Leichtathletik:Immer auf dem Sprung

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Es gibt nur eine blaue Tartanbahn in Bayern und die befindet sich im Sepp-Brenninger-Stadion des TSV Erding. (Foto: Renate Schmidt)

Ein Freiwilligenteam des TSV Erding um Leichtathletik-Abteilungsleiter Christian Weber erfüllt dem deutschen Team jeden Wunsch. Die Sportler bereiten sich in Erding auf die Weltmeisterschaften vor.

Von Karoline Heinzl und Simon Kienzl, Erding

Die besten Leichtathletinnen und Leichtathleten Deutschlands treffen seit dem vergangenen Dienstag nach und nach in Erding ein. Rundum versorgt werden die Hochleistungssportler durch die Familie Weber, die mit vollem Einsatz und Begeisterung für das Team, das bei den Weltmeisterschaften starten wird, jederzeit zur Verfügung steht. Der Leichtathletik-Abteilungsleiter des TSV Erding Christian Weber und seine Frau Kerstin sind für die Athleten immer erreichbar. "Wir haben unsere Telefone momentan immer auf laut geschaltet. Wenn jemand anruft, dann springen wir, egal was gerade gebraucht wird."

Die Gründe für die vielen Anrufe sind unterschiedlich. Christian Weber erzählt: "Anfang der Woche zum Beispiel ging es um die Vorbereitung des Stadions und darum, kleinere Sachen herzurichten. Es mussten auch Werbemittel angebracht werden und es wird generell immer viel beim Stadion angeliefert und wir sind diejenigen, die diese Lieferungen dann entgegennehmen." Außerdem kommen immer wieder Sportler einzeln am Flughafen an. "Wir holen sie ab und bringen sie ins Hotel oder zum Stadion."

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Auch der Shuttleservice vom Hotel der Athletinnen und Athleten zum Sepp-Brenninger-Stadion wird durch die Webers organisiert. Die Autos dafür stelle ein Erdinger Autohaus zur Verfügung, sagt Christian Weber. Jeden Tag fahren sie nach dem Frühstück los und bringen im 30-Minuten-Takt die WM-Teilnehmer zum Training. Auch am Mittag und am Abend gibt es halbstündliche Shuttlefahrten.

Die Tagesabläufe der Webers werden momentan durch und durch von der Anwesenheit der Athleten und Athletinnen bestimmt. Sie stecken mit 13 weiteren freiwilligen Helferinnen und Helfern ihre gesamte Zeit und Energie in die Verpflegung der Sportler. "Wir helfen alle zusammen, dass es funktioniert. Einmal holt der eine jemanden vom Flughafen ab, während jemand anderes im Stadion die Anlage vorbereitet", erzählt Kerstin Weber. Das ist viel Aufwand für die Freiwilligen, aber es macht ihnen auch Spaß: "Wir freuen uns darüber, dass die Athleten hier sind. Das ist für uns eine große Ehre und da helfen wir gerne", sagt Kerstin. Den Großteil ihrer Zeit verbringen die Freiwilligen im Erdinger Stadion.

Das Sepp-Brenninger-Stadion in Altenerding ist die letzte Trainingsstation des DLV-Teams vor Beginn der Weltmeisterschaften in Budapest am 19. August. Und die Mannschaft kommt tatsächlich nicht zum ersten Mal. Bereits im vergangenen Jahr verbrachten die Sportlerinnen und Sportler, die sich für die European Championships (EM) in München qualifiziert hatten, die Wochen des sogenannten Pre-Camps unmittelbar vor Wettkampfbeginn in Erding. Ein Volltreffer für die Stadt: Athleten und Trainerstab logieren in mehreren Erdinger Hotels, tragen sich mit Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) in das goldene Buch der Stadt ein und transportieren im besten Fall das Bild Erdings als ein Leichtathletik-Zentrum nach außen.

Kerstin Weber (von links), Robert Limmer, Evi Weber, Helmut Kammer, Lilli und Christian Weber vom TSV Erding kümmern sich um das Wohl der deutschen Leichtathleten. Diese bereiten sich in Erding auf die am 19. August in Budapest beginnenden Weltmeisterschaften vor. (Foto: Renate Schmidt)

Und tatsächlich verfügt die Stadt mit dem Sepp-Brenninger Stadion - das größte Sportstadion im Landkreis Erding - über eine Leichtathletik-Anlage des Typs B. Anlagen der Kategorie A sind beispielsweise Arenen wie in Berlin oder München mit acht oder sogar neun Rundbahnen. Die sechs Rundbahnen des Erdinger Stadions begeistern mit ihrem blauen Tartanbelag, der eher eine Seltenheit sei, so die Athleten. Die farbige Bahn gibt es im Stadion schon seit dem Jahr 2011. Und sie wird auch schon fleißig genutzt, so fanden bisher die Deutschen Seniorenmeisterschaften, die Bayerischen Landesmeisterschaften und vor wenigen Wochen zum ersten Mal in Bayern ein nationales Wurf-Meeting mit Disziplinen wie Kugelstoßen und Diskus in Erding statt. Und tatsächlich hatte der Stadtrat erst vergangenen Sommer 188 000 Euro für die Sanierung der Bahn bewilligt, da diese schon abgenutzt und rissig war.

Aber nicht nur für die Stadt, auch für die Leichtathleten sei Erding ein Volltreffer. Dies sagte Peter Schmitt, Pressesprecher des Deutschen Leichtathletik Verbands, bereits im vergangenen Jahr während des Vorbereitungscamps für die EM in München. Die Nähe zum Austragungsort München und zum Flughafen war damals sicher ausschlaggebender Grund dafür, dass die Wahl auf Erding gefallen war. Außerdem biete das Stadion gute Trainingsbedingungen, so die Webers. "Vor allem deckt das Sepp-Brenninger-Stadion alle Disziplinen ab, es gibt zudem einen Raum fürs Krafttraining und wir haben super Beläge." Zum anderen sei es aber auch die "Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit" der Stadt, sagte Schmitt damals. Und Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft heißt in diesem Fall vor allem viel Engagement und Arbeit der Familie Weber.

"Letztes Jahr habe ich mir für die Betreuung der Athleten extra frei genommen", erzählt Christian Weber. Dieses Jahr hat er aufgrund seiner Altersteilzeit die Möglichkeit, sich so intensiv um die Sportler zu kümmern. Ohne die Familie Weber wäre das Trainingslager der Spitzensportler sicher ein anderes. Davon profitieren nicht nur die Leichtathletik Profis. Auch für den Nachwuchs ist der Besuch der WM-Teilnehmer etwas Besonderes. Christian Weber sagt: "Die waren die letzten Tage immer wieder zuschauen und freuen sich. Das ist ein großer Ansporn für sie."

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