Neue Tagesklinik am Erdinger Krankenhaus:Gemeinsam gegen den Schmerz

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Ein Bündel von Qualifikationen bringt die Leiterin der neuen Tagesklinik, Magdolna Hornyak, mit. Sie ist Neurologin und Psychiaterin. (Foto: Renate Schmidt)

Das Klinikum Erding eröffnet eine Tagesklinik für Schmerztherapie. Dort kümmert sich ein Team von Spezialisten um die Patienten. Die ersten beiden Gruppen sind bereits voll belegt.

Von Antonia Steiger, Erding

Menschen mit chronischen Schmerzen kann von sofort an in Erding geholfen werden. Das Klinikum hat Anfang Mai eine Tagesklinik für Schmerzpatienten eröffnet. Dort werden schon jetzt 16 Patienten behandelt. Am Dienstag wurde die neue Abteilung der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Neurologin Magdolna Hornyak leitet die Tagesklinik für Schmerztherapie und sagte, die Einrichtung sei im bayernweiten Vergleich "gut und breit aufgestellt". Und Bayern gehöre bundesweit zu den "Hochburgen der Schmerztherapie".

Auch wer ohne Schmerzen kommt, kann einen unmittelbaren Eindruck gewinnen, wie heilsam manche Mittel wirken: Der Griff in eine Schüssel voll Linsen oder in eine Schüssel voll Rapssamen löst auch bei Gesunden unerwartet angenehme Empfindungen aus. Gymnastikbälle, Strohhalme und Therapiestühle gehören zum Werkzeug der Physiotherapeuten, die beileibe nicht die einzigen Spezialisten der neuen Abteilung sind. Im Gegenteil: Das Wesentliche in der Behandlung chronisch Kranker sei das multimodulare Konzept. Physiotherapeuten arbeiten mit Psychotherapeuten, Neurologen, Ergotherapeuten und Suchtmedizinern zusammen. Auch die soziale Situation des Patienten wird berücksichtigt, belastende Faktoren in Familie und Beruf und wie gut sein Schlaf ist. All dies könne Schmerzen beeinflussen, sagte Hornyak. Gemeinsam erstellen die Mediziner einen Behandlungsplan mit dem Ziel, dass Patienten von ihren chronischen Schmerzen geheilt werden oder lernen, besser mit ihnen umzugehen.

Ein akuter Schmerz sei immer ein Warnsignal, erklärte Hornyak den Laien unter den Gästen bei der Eröffnung. Dieser Schmerz signalisiere stets, dass etwas nicht in Ordnung sei: ein Schnitt, eine Knochenverletzung oder eine Magenverstimmung. Von chronischen Schmerzen spricht man, wenn sie länger als drei Monate anhalten. Sie verlieren ihre Warnfunktion, sind meist nicht mehr einfach mit einem Medikament zu behandeln und können sich verselbstständigen: Sie treten auf, ohne dass eine Ursache zu finden ist. Spätestens zu diesem Zeitpunkt erscheint ein Besuch in der Schmerzklinik angeraten.

Mit den zwei Gruppen mit 16 Patienten ist die neue Abteilung bereits ausgelastet, mit Wartezeiten ist daher von Anfang an zu rechnen - ein Beleg dafür, wie dringend die Tagesklinik benötigt wird. Aber statt bis zu sechs Monate wie in den Schmerzkliniken in München und Vilsbiburg sollen die Patienten in Erding vorerst nur drei bis fünf Wochen warten müssen. Eine Behandlung dauert mindestens drei Wochen, meist aber fünf Wochen, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen. Anfangs müssten sich die Patienten daran gewöhnen, dass ihnen gleich eine Gruppe von Ärzten und Therapeuten zur Verfügung stehe, sagte Andrea Hasse, die stellvertretende Leiterin. Wer in einer Tagesklinik behandelt wird, kommt täglich und geht jeden Tag wieder nach Hause, er bleibt nicht auf Station. Bis zu drei Termine am Tag werden den Patienten zugemutet. Wer von dem Behandlungskonzept überfordert ist, den überweisen die Ärzte in eine stationäre Einrichtung.

Sándor Mohácsi, der Vorstand des Klinikums Erding, blickte kurz auf die Entstehungsgeschichte der neuen Tagesklinik zurück. Demnach hatten der Verwaltungsrat und das Klinikums Ende 2014 beschlossen, dieses neue Angebot einzurichten. Es waren weitere Abstimmungen waren erforderlich, bevor die neue Abteilung 2015 in den bayerischen Krankenhausplan aufgenommen wurde. Dann konnten die Strukturen und Abläufe geplant und eingerichtet werden. Mohácsi sagte, Magdolna Hornyak habe sich zu dieser Zeit als in Erding niedergelassene Neurologin im Klinikum vorgestellt. Dies sei ein Glücksfall gewesen. Hornyak ist Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie mit weiteren Qualifikationen in Schlafmedizin, Suchtmedizin und spezielle Schmerztherapie. Er habe sie gleich gefragt, ob sie Interesse habe, die neue Tagesklinik aufzubauen und zu leiten. Sie wollte.

© SZ vom 23.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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