Erding:Thermengäste verschmähen Innenstadt

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Befragung ergibt, dass nur zwei von 920 Besuchern Erding kennen lernen wollen. Erding muss seine Taktik überdenken.

Antonia Steiger

Als misslungen muss der Versuch bezeichnet werden, die Thermenbesucher in die Erdinger Innenstadt zu locken, wo sie noch ein wenig Geld ausgeben sollten. Bürgermeister Max Gotz (CSU) gab am Sonntag beim Frühschoppen seines Ortsverbandes im Gasthaus Kreuzeder das Ergebnis einer Befragung der Thermengäste bekannt. Dieser Befragung zufolge bewegen sich nur zwei von 920 Gästen nach dem Bade noch in die Innenstadt. Der Thermenbus hat das Ziel, die Therme an die Innenstadt anzubinden, damit verfehlt. Eingestellt werde er aber nicht, versicherte Gotz. Denn andere Haltestellen wie das Ärztehaus und die Stationen in Langengeisling werden rege in Anspruch genommen. Er werde vor allem von älteren Erdingern darauf angesprochen, wie segensreich die Thermenbuslinie sei.

Wer sich in der Therme Erding eine schöne Zeit macht, hat hinterher keine Lust mehr auf einen Stadtbummel. (Foto: Peter Bauersachs)

Gedanken werde man sich aber machen müssen, wie die Thermengäste nach Erding zu bringen sind. Doch gab es am Stammtisch auch Wortmeldungen, denen zufolge dieses Unterfangen möglicherweise nicht so sinnvoll und vielleicht auch nicht nötig ist. So sagte Stadtrat Thomas Bauer, er käme auch nicht auf den Gedanken, nach einem ganzen Tag in der Therme sich noch 15 Minuten lang in eine Innestadt zu quälen, um dort vielleicht noch 20 Minuten auf das Essen zu warten.

Man sei ermattet und sehne sich nach einer Couch, sagte er. Walter Rauscher, ebenfalls Stadtrat der CSU, sagte, er sehe gar keinen Grund, die Thermengäste unbedingt in die Innenstadt zu locken. "Wenn man abends bei schönem Wetter in Erding unterwegs ist, bekommt man schon jetzt keinen Platz mehr. Unsere Stadt lebt!" Doch die Diskussion wird neu aufgerollt: Beispielgebend könnte möglicherweise Bad Wörishofen sein, wo die Gäste der ebenfalls der Unternehmerfamilie Wund zuzurechende Therme durchaus auch in die Stadt Geld ausgäben. Doch dort gebe es eine kleine Einkaufsmeile direkt in der Therme, sagte Gotz. Dies wäre vielleicht eine Möglichkeit für die hiesigen Händler.

Doch in der nächsten Zeit werde die Familie Wund keine Zeit haben für einen solchen Umbau. Der Bau zweier Hotels bei der Therme wird Gotz zufolge soeben vorbereitet. Und er gab ein weiteres interessantes Detail preis: In Bad Wörishofen bekommen die Wunds jährlich 500 000 Euro Wirtschaftsförderung - als Anschubhilfe für die Investition. "Die Stadt und der Landkreis Erding haben dieser Versuchung immer widerstanden", sagte Gotz.

© SZ vom 21.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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