Bauernhausmuseum Erding:Beliebtes Ausflugsziel ohne Pächter

Lesezeit: 3 min

Auch während der Schmankerltage mit Regionalmarkt und Familienprogramm am Sonntag war das Café des Bauernhausmuseums geschlossen. (Foto: Stephan Görlich)

An der Taufkirchener Straße machen gut fünfzehn historische Baudenkmäler die bäuerliche Lebensweise des 19. und frühen 20. Jahrhunderts erfahrbar. Die Besucherzahlen stimmen, doch für das Café findet sich einfach kein neuer Betreiber.

Von Simon Kienzl, Erding

Das Bauernhausmuseum Erding lockt alljährlich um die 2000 Besucher in den Osten der Stadt an die Taufkirchener Straße. Mit seinen gut fünfzehn historischen Baudenkmälern, die aus dem ganzen Landkreis auf das zwei Hektar große Gelände verlagert wurden - von Hofgebäuden, über eine Schmiede bis hin zu einer Kapelle - soll hier die bäuerliche Lebensweise des 19. und frühen 20. Jahrhunderts erfahrbar gemacht werden. Auch in diesem Jahr hat das Museum noch bis Ende Oktober an Wochenend- und Feiertagen geöffnet. Anders das Café des Bauernhausmuseums, das schon seit einigen Monaten leer steht. Während in der ruhigen Atmosphäre des Biergartens - durch Bäume abgeschottet von der Hauptstraße - normalerweise zahlreiche Familien und Ausflügler im Grünen bei Kaffee und Kuchen sitzen, standen sie in dieser Museumssaison vor verschlossenen Türen.

Nachdem die vorherigen Pächter im Oktober vergangenen Jahres ihren Vertrag nicht verlängert hatten, hat sich anscheinend niemand gefunden, der das Café dauerhaft weiterführt. Und dabei ist es ein wirklich schöner Ort, wie Peter Hiebl, der die Gastronomie zusammen mit seiner Lebensgefährtin bis in den Herbst 2022 betrieben hat, sagt: "Es gibt fast keinen schöneren Platz in Erding und es ist schon schade, dass es gerade nicht bewirtet wird."

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Die Website der alten Pächter ist derweil immer noch online und lässt erahnen, mit welchem Elan Hiebl und seine Lebensgefährtin Karsten Badberger das Museumscafé vor fünf Jahren übernommen hatten: "Griaß eich God, schee dass do seid´s" liest man dort. Und tatsächlich haben der 55-Jährige aus Haag und seine Lebensgefährtin das Café als Nebentätigkeit neben ihren Vollzeit-Berufen betrieben. Aus Leidenschaft sozusagen oder "Aus Gaudi", wie Hiebl es formuliert: "Wir haben angefangen und uns gedacht, probieren wir es einmal, ohne den Hintergrund, dass wir dadurch unseren Lebensunterhalt verdienen müssten, sondern weil es uns auch Spaß macht."

Das Betreiben des Cafés war dann natürlich auch mit viel Arbeit verbunden: Vorbereiten, Veranstaltungen wie eine Bierprobe, ein Frühstücksbuffet und so weiter organisieren, Freitags schon Kuchen backen fürs Wochenende. "Das vermissen wir nicht so," sagt Hiebl. Was sie aber vermissen, sind die Gäste. Oft seien aus diesen schon Freunde geworden: "Wir sind gerne mit Leuten zusammen, sonst hätten wir es nicht gemacht, das geht schon ab."

Die Ideen für Veränderungen blieben ungehört

Doch warum haben die beiden aufgehört? "Es hat damit zu tun gehabt, dass wir einiges verändern wollten." Vor allem nach Corona, wo sich ohnehin in ihrem Café einiges verändert hatte. Auch nach den Lockdowns seien nämlich viele der älteren Gäste noch etwas vorsichtig gewesen und ausgeblieben: "Wir wollten deshalb ein paar Sachen ändern, mehr Veranstaltungen und so weiter. Dafür haben gibt es im Café auch einen größeren Raum, aber ohne Tische und Stühle. Dort wollten wir eine Bestuhlung einrichten und hätten dann noch einen Abstellraum benötigt."

Auf all diese Anfragen gab es zwar kein eindeutiges Nein aus dem Landratsamt, aber auch keine Zusage: "Das war das Thema beziehungsweise der Hauptgrund. Die Entscheidung würde erst im April mitgeteilt, hieß es damals und da hätte die neue Café-Saison ja schon begonnen." Also hat sich das Pächter-Paar hingehockt und entschieden, dass es nach fünf Jahren, in denen sie in der Museums-Saison eine sieben Tage-Woche hatten, vielleicht an der Zeit sei, aufzuhören.

Inzwischen findet sich auf der Seite des Landratsamtes eine neue Ausschreibung für den Betrieb des Cafés, der ab spätestens Ostersonntag 2024 beginnen soll. Dort liest man, das Museumscafé umfasse eine Küche, einen kleinen Gastraum, einen großen Gastraum sowie eine Freifläche - und mögliche Pächter erfahren: "Die gastronomische Ausrichtung soll dem Charakter eines Bauernhausmuseums gerecht werden. Auf der Speisekarte sollen regionale bayerische Gerichte sowie Kaffee und Kuchen stehen."

Vor allem Familien mit Kindern hatten am Sonntag viel Spaß bei den Schmankerltagen im Erdinger Bauernhausmuseum. Die Besucherzahlen für das beliebte Ausflugsziel stimmen. (Foto: Stephan Görlich)
Für die Kinder gab es eine Vielzahl von Aktionen, hier eine Rollbahn, an der sich am Sonntag stets eine Schlange von wartenden Kindern bildete. (Foto: Stephan Görlich)
Auch ein historisches Backhaus auf dem Gelände zählt zu den Attraktionen. (Foto: Stephan Görlich)
Für das geschlossene Museumscafe aber findet sich einfach kein Pächter. (Foto: Stephan Görlich)

Die ehemaligen Pächter wie auch die Zuständigen im Landratsamt sind sich einig, dass es in Erding eine Nachfrage dafür gibt. Auch für Familien sei das Gelände interessant, man kann Kinder draußen spielen lassen, mit dem Fahrrad kommen - und auch Parkplätze stehen zur Verfügung. Die große Herausforderung für künftige Pächter: Das Café kann gemäß Vertrag primär nur parallel zum Museum, also am Wochenende, geöffnet werden. Ein Ausschlusskriterium für viele, die nicht bereit sind, ihre freien Tage und den Urlaub im Café zu verbringen.

Bei den Zuständigen im Landratsamt ist man dennoch zuversichtlich, Andreas Neumaier sagt: "Man kann das Café am Donnerstag abends öffnen, muss aber generell die Öffnungszeiten des Museums abdecken. Ich bin zuversichtlich, dass sich jemand findet und wir hoffen auf jeden Fall, dass jemand kommt. Es ist ein wirklich schöner Platz." Am Café selbst sei im vergangenen Jahr nichts verändert worden, die neuen Pächter könnten aber etwas wirklich Schönes aus diesem Café machen, ist man sich einig. Aber dafür wird es auch wieder viel Einsatz brauchen. Und wer dazu bereit ist, wird sich spätestens im nächsten Frühjahr zeigen, wenn hoffentlich wieder Museum und Café für Besucher öffnen werden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Landtagswahl Bayern 2023
:So hat der Stimmkreis Erding abgestimmt

Welche Partei holt im Stimmkreis Erding die meisten Stimmen? Wer gewinnt das Direktmandat? Und wie haben die Menschen hier im Vergleich zu ganz Bayern abgestimmt? Die Ergebnisse der Landtagswahl in Grafiken und Karten.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: