Erdinger Christkindlmarkt:Stimmungsvoll und kalorienreich

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Bald weihnachtet es wieder in der Erdinger Innenstadt, im Advent sind wieder viele Veranstaltungen geplant. (Foto: Renate Schmidt)

Das Zwischenfazit von Standbetreibern und Besuchern fällt überwiegend positiv aus. Lediglich der starke Fokus auf die Essens- und Getränkestände sowie die Kunststoffeisfläche werden bemängelt.

Von Niklas Martin, Erding

Seit Ende November singt, leuchtet, brutzelt und dampft es wieder auf dem Erdinger Schrannenplatz. Nach zwei Jahren unter Pandemiebedingungen scheinen die Leute dieser Tage die vorweihnachtliche Stimmung auf dem "Christkindlmarkt" in vollen Zügen zu genießen. Zeit für ein erstes Zwischenfazit.

"Es läuft gut heuer", sagt Josef Herrmann und strahlt. An seinem Stand gibt es Fischbrötchen, Lachsfilet im Brot und in der exklusiven Variante mit Bratkartoffeln. Die Stimmung sei toll und das wirke sich auch aufs Geschäft aus, so der Standbetreiber. Insbesondere lobt er die Dekoration in diesem Jahr: "Da merkt man, dass sich was getan hat bei der Stadt. Das ist einfach etwas liebevoller als früher." Und er blickt voraus: "Wenn es sich so hält, kann ich zufrieden sein."

"Es läuft gut heuer", sagt Josef Herrmann. (Foto: Renate Schmidt)

Etwas nüchterner fällt das Zwischenfazit bei seiner Nachbarin Marlene Weber aus. Sie verköstigte bislang immer die hungrigen Weihnachtsgäste am Flughafen München mit ihrer "Bratwurstbude" und ist zum ersten Mal in Erding. "Natürlich ist das kein Vergleich zum Flughafen, aber das passt schon", bilanziert Weber. "Am Nachmittag fehlen die Gäste etwas, aber abends ist eigentlich immer gut was los." Wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen, betreibt sie ihren Stand im Nebenerwerb. Das ganze Jahr über spart sie sich Urlaub an und sammelt Überstunden, um im Advent den Menschen ihre Bratwürste anzubieten. Auf Initiative ihrer Tochter gibt es in diesem Jahr sogar eine vegane Variante. Die klassische "Rote" laufe aber noch immer am besten.

Eher nüchtern fällt das Zwischenfazit von Marlene Weber aus. (Foto: Renate Schmidt)
Auch ein Riesenrad gibt es auf dem Erdinger Christkindlmarkt. (Foto: Renate Schmidt)

Anders als Weber betreibt Jamie Agtsch ihr Riesenrad das ganze Jahr über. Von Station zu Station reist sie seit Jahren mit ihrem 40 Personen fassenden "Luftikuss". In Erding ist Agtsch auch das erste Mal und grundsätzlich "recht zufrieden". Gerade die Pandemiejahre haben in ihrer Branche, wie sie sagt, "eine Spur der Verwüstung" hinterlassen: "Viele mussten ihre Wohnwagen verkaufen und konnten ihr Geschäft nicht weitertreiben. Deshalb sind wir jetzt einfach froh, dass wir überhaupt arbeiten dürfen", so die Juniorchefin. Unter der Woche laufe es erwartungsgemäß etwas schleppend, dafür am Wochenende aber umso besser.

Mit dem Wetter können sowohl Besucher wie auch Standbetreiber zufrieden sein. "Manchmal ist es schon etwas ungemütlich, aber das liegt dann eher an der Kälte und nicht am schlechten Wetter", meint etwa Ewald Kreitner, der regelmäßig zur Mittagspause die Stände auf dem Schrannenplatz aufsucht. Auch an der Stimmung habe er nichts auszusetzen. Die musikalischen Beiträge am Abend hört er sich gerne an und insbesondere bei Dunkelheit erstrahle der Chistkindlmarkt in seiner ganzen Pracht. Für Stimmung sorgt auch eine Gruppe junger Männer. Trotz Kälte und Mittagsloch erfreuen sie sich an der Musik aus den Lautsprechern und der "Spannung" beim Öffnen der Lose des Rotary Clubs.

Kunststoffeisbahn sorgt für Stirnrunzel

In direkter Nachbarschaft hierzu befindet sich die Kunststoffeisbahn. Etwas mühsam versuchen einige Kinder dort mit ihren Kufen ein paar elegante Schwünge auf dem Plastik zu ziehen. Ihr Fazit: "Das ist schon ein bisschen peinlich. Man kommt nicht voran", so der neunjährige Leo. Auch sein Vater kritisiert: "Da kann man es eigentlich grad bleiben lassen. Aber so ist das ein wirklicher Schmarrn."

Der Erdinger Christkindlmarkt beginnt am Freitag, 24. November. Eine der Attraktionen ist eine Kunsteisbahn. (Foto: Renate Schmidt)

Um der Kälte zu begegnen, wird vielfach zum Glühwein gegriffen. Der wärmt von innen wie außen. Eine feste Größe auf dem Erdinger Weihnachtsmarkt ist mit Blick auf das Traditionsgetränk Hanna Brandhuber. Glühweine in allen Geschmacksrichtungen findet der probierfreudige Weihnachtsmarktbesucher bei ihr und ihrem Sohn, der mittlerweile den Stand federführend leitet. Am besten laufe jedoch nach wie vor der klassische selbstgemachte Glühwein. Das Rezept dafür soll, wie man sich denken kann, geheim bleiben. Die Geschäfte bislang liefen gut: "Fast besser als früher", freut sich Brandhuber.

Die Geschäfte am Glühweinstand von Hannah Brandhuber laufen gut. (Foto: Renate Schmidt)

Ebenfalls Grund zur Freude hat Klaus Seitz. Er ist mit seinem Stand ebenfalls seit vielen Jahren in Erding und verkauft Portemonnaies, Schals und Mützen. Mit seinem Wagen ist er das ganze Jahr über auf Märkten unterwegs und wird bald in Rente gehen: "Natürlich geht es nicht mehr so wie mit Mitte Zwanzig, aber ich kann will nicht klagen." Er freut sich über die "vielen netten Leute", das Wetter stimme und auch die Geschäfte liefen gut bislang, sagt er: "So kanns weitergehen."

Klaus Seitz freut sich über die "vielen netten Leute". (Foto: Renate Schmidt)

Eine klassische Institution, die auf keinem Weihnachtsmarkt fehlen darf, bietet Wally Rabanser aus der Südtiroler Stadt Brixen. Sie vertreibt zum Großteil handgefertigte Krippenfiguren und andere Holzschnitzereien. Sie ist ebenfalls zum ersten Mal in Erding. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Kolleginnen und Kollegen ist sie bislang noch nicht ganz zufrieden mit der Nachfrage nach ihren Produkten: "Es gibt einfach zu wenig solcher Stände", bemängelt sie. "Das allermeiste sind Essensstände, das ist ein bisschen schade." Dennoch erfreut auch sie sich an den vielen netten Begegnungen und der Stimmung bei Dunkelheit, die, wie sie sagt "etwas ganz Besonderes" hat.

Wally Rabanser aus Brixen in Südtirol ist mit ihren Krippenfiguren und anderen Holzschnitzereien zum ersten Mal in Erding. (Foto: Renate Schmidt)
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