Erding:Kleinod mit Gruselfaktor

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Was soll mit dem Haus geschehen? Die Stadt macht sich Gedanken über die Zukunft des denkmalgeschützten Hauses am Rätschenbach 12. Noch ist keine geeignete Nutzung in Sicht.

Antonia Steiger

Wie ein ungelöstes Rätsel steht das Haus am Rätschenbach 12 mitten in der Erdinger Innenstadt. Sein hübscher Erker zieht die Blicke der Passanten auf sich, die Fensterläden im Erdgeschoss sind jedoch verschlossen, die Türen ebenfalls. Was hinter diesen Mauern zu finden ist, entzieht sich der Kenntnis der Bürger. Der Bauausschuss hat sich die Räume nun zeigen lassen und kennt jetzt die genaue Rätselfrage: Was soll die Stadt Erding mit diesem Haus anfangen?

Der Erker ist das besondere an dem Haus am Rätschenbach 12. Innen ist das Bauwerk baufällig, davon überzeugten sich die Stadträte. (Foto: SZ)

2006 hatte Erding das Haus gekauft, das als Einzeldenkmal auf der Liste des Denkmalamtes aufgeführt ist. Seitdem taucht die Adresse jedes Jahr auf, wenn Erding seine Projekte für das Städtebauförderprogramm benennt. Wie aber dieses Gebäude mit 300 Quadratmeter Fläche auf drei Stockwerken zu nutzen ist, hat sich den Stadträten beim ersten Besuch noch nicht offenbart. Niedrige Decken, schadhafte Türstöcke, ein Badezimmer mit hellblauen Kacheln und ein Kellerverlies mit Gruselfaktor - so präsentiert sich das Kleinod von innen. Doch da sind auch kleine Besonderheiten, die dem Laien gar nicht auffallen, wie ein Fensterknauf aus dem 18. Jahrhundert. Man sieht ihn leider nur von innen.

Die Stadtpolitik muss sich trotzdem der Frage stellen, was sie mit dem Gebäude anfangen möchte. Dazu sind seit 2007 drei Gutachten angefertigt worden, unter anderem zum Bestand und zur Statik. Letzteres hatte gravierende Mängel ergeben, daher darf das Haus normalerweise nicht betreten werden. Die Begehung sei ein weiterer Schritt, um eine Beratung möglich zu machen, sagte Geschäftsstellenleiter Reinhard Böhm der SZ. Auf die Frage von Hubert Sandtner (CSU), ob das Haus überhaupt zu erhalten sei, sagte Stadtbaumeister Sebastian Heinrich: "Der Denkmalschutz sagt Ja." Auch Hans Schmidmayer (SPD) äußerte sich kritisch. Ein Stück alte Stadtmauer, wie sie im Keller zu finden ist, gebe es auch in anderen Häusern, sagte er.

Er stellte fest, dass das Haus ohnehin nicht mehr im Originalzustand sei. An mehreren Stellen wurde an- und umgebaut, der Dachstuhl stammt aus dem Jahr 1957. Sehr wenig Veränderungen sind an dem Erker vorgenommen worden. Laut Thomas Kronseder vom Hochbauamt handelt es sich um einen Tiroler Erker, der in Erding selten zu finden sei.

Das Haus ist eines der ältesten noch bestehenden in der Herzogstadt. Es brannte im Dreißigjährigen Krieg ab und wurde 1670 wieder aufgebaut. Laut einer Häuserchronik des früheren Bürgermeisters Friedrich Herbig gehörte das Anwesen erst einem Schuster, dann einem Metzger und später einem Kupferschmied. Ein Schrannenmeister erwarb es Anfang des 18. Jahrhunderts, zuletzt bot es einem Taxiunternehmer und seiner Familie Quartier.

© SZ vom 17.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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