Heilende Kräfte werden dem Müllner Bründl bei Isen nachgesagt. Es ist ein wirklich besonderer Ort, zu dem das Katholische Bildungswerk demnächst eine Abendwanderung unternimmt. "Frauen unterwegs zu Orten der Kraft", so ist die Veranstaltung am Freitag, 22. Juli, überschrieben. Die Eittinger Theologin Petra Altmann und die Moosinniger Künstlerin Sabine Penzenstadler begleiten die Frauen. Um die kleine Quelle rankt sich auch eine alte Sage, darüber wird während der Wanderung geredet. Es wird aber auch geschwiegen. Die Frauen sollen sich ihrer eigenen inneren Kraft bewusst werden.
Wir schreiben das Jahr 1800. Gerade ist die Schlacht von Hohenlinden geschlagen. Auf der Flucht vor den Franzosen verirrt sich ein Reiter der unterlegenen österreichisch-bairischen Truppen im Wald bei Isen. In dem sumpfigen Gelände drohen er und sein Pferd immer wieder zu versinken. Wild und in Panik tritt das Pferd um sich, doch dann schaffen sie es auf sicheres Terrain. Immer dort, wo das Pferd auf festen Boden trifft, sprudelt eine Quelle hervor. So geht zumindest die Sage von der kleinen Heilquelle mitten im Isener Wald. Bereits in frühen Mythologien seien den Wasserquellen ganz besondere Kräfte zugeschrieben worden, sagt Sabine Penzenstadler. Dem Wasser vom Müllner Bründl werde nachgesagt, "dass es gegen Augenleiden helfen soll".
Die Wanderung soll auch Kräfte freisetzen, innere Kräfte. Rund zwei Stunden wird die Gruppe durch den Wald wandern - und dazu schweigen, einfache Körperübungen absolvieren und eine kleine Erinnerungskarte gestalten, "mit allem, was der Wald so hergibt", sagt die Künstlerin. "Diese Wanderung ist wie eine kleine Auszeit", erklärt Petra Altman. Das Gehen "im Stillen und in der Gruppe" helfe, "zu innerer Ruhe zu finden und bei sich selber anzukommen." Dazu komme die besondere Ausstrahlung des Müllner Bründls und der kleinen Holzkapelle mitten im Wald. "Das ist von der Atmosphäre her ein wunderbarer Ort", betont sie.
Franz Wenhardt vom Heimatmuseum Isen weiß, dass die kleine Kapelle neben der Quelle 1894 erbaut worden ist. Sie wurde dem Heiligen Leonhard geweiht, "umsäumt von je zwei hohen Lärchen- und Fichtenbäumen", schreibt Wenhardt. Im Inneren der Kapelle zeugen mehrere alte Votivbilder von der heilenden Kraft der Quelle. Heute noch werden in dem kleinen Kirchenraum Maiandachten gefeiert. Über der Eingangstür der Kapelle ist eine neunzeilige Inschrift in Reimform zu lesen, die über die Entstehung des Kirchleins berichtet. Der Verfasser hat am Schluss seinen Namen verschlüsselt hinterlassen. Wer sich hinter den Initialen H.S.L.1894W. verbirgt, konnte nie herausgefunden werden.
Gesichert ist jedoch, woher das Bründl seinen Namen hat. Wie Wenhardt berichtet, gehört die Waldlichtung einst zum Grundbesitz der Urtlmühle, daher Müllner Bründl. Heute ist der Weg zum Bründl ein beliebter Spazier- und Wanderweg. Aber auch die Heilkraft der Quelle lockt immer noch Besucher an. Davon zeugen auch die Tassen, die Petra Altmann beim Brunnenhäuschen entdeckt hat.
Anmeldungen für die Abendwanderung zum Müllner Bründl sind bis Freitag, 15. Juli, beim Katholischen Kreisbildungswerk Erding möglich, Telefon: 08122-1606 oder info@kbw-erding.de