetzungen. Denn bundesweit spricht man bereits von einem Waldsterben, das historische Dimensionen erreicht habe. Diese Einschätzung beruht auf dem Waldzustandsmonitoring, das kürzlich veröffentlicht wurde. Die Forstminister mehrerer Bundesländer, darunter auch Bayern, setzen sich dafür ein, dass die Waldbesitzer in den nächsten vier Jahren 800 Millionen Euro Fördermittel erhalten sollen. Das Thema steht auf der Tagesordnung des nächsten Klimakabinetts, das im September tagen soll.

"Bei uns ist es keine Katastrophe", sagte Warsönke. Aber zurzeit sei der Bedarf nach Beratung ebenfalls groß. Wobei das Interesse, wie er festgestellt hat, vor allem an das Alter gebunden sei. "Jüngere Waldbesitzer sind eher für den Waldumbau aufgeschlossen, ältere hängen an der Fichte, damit sind sie über Jahrzehnte hinweg gut gefahren." Die Fichte wachse schnell, sei einfach zu pflegen und liefere vom Brennholz über Papierholz bis hin zum Bauholz alles, was benötigt werde. Allerdings sind sie auch anfällig für den Borkenkäfer und das vor allem in Dürreperioden, die sich in den vergangenen Jahren gehäuft hätten. Solange Fichten voll im Saft stünden, könnten sie sich gegen den Käfer wehren: Sie ersäufen das Insekt in einem Tropfen Harz. Ist der Baum jedoch trocken, wird er wehrlos.

Aber es gibt keine Baumart, die wiederum als Monokultur die Fichte ablösen kann. "Wir brauchen einen gemischten Wald, je besser gemischt, umso widerstandsfähiger", sagte Warsönke. Er empfiehlt den Waldbesitzern, anstelle der Fichten Buchen und Eichen zu pflanzen sowie die nordamerikanische Douglasie. Letztere galt lange Zeit als Baumart der Zukunft, allerdings hat man bei Douglasien-Monokulturen schnell ein Problem mit der eingeschleppten Douglasien-Wolllaus, einem gefürchteten Schädling.

Skeptisch ist der Forstdirektor hinsichtlich mediterraner Baumarten, die bereits an Klimaverhältnisse gewohnt sind, wie sie in wenigen Jahrzehnten auch für Deutschland prognostiziert werden. Dazu zählen Arten wie die Bornmüllertanne, die orientalische Fichte oder Zedern. "Bei diesen Baumarten, die in der Diskussion herumgeistern, herrscht ein gewisses Risiko. Wir haben noch Jahre, in denen sie mit dem alten Klima zurechtkommen müssen, mit Spätfrösten im Mai oder mit Wintern mit viel Schnee."

Ein großer Bremsklotz für den Waldumbau ist der gesättigte Markt. Bis 2015 konnte man noch gute Preise für Fichtenstammholz erzielen. Aber aufgrund von Trockenheit, Schneebruch und Borkenkäferschäden wurde der Markt überschwemmt. "In manchen Fällen sind nicht einmal die Aufarbeitungskosten gedeckt, man zahlt drauf." Daher wird auch der Waldumbau nur zögerlich voranschreiten, solange die Lager der Sägewerke randvoll sind.

© SZ vom 31.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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