Erding:Das letzte Wort hat Erding

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Die Gegner der Südtrasse haben schlechte Karten - am 28. März fällt die Entscheidung zur Nordumfahrung.

Antonia Steiger

Das letzte Wort in der Debatte um die Nordumfahrung wird die Stadt Erding haben, das hat Bürgermeister Max Gotz (CSU) in der Sitzung des Kreistages am Montagnachmittag gesagt. Diese Aussage soll all jene Erdinger Stadtpolitiker beruhigen, die die Meinung vertreten, im Kreistag werde über eine Straße bestimmt, die nicht nur weitgehend auf Erdinger Gebiet läuft, sondern für deren Bau die Stadt Erding wohl ein paar Millionen Euro auf den Tisch legen muss. Die Abstimmung im Kreistag hat aber gezeigt: Der Widerstand gegen die stadtnahe Trasse - die Südtrasse - bröckelt.

Weithin sichtbar haben die Gegner der stadtnahen Südtrasse artikuliert, was sie von diesen Plänen halten: Nichts, weil dadurch das Naherholungsgebiet zerstört werde. Doch der Widerstand bröckelt. Foto: Peter Bauersachs (Foto: Peter Bauersachs)

Die Debatte um die Nordumfahrung Erding hat einen seltsamen Verlauf genommen: Schon vor Jahrzehnten fand sich die Forderung nach der Umgehungsstraße in den Wahlprogrammen. Es tat sich jedoch wenig bis nichts. "Rein gar nichts, aber schon überhaupt gar nichts", wie Gotz am Montag es ausdrückte. Vor zwei Jahren nahm die Entwicklung jedoch Fahrt auf, unter anderem aufgrund einer Mitfinanzierung durch den Umweltfonds des Nachbarschaftsbeirates und einer hohen Förderzusage des Freistaates.

Jetzt wird der Kommunalpolitik eine Entscheidung abverlangt, die keinem leicht fällt. Denn der Widerstand gegen die Straße ist im Norden Erdings groß. Speziell die Langengeislinger fürchten um ihre Ruhe; sie müssen damit rechnen, dass auch die S-Bahn und die Regionalbahn auf ihrem Weg zum Flughafen an ihren Häusern vorbeizischen. Die Langengeislinger wollen, dass die Straße nicht zwischen Langengeisling und Eichenkofen, sondern um Eichenkofen herum verläuft - was jedoch die Eichenkofener als nicht ganz geglückt empfinden.

Dennoch fand die Idee auch in der Kommunalpolitik Anhänger. Die Fraktion "Erding jetzt" hatte eine Variante ausgearbeitet, der der Weg ins Verfahren glückte. Seit diesen Montag ist diese Variante Mitte 3 aber kaum mehr von Bedeutung: Ihrer Wirtschaftlichkeit hat einen derart schlechten Wert, dass sie nicht "baufähig" ist, wie Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) sagte: Bei den zu erwartenden Klagen nach dem Planfeststellungsbeschluss ließe sich die Trasse vor Gericht nicht halten, weil die Alternative wirtschaftlicher sei. Bayerstorfer bezweifelte darüber hinaus aus dem selben Grund, dass es Zuschüsse geben würde.

Die Entscheidung sei keine Entscheidung zwischen zwei Trassen, betonten Bayerstorfer und Gotz. Es sei eine Entscheidung für oder gegen die Nordumfahrung. Auf lange Sicht wäre die Nordumfahrung "gestorben", wenn sich Kreis und Stadt nicht für die wirtschaftlichere Trasse im Südkorridor entschließen könnten. Doch es stehen noch Untersuchungsergebnisse aus: Sie sollen klären, ob es artenschutzrechtliche Bedenken gegen die südliche Trasse gibt. Denn dort leben seltene Vögel wie der Große Brachvogel in überraschend hoher Zahl. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung der Mitte-Trasse ist nicht geplant.

Im Erdinger Stadtrat hatte es bereits mehrere Versuche gegeben, das Thema Nordumfahrung auf die Tagesordnung zu bringen. Nicht nur, weil die Stadt Erding den Bau mitfinanzieren muss, sondern auch weil die Debatte über die Trasse vor allem eine Erdinger Debatte ist. Gotz hatte diese Versuche abgeschmettert mit den Hinweis, dass der Landkreis der Maßnahmenträger sei. Die Nordumfahrung firmiert bereits jetzt unter dem Namen ED 99 als Kreisstraße. Außerdem versuchte Gotz die Wogen mit dem dem Hinweis zu glätten, dass am Ende allein der Erdinger Stadtrat darüber zu befinden hat, ob der die Millionen Euro freigeben will. Diese Abstimmung wird am Mittwoch, 28. März, stattfinden.

Ein Ergebnis pro Südtrasse auch im Erdinger Stadtrat zeichnet sich jedoch schon jetzt ab: Mit seinem Votum für die Südtrasse deutete der SPD-Stadt- und Kreisrat Horst Schmidt im Kreistag an, dass es im Stadtrat - wie im Kreistag - keine geschlossene Gegnerschaft gegen die von der CSU forcierten Südtrasse geben wird. Mit ihm stimmten im Kreistag auch die SPD-Räte Gertrud Eichinger, Manfred Slawny, Fritz Steinberger, Rudolf Ways und Rudolf Borgo, die aber nicht im Erdinger Stadtrat sitzen.

© SZ vom 14.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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