Flughafengemeinde Oberding:Oberding hat das letzte Wort

Lesezeit: 2 min

Will die Flughafengesellschaft auf dem Gelände eine Veranstaltung durchführen (wie ein Poloturnier im MAC), muss Oberding gefragt werden. Nicht selten kommen dann Vertreter der Gesellschaft in den Oberdinger Gemeinderat. (Foto: Marco Einfeldt)

Vom Polo-Turnier bis zur Airport-Klinik: Ohne die Zustimmung der 6000-Einwohner-Gemeinde passiert am Flughafen nichts. Aber die Zusammenarbeit funktioniert gut - meistens

Von Regina Bluhme, Oberding

Ganz wohl war der Gemeinde Oberding nicht, als diesen Winter ein Nikolaus mit seinem Schlitten im Munic h Airport Center (MAC) umherfliegen sollte. "Wenn was passiert wäre, dann wären wir mit dran gewesen", sagt Geschäftsleiter Josef Steinkirchner. Denn die Gemeinde Oberding ist die Sicherheitsbehörde für das internationale Drehkreuz im Erdinger Moos. Was immer der Flughafen München zwischen seinen Terminals an Veranstaltungen plant - ohne einen entsprechenden Bescheid der Oberdinger Verwaltungsgemeinschaft (acht kleine Ortschaften, insgesamt gut 6000 Einwohner) geht nichts.

Im Rathaus von Oberding gibt es den amtlichen Bescheid, dass eine Veranstaltung die sicherheitsrechtlichen Auflagen erfüllt. Die geplante Schlittenfahrt in luftiger Höhe hat dann doch "für ein wenig Kopfschmerzen gesorgt", gibt Steinkirchner zu. Oberding forderte ein TÜV-Gutachten an. Ein Sachverständiger aus Stuttgart kam extra angereist, um die Konstruktion unter die Lupe zu nehmen. Erst als dieser grünes Licht gab, setzte Oberding den Stempel aufs Papier. "Zum Glück ist auch alles gut gegangen", sagt Steinkirchner.

Egal, ob Public Viewing oder Wintermarkt: Sobald eine Veranstaltung im Terminalbereich geplant ist, fährt Bürgermeister Bernhard Mücke (CSU) mit seinem Geschäftsleiter oder dem betreffenden Abteilungsleiter zum Gespräch an den benachbarten Flughafen. Die Verantwortlichen wie Polizei, Feuerwehr, Vertreter des Veranstalters und des Flughafenbetreibers (FMG) erarbeiten ein Sicherheitskonzept und die entsprechenden Bearbeiter im Rathaus prüfen, ob der Bescheid ausgestellt werden kann. Gesetze müssen durchforstet werden, "manchmal hilft zusätzlich auch der gesunde Menschenverstand", so Steinkirchner.

Vertreter aus acht Ortsteilen diskutieren Anträge der Flughafengesellschaft

Noch gut erinnert sich der Oberdinger Geschäftsleiter an ein "legendäres Polo-Turnier" im MAC. "Wir hatten erst relativ spät erfahren, dass hier mitten am Flughafen Pferde herumreiten sollen", sagt er. Keine ungefährliche Veranstaltung, "schnell kann ein Tier ausbrechen und jemanden verletzen oder gar tot trampeln". Dafür waren natürlich entsprechende Auflagen nötig. "Da hatten wir für ein paar Tage eine Beschäftigung. Langweilig wird es bei uns nicht", sagt der Geschäftsleiter. Welche Gemeinde in Oberdings Größenordnung kann schließlich von sich sagen, dass sich der Bundespräsident in ihr Goldenes Buch eingetragen hat? Das geschah 2014 anlässlich der Rückkehr der deutschen Olympiamannschaft. Joachim Gauck begrüßte die Sportler am Flughafen München - und verewigte sich in Oberding. "Wir sind nun mal die zuständige Ortsgemeinde", betont Steinkirchner.

Doch damit nicht genug. Weil ein großer Teil des Flughafens auf Oberdinger Flur liegt, hat der Gemeinderat auch bei Baumaßnahmen ein Wörtchen mitzureden. Vertreter aus den acht Ortsteilen, wie Notzingermoos (212 Einwohner), Oberding (rund 1700) oder Niederding (733), diskutieren über Anträge der FMG für den Bau einer Wasserstoff-Tankanlage auf dem Flughafengelände, eine Erweiterung der Airport-Klinik oder eines FC-Bayern-Fanshops. "Diskutieren" ist allerdings das falsche Wort - denn meist wird das Vorhaben ohne größere Debatte abgesegnet.

Mit dem Nachbarn Flughafen hat sich die Gemeinde arrangiert. Steinkirchner lobt die Zusammenarbeit. Es ist kein Geheimnis, dass die Gemeinde vom Airport im Moos finanziell profitiert. Auch deshalb, weil sich in der Nähe des internationalen Drehkreuzes viele Betriebe auf Oberdinger Flur angesiedelt haben. Der Gemeindekämmerer darf sich über Gewerbesteuereinnahmen in zweistelliger Millionenhöhe freuen. Auf die Frage, wie hoch der Anteil des Flughafens ist, sagt Steinkirchner nur so viel: "Selbst wenn der Flughafen einmal keine Steuern mehr zahlen würde, hätten wir solide Einnahmen".

Und dann fällt Josef Steinkirchner doch noch ein Projekt ein, mit dem die Gemeinde so gar nicht einverstanden ist: Der geplanten dritten Start- und Landebahn wurde eine klare Absage erteilt.

© SZ vom 20.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: