Feine Volksmusik:"Wir singen auch 30 Zeilen über Taufkirchen"

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Hans Well gastiert mit den Wellbappn, seinen drei Kindern Sarah, Tabea und Jonas, im Bürgersaal. Vorab spricht der 64-Jährige über familiäre Zusammenarbeit, kreative Arbeitsteilung und gemeinsamen Spaß

Von Regina Bluhme, Taufkirchen

Hans Well weiß, wie er sein Publikum, ob jung und alt, querbeet durch alle Schichten, mitreißen kann. Mit seinen Kindern Sarah, Tabea und Jonas, den Wellbappn, gastiert das ehemalige Mitglied der bekannten und mittlerweile aufgelösten Biermösl Blosn am Freitag, 20. April, um 20 Uhr im Bürgersaal in Taufkirchen - mit feinster Volksmusik zum Hinhören und Texten zum Mitdenken. Der SZ verrät der 64-Jährige, warum das aktuelle Programm "Schneller" heißt, was die vier Wells auf gemeinsamen Autofahrten so anhören und wie er es immer schafft, lokale Themen in die Lieder einzubauen.

SZ: Herr Well, haben Sie sich den Programmtitel "Schneller" ausgedacht oder waren das die Kinder?

Hans Well: Das haben meine Kinder zu verantworten. Ich schreibe wie früher bei meinen Brüdern die Texte, die Wellbappn sind für die Musik zuständig und da spornen sie mich schon manchmal an, dass ich schneller machen soll. Und außerdem lernen die drei unheimlich schnell die Texte, zwei drei Mal geprobt, dann sitzt das. Bei mir eher nicht . . .

Die Biermösl Blosn der drei Well-Brüder war ja auch dafür bekannt, dass jeder mindestens zwei Instrumente gespielt hat. Ist das bei Ihren Kindern auch so?

Tabea spielt unter anderem Geige, Akkordeon und Gitarre, Jonas Trompete, Zither, Tuba und Kontrabass, Sarah Bratsche, Akkordeon und Saxofon. Ich würd' sagen, ich bin jetzt der Dilettant unter professionellen Musikern. Je nach Bedarf spiele ich Gitarre oder Tuba. Auch mal Alphorn, wenn das Riedberger Horn ruft.

Kommt das Alphorn mit nach Taufkirchen?

Ich denke schon, aber das hängt noch von Söder ab.

Mit Kindern auf Tour, ist das nicht manchmal schwierig?

Na ja, die sind ja inzwischen erwachsen. Aber es waren schon die Kinder, die mich vor sechs Jahren genötigt haben, mit ihnen auf die Bühne zu gehen. Nachdem der erste Auftritt gleich super kritisiert wurde, hatte ich keine Ausrede mehr. Und jetzt muss ich sagen, dass das Ganze sich als wirklicher Glücksgriff erwiesen hat. Ich hol' mir so das Geld, das ich für den Musikunterricht der drei ausgegeben hab' zurück.

Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Vermutlich die Mischung aus der Musik und lustigen, absurden, bisweilen auch scharfen Texten mit politischem Einschlag. Und da drängen sich ja derzeit in Bayern gerade einige Themen auf. Akute politische Zustände sind bestimmt auch dabei, aber bestimmt nicht humorfrei, wir sind ja schließlich keine Politiker.

Das heißt?

Uns gefällt der Mix aus Witz und Schärfe. Die Leute sollen auch bei ernsten Inhalten lachen könne, und wenn's über sich selbst ist. Wir selber nehmen uns ja auch nicht zu ernst.

Sie nehmen bei Auftritten immer lokale Themen mit auf. Woher wissen Sie denn, was gerade der Aufreger vor Ort ist?

Am Anfang singen wir garantiert so circa dreißig Zeilen über Taufkirchen und Umgebung geben. Meist suche ich mir dafür vor dem Auftritt ein paar "informelle Mitarbeiter", die mir erzählen, was die Leute so umtreibt. Das bauen wir dann in ein Lied ein, das ist spannend fürs Publikum und für uns.

Erzählen Sie doch noch kurz etwas mehr vom Programm.

Wir haben ein eingespieltes Programm, riskieren aber bei jedem Auftritt mindestens eine Premiere. In Taufkirchen vielleicht ein "Klagelied" vom traurigen Ex-Kultusminister Spaenle. Oder das Neueste vom Diesel-"Beschiss".

Fahren Sie etwa selber einen Diesel?

Bis vor einem halben Jahr, einen angeblich ganz schadstoffarmen, jetzt sind wir zu den Auftritten mit unserem Erdgasauto unterwegs. Den Zug können wir ja leider wegen der vielen Instrumente nicht nehmen.

Was hören Vater und Kinder Well beim Autofahren?

Bestimmt nicht Bayern 3, das ist den Kindern zu langweilig. Eher Bayern 2. Manchmal CDs von Liedermachern wie dem österreichischen Kabarettisten Georg Kreisler oder der Gruppe Federspiel. Die kommt auch aus Österreich und macht moderne Volksmusik. Sehr beliebt sind bei uns Hörspiele - oder wir ratschen.

Wie sieht Ihr Publikum aus?

Wir sprechen ja unterschiedliche Bevölkerungsschichten an, vom Theater- bis zum Bierzeltpublikum. Manche Besucher sind älter, andere so zwischen drin und es kommen auch junge. Aber alle hochintelligent!

In Tracht treten Sie wie schon bei den Biermösl Blosn aber nie auf, oder?

Ich bin eher ein Trachtenverweigerer. Aber jeder soll anziehen, auf was er grad Lust hat und ich zieh' halt die Hose an, die grad gewaschen und gebügelt ist.

Es gibt viele, die bedauern immer noch, dass sich die Biermösl Blosn aufgelöst hat.

Ich selber inzwischen nicht mehr. Ein Kritiker hat geschrieben: "Die Wellbappn sind wie die Biermösl Blosn nach einer Frischzellenkur". Mir macht das Spielen mit den Wellbappn jedenfalls wieder so viel Spaß, wie es mir die ersten 20 Jahre mit der Biermösl Blosn Spaß gemacht hat. Und den Wellbappn genauso. Die schauen drauf, dass zwischen den Proben oder den Auftritten nicht zu lange Pausen sind. Ich glaube, die fürchten, dass ich sonst die Texte vergesse!

Hans Well & die Wellbappn, Freitag, 20. April, 20 Uhr im Bürgersaal Taufkirchen.

© SZ vom 12.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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