Erding:Zum Einkaufen auf den Friedhof

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Mit Kelten plaudern oder außergewöhnliche Architektur erleben? Am Tag des Denkmals warten rund um Erding viele Überraschungen auf die Besucher. Das Motto in diesem Jahr: Holz

Mathias Weber

- Seit Jahrhunderten ein wichtiger Baustoff, reiß- und bruchfest, vergleichsweise leicht: Dem Holz ist der diesjährige Tag des Denkmals diesen Sonntag gewidmet. In ganz Bayern wird es 900 Veranstaltungen geben, in und um Erding warten auf die Besucher eine Reihe von Denkmälern, die alle einen Bezug zum Holz haben: zwei Kirchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, eine Fahrradtour für Körper und Geist und eine Ausstellung allein zum Thema Holz. Ein Überblick.

Wie ein auf den Kopf gestelltes Schiff: Die Erlöserkirche ist ein wenig beachtetes architektonisches Juwel im Landkreis, am Tag des offenen Denkmals werden Führungen angeboten. 1963 eingeweiht, feiert sie nächstes Jahr fünfzigsten Geburtstag (Foto: Renate Schmidt)

Archäologische Fahrradtour

Wer ins Gewerbegebiet West nach Erding fährt, geht wohl nicht davon aus, dass er auf einem ehemaligen Friedhof einkaufen geht. "Unter dem Blumengeschäft wurden die spätantiken Gräber römischer Frauen gefunden", sagt Harald Krause vom Archäologischen Verein Erding. Dass die Archäologie etwas mit dem Alltag der Menschen zu tun hat, das soll am Sonntag in einer Fahrradtour um Erding herum vermittelt werden, und so wird auch das Gewerbegebiet besucht. Weiter Stationen: Langengeisling, Eichenkofen, Siglfing, Klettham, Itzling und von Bergham zurück in die Innenstadt. Mitmachen kann jeder, zwei bis drei Stunden dauert die Tour, unterbrochen durch kurze Erklärungen an den jeweiligen Stationen. Fünf Jahrtausende Erdinger Kulturgeschichte werden auf 25 Kilometer abgeradelt, vom Steinzeitdorf am Fuchsberg bis hin zu keltischen Gutshöfen und römischen Villen. "Wir besuchen herausragende Standorte", sagt Krause. Begleitet wird die Tour von den Fahrrad-Experten des ADFC. Danach gibt es noch Gelegenheit, mit Hobby-Kelten zu sprechen: Darsteller präsentieren im Museum Erding authentisches keltisches und frühmittelalterliches Leben.

Treffpunkt ist am Museum Erding, Start um 9 und 13 Uhr. Die Darsteller präsentieren das keltische Leben im Museum zwischen 12 - 14 und 16 - 17 Uhr.

Museum Erding

Das Museum Erding beschäftigt sich mit Holz: Eine Sonderausstellung zeigt hölzerne Gegenstände aus dem Fundus des Museums. Dabei sind verschiedene Holzblasinstrumente aus dem 18. Jahrhundert, wie eine Klarinette, etwa eine Oboe oder eine Schalmei. Zu sehen sind zudem ein römischer Brunnenkasten aus dem 2. Jahrhundert und ein bayerischer Bauernschrank. Ein Schmuckstück ist die Holzfigur des Heiligen Prosper: Sie befand sich bis 1879 auf einer Säule auf dem Schrannenplatz, dort wo heute der Ährenbrunnen steht.

Das Museum ist von 10 bis 17 Uhr geöffnet, die Führungen durch die Sonderausstellung sowie die Glockengießer- und Lodererausstellung beginnen um 12, 14 und 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Erlöserkirche Klettham

"Die Kirche war sogar vielen Experten unbekannt", sagt Karin Kreutzarek. Sie ist im Kirchenvorstand der evangelischen Gemeinde Klettham und arbeitet selbst in einem Architekturbüro. "Die Erlöserkirche ist ein ganz tolles Bauwerk und architektonisch hoch interessant." 1963 eingeweiht, zeichnet sich die Kirche des Architekten Hans-Busso von Busse durch seine außergewöhnliche Dachkonstruktion auf: Sie ist in zweifacher Holzleimbauweise errichtet, ein Novum zu dieser Zeit. Mit dieser auffälligen Dachkonstruktion sieht die Erlöserkirche aus wie eine auf den Kopf gestelltes Schiff. Von Busse hat die Idee aus Amerika mitgebracht, wo er studierte. "Dass sich Statiker, Bauherren und Architekten so etwas zugetraut haben, ist außergewöhnlich", sagt Kreutzarek. Die Idee der Kirche: Unten gibt es den irdenen Boden, oben ein hölzernes Zelt. Getrennt werden die beiden Bereiche durch ein Lichtband. Um 14 und 16 Uhr werden Führungen durch die Kirche angeboten. Im Kirchenraum gibt es zudem die Ausstellung "Symballein" mit Holzskulpturen des Bildhauers Wolfgang Fritz.

Pfarrkirche St. Johann Baptist

Zum zweiten Mal dabei beim Tag des offenen Denkmals ist die Pfarrkirche St. Johann Baptist in Aufkirchen. Die Rokoko-Kirche wurde am Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut. Typisch Rokoko: Die glänzenden Fassaden sind nur aufgemalt, auf Gips und Holz. Ein besonderes Ausstellungsstück dieses Jahr ist eine Holzskulptur auf dem rechten Seitenaltar. Der "Kerker-Heiland" zeigt den geschundenen Jesus, in Ketten gelegt. Erst kürzlich wurde bekannt, dass die Skulptur von dem bekannten bayerischen Rokoko-Künstler Ignaz Günther stammt.

Um 11, 13, 15 und 17 Uhr werden Führungen durch die Kirche angeboten.

© SZ vom 08.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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