Erding:Engpässe auf der Intensivstation

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Weil dem Kreiskrankenhaus die Pflegekräfte fehlen, musste wiederholt die Bettenzahl reduziert werden. Auch aktuell werden Mitarbeiter gesucht.

Florian Tempel

Erding Das Kreiskrankenhaus Erding sucht dringend Pfleger. Der Mangel an Pflegekräften ist so eklatant, dass in den vergangenen Wochen wiederholt die Zahl der Betten auf der Intensivstation von zehn auf sechs reduziert werden musste. Auch auf den normalen Stationen kommt es immer wieder zu Engpässen. Zwar müssten keine Patienten abgewiesen werden, beteuert die Krankenhausleitung. Wenn es knapp wird, werden jedoch Zimmer auf einer Station vorübergehend dicht gemacht und Patienten auf andere Stationen umgeleitet.

Im Kreiskrankenhaus Erding werden fast durchgehend Pflegekräfte gesucht. Denn die Fluktuation ist hoch.  (Foto: Peter Bauersachs)

Der Personalmangel hat viele Gründe. Im Großraum München mit seinen vielen Kliniken ist die Nachfrage nach Pflegekräften größer als das Angebot auf dem Arbeitsmarkt. Manche Kliniken verschärfen den Wettkampf um Mitarbeiter zusätzlich, in dem sie "zum Teil hohe Prämien an Bewerber zahlen, wenn sie einen Arbeitsvertrag unterschreiben", weiß Klinikchef Sándor Mohácsi. Das Kreiskrankenhaus Erding will jedoch keine Handgelder zahlen, das sei "kein geeignetes Mittel", um Mitarbeiter langfristig ans Haus zu binden.

Die allgemein hohe Fluktuation - im Schnitt bleibt ein Pfleger nur fünf Jahre im gleichen Haus - macht es zur Notwendigkeit, permanent nach neuen Mitarbeitern zu suchen. Zudem ist die Krankenpflege zu 90 Prozent ein Frauenberuf. Am Kreiskrankenhaus werden jährlich etwa 15 Krankenschwestern schwanger, die nach ein bis drei Jahren Familienpause, wenn überhaupt, oft nur als Teilzeitkräfte zurück kommen. Insgesamt braucht das Kreiskrankenhaus Erding 30 neue Pfleger pro Jahr. Doch selbst wenn man alle Stellen immer besetzt hätte, ist der von den Krankenkassen den Kliniken bewilligte Personalspiegel so sehr auf Kante genäht, dass krankheitsbedingte Ausfälle ganz schnell zu Problemlagen führen können.

Das Kreiskrankenhaus, das aktuell jede Art von Pflegern sucht - ob Berufsanfänger, Altenpfleger, Anästhesie- und Intensivfachpfleger oder OP-Assistenten -, setzt auf zwei Strategien. Auf Initiative von Gertrud Friess-Ott, die erst vor vier Jahren ihren Job als Pflegedirektorin antrat, wurde vor knapp drei Jahren eine eigene Krankenpflegeschule in Erding aufgebaut. Im September wird sich das erstmals auszahlen.

Zehn Pfleger und Pflegerinnen, die dann ihren Abschluss machen, bleiben ihrer Ausbildungsstätte treu und wollen in Erding oder Dorfen arbeiten. Für Friess-Ott ist es auch wichtig, dass die innerbetriebliche Fort- und Weiterbildung vorangetrieben wurde, um den Mitarbeitern eine berufliche Perspektive bieten zu können. Die Weiterqualifizierung zu Fachpflegern bis hin zu berufsbegleitenden und finanziell unterstützen Pflegestudien ist am Kreiskrankenhaus möglich.

Klinikchef Mohácsi will zudem das Kreiskrankenhaus "Stück für Stück" zu einem möglichst familienfreundlichen Unternehmen machen. "Hier haben wir erste Ideen umgesetzt", wie zum Beispiel eine Ferienbetreuung für Mitarbeiterkinder. Es gebe weitere "Überlegungen, wie wir uns als attraktiver Arbeitgeber beweisen können", sagt Mohácsi, aber "es bleibt noch viel zu tun". (Kommentar)

© SZ vom 15.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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