SZ-Talentiade:"Nur Schwimmen ist mir zu wenig"

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Am Ende des ersten Wettkampftages standen bei der Deutschen Meisterschaft in Potsdam die 200 Meter Freistil auf dem Programm. (Foto: Doerthe Winkler/oh)

Die 15-jährige Lea Winkler hat sich seit zwei Jahren dem Modernen Fünfkampf verschrieben. Im Herbst wird die Erdingerin an die Eliteschule"Friedrich Jahn" nach Potsdam wechseln - ihr Traum einer WM-Teilnahme rückt näher.

Von Jan-Hendrik Maier, Erding

Von klein auf begeistert sich Lea Winkler für das Schwimmen. Mit sechs Jahren tritt sie den Delphinen des TSV Erding bei, 2010 folgt die Aufnahme in die Wettkampfgruppe. Als sie vor zwei Jahren im Keller die alte Fechtmaske von Vater Veit Winkler entdeckt, wird ihr jedoch klar: "Nur Schwimmen ist mir zu wenig." Lea beginnt mit Modernem Fünfkampf - eine Sportart, die der heute 15-Jährigen viel abverlangt: Fechten, Schwimmen, Springreiten, Laufen und Schießen. "Es ist die enorme Vielfalt der Disziplinen, die mich fasziniert", sagt Lea, "es wird nie langweilig." Die junge Erdingerin trainiert an sechs von sieben Tagen. Jedes Mal ist eine andere Disziplin an der Reihe. In manchen Wochen kommen bis zu 24 Stunden zusammen. Ehrgeiz und Ausdauer, die sich in sportlichen Erfolgen auszahlen: Am vergangenen Wochenende hat Lea als Beste ihres Jahrgangs den 10. Platz bei der Deutschen Meisterschaft der Jugend B in Berlin und Potsdam erreicht.

Bereits im ersten Jahr als Fünfkämpferin wird Lea in den Bayerischen Landeskader aufgenommen, der neben überregionalen Lehrgängen den Kontakt zu Athleten anderer Stützpunkte ermöglicht. 2014 gewinnt sie die bayerischen und süddeutschen Meisterschaften und holt auf Bundesebene Silber im Triathle, einer Mehrkampfvariante ohne Fechten und Reiten. "Sie hat eine unglaublich steile Leistungskurve gezeigt, und sich von der Schwimmerin zu einer echten Fünfkämpferin entwickelt, die sich auf alle Disziplinen einlässt", sagt Trainer Michael Leisgang. Zusammen mit Veit Winkler, selbst Fechter, betreute er Lea von Anfang an.

Als einzige Sportart verbindet der Moderne Fünfkampf Laufen und Springreiten. (Foto: oh)

Eine Lieblingssportart? "Hm, das Schwimmen fällt mir leicht, auch wenn die Aufregung und der Druck davor größer sind", sagt Lea. Gefordert sind 200 Meter Freistil. Als "sehr anstrengend" beschreibt sie das "Combined", die Mischung aus drei Mal 800 Metern Laufen und je fünf Treffern mit der Laserpistole in höchstens fünfzig Sekunden. "Das Laufen ist echt schwer, da darf man nicht zu viel nachdenken." Die Abfolge der Disziplinen ist nicht bei allen Meisterschaften gleich. Am liebsten hat Lea, wenn das Reiten abschließt, weil hier noch viele Punkte vergeben werden. Die Pferde werden den Sportlern zugelost, daher sei es wichtig, mit allen Tieren auszukommen, sonst könne der Erste noch auf den letzten Platz zurückfallen. Die Dauer der Turniere variiert zwischen ein und drei Tagen. Lea bevorzugt die straffe Variante von wenigen Stunden: "Da muss man die volle Power bringen, das ist besser." Die Eltern, Doerthe und Veit Winkler, begleiten ihre Tochter zu den Wettkämpfen. Dort angekommen, suchen sie auch die Entspannung. "Vielleicht ein bisschen Sightseeing", sagt Lea. Manchmal sei die Aufregung aber groß: Zur Deutschen Meisterschaft fährt sie dann auch mit viel "Herzklopfen".

Wenn die Neuntklässlerin des Korbinian-Aigner-Gymnasiums nicht trainiert, lernt sie für die Schule: "Andere Hobbys neben dem Fünfkampf sind nicht drin, aber das stört mich auch nicht. Ich habe viele Freunde im Sport." Zum kommenden Schuljahr wird die Erdingerin an die Eliteschule des Sports "Friedrich Jahn" in Potsdam wechseln. Damit scheint sie ihrem Traum, die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft oder Jugend-Olympia, einen entscheidenden Schritt näher zu rücken. "Potsdam bietet als Bundesnachwuchs- und Olympiastützpunkt sehr gute Trainingsbedingungen sowie die Chance, Leistungssport und Schule zu vereinbaren", sagt Doerthe Winkler. Als persönliche Vorbilder nennt Lea einerseits die Olympiasiegerin von Peking, Lena Schöneborn, andererseits Patrick und Marvin Dogue, die ihre sportliche Laufbahn beim TSV Erding begonnen und es an die Spitze im Modernen Fünfkampf geschafft haben.

Lea hofft auf eine Karriere als Profisportlerin - vielleicht bei der Bundeswehr oder der Polizei, denn mit Modernem Fünfkampf lasse sich kein Geld verdienen. Für den bayerischen Landestrainer Michael Leisgang steht fest: "Lea ist richtig gut, wenn sie in einem Wettkampf emotional dabei ist. Ich glaube, sie kann ihre gesetzten Ziele uneingeschränkt erreichen." Lea habe das Talent, "über sich hinauszuwachsen" und in einem schwierigen Gefecht, "die letzten vier oder fünf Prozent Leistung aus sich rauszuholen". Als Trainer sei ihm wichtig, dass "sich die Schützlinge bis zum Ende durchbeißen, egal wie der Wettkampf verläuft". Lea Winkler sei ein gutes Beispiel für diesen "Kampfgeist". Leisgang ist überzeugt: "Sie wird es schaffen."

Lea Winkler ist von der "enormen Vielfalt der Disziplinen" fasziniert. (Foto: oh)
© SZ vom 02.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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