Eröffnung zum 1250-jährigen Bestehens der Stadt Dorfen geplant:Ein Museum zur Hemadlenzen-Geschichte

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Die Initiatoren wollen dem Umzug im Unteren Tor in Dorfen ein Denkmal setzen, aber benötigen dafür den Rückhalt in der Bevölkerung. Damit der Stadt so wenig Kosten wie möglich entstehen, müssten 1000 Bürger jeweils 11,11 Euro spenden

Von Thomas Daller, Dorfen

Die Idee ist noch ein zartes Pflänzchen, aber mit guten Wurzeln: Könnte man in Dorfen ein kleines Hemadlenzen-Museum auf die Beine stellen, anlässlich des 1250-jährigen Bestehens der Stadt im Jahr 2023? Informativ, aber auch mit einem kleinen Augenzwinkern. Zwei begeisterte Dorfener Hemadlenzen haben bisher in aller Stille Ausstellungsmaterial gesammelt und digitalisiert. Auch einen pfiffigen Standort haben sie bereits ins Auge gefasst: Das leer stehende Zimmer im Unteren Tor und den Speicher im Dachgeschoss, essentieller Bestandteil jedes Hemadlenzenumzugs und ohnehin nicht genutzt. Bevor sie nun einen Verein gründen, der dem Projekt Struktur geben soll und der dann an den Stadtrat herantreten soll, wollen sie den Rückhalt in der Bevölkerung ausloten. Denn das Startkapital soll auf Spenden basieren, man müsste dazu 1000 Dorfener finden, die jeweils 11,11 Euro spenden würden. Der Stadt sollten dabei so wenig Kosten wie möglich entstehen, so der Plan.

Die Idee eines Hemadlenzen-Museums stammt von Günther Janocha, Mitglied des Historischen Kreises und der Karnevalsgesellschaft. Dafür begeistern konnte er seinen Freund Robert Haas, der als Standort das Untere Tor in die Diskussion eingebracht hat. Zusammen tüfteln sie schon seit ein paar Jahren an der Idee. Janocha hat ein Bild- und Textarchiv sowie Andenken und Dekorationsstücke gesammelt, die einen soliden Grundstock bilden könnten. Haas hat das berufliche Know-how für Ausstellungen und ist als Autor des satirischen Städtereisen-Führers über Dorfen eine anerkannte kulturelle Stimme. Er hat in seiner Freizeit nicht nur fast ein Jahrhundert Hemadlenzen-Geschichte digitalisiert, sondern er ist es auch, der dem Ganzen einen Charme ähnlich wie dem Karl Valentin "Musäum" in München verleihen will: So möchte er beispielsweise die Anfänge des Hemadlenzenbrauchtums mit einer diesbezüglichen Höhlenmalerei illustrieren samt einer versteinerten Weißwursthaut. Satirische Elemente, mit denen man die Sammlung auflockert. "Man soll mit einem Lächeln rausgehen", sagt Robert Haas.

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(Foto: Renate Schmidt)

Traditionell wird beim Hemadlenzen in Dorfen das Prinzenpaar - im Bild 2018 Prinzessin Franziska I. - aus der Turmstube des Unteren Tores abgeholt.

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(Foto: Renate Schmidt)

Die Stadtkapelle Dorfen darf natürlich bei keinem Umzug fehlen.

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(Foto: Renate Schmidt)

Die Hemadlenzenfiguren von Gerdi Fellermayer waren 2020 im Schaufenster vom Gewandhaus Gruber zu sehen.

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(Foto: OH)

Die Initiatoren des Museums haben schon einiges an historischem Material zusammen. Zum Beispiel Fotos vom Hemadlenzumzug 1931...

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(Foto: OH)

...und 1963.

Am Ausstellungsmaterial würde es nicht mangeln, vor allem, weil auch der Widerhall des Hemadlenzen-Umzugs in der Kunst berücksichtigt werden soll: Es ist verblüffend, wie oft und vielseitig sich Maler wie Winter, Hertwig, Werhazy oder Arnold mit diesem Sujet beschäftigt haben. Das ganze Dachgeschoss könnte man damit füllen, wobei nicht zwangsläufig die Originale dort hängen müssten.

Im Speicher die Kunst, im Torstüberl Anschauungsmaterial, Vitrinen und Monitoren, Bilder im Aufgang und im Flur zur Toilette, alles im überschaubaren Rahmen. Aufgrund des Brandschutzes, so haben die beiden bereits eruiert, dürften ohnehin nicht mehr als kleine Gruppen gleichzeitig hinein.

Das Projekt soll auf kleiner Flamme köcheln und ehrenamtlich begleitet werden. Das Museum soll auch nicht täglich öffnen, sondern vielmehr als Satellit des Heimatmuseums ebenfalls nur an den Markttagen öffnen.

Auch die Investitionen würden sich nach Ansicht von Janocha und Haas in Grenzen halten. Das Torstüberl ist mit Nachtspeicherheizung und eigener Toilette bereits gut in Schuss. Man bräuchte statt einer Leiter eine Treppe zum Speicher und dort oben einen neuen Boden. "Aber das muss ja kein Parkett sein", sagt Haas. Ein paar gehobelte dicke Bretter würden ohnehin besser zum Ambiente passen. Das Untere Tor ist das Dorfener Tor, das noch weitgehend im ursprünglichen Zustand erhalten ist. Es entstand ebenso wie die anderen Tore in der Mitte des 14. Jahrhunderts. 1530 erhielt es seine jetzige Form.

Beim Umzug durch die Stadt war 1974 auch ein Gabelstapler im Einsatz. (Foto: OH)

Sollte der Rückhalt der Bevölkerung für das Hemadlenzen-Museum gegeben sein, wollen Janocha und Haas einen Verein gründen, der auch eine maximale Transparenz der Spenden gewährleisten soll. Und erst wenn sie alle ihre Hausaufgaben erledigt haben, wollen sie mit ihrem Anliegen an der Stadtrat herantreten. Die Stadt soll dabei auch nicht allzu sehr in die Pflicht genommen werden; die leeren Räume zur Verfügung zu stellen, wäre das eine, das andere wäre die Mithilfe des Bauhofs beim Bau der Treppe und beim Ausbau des Dachgeschosses.

Als Anreiz für die Spender stellt sich Haas zudem ein Spenderbuch vor, das im Museum ausgelegt werden soll. Darin wird jeder mit Foto aufgeführt, der sich beteiligt hat. Die Spender sollen dafür ein Foto zur Verfügung stellen, das sie im Hemadlenzengewand zeigt.

Abgesehen davon, dass man mit diesem Projekt der Stadt Dorfen kaum zur Last fallen wolle, haben die beiden Initiatoren noch ein anderes gutes Argument für ihr Projekt: 2023 jährt sich die erste urkundliche Erwähnung Dorfens zum 1250. Mal. Ein historisches Datum, bei dem man sich zu seinen langen Traditionen bekennt. Die Eröffnung eines Hemadlenzen-Museums könnte ein kleines Highlight dabei sein.

© SZ vom 06.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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