Seit Ende Oktober 2023 ist das Amazon-Sortierzentrum "MUC7" im Erdinger Industriegebiet in Betrieb. Es ist das zehnte seiner Art, das zweite in Bayern neben Eggolsheim. Insgesamt hat Amazon 20 Standorte in Bayern. Im Freistaat verkaufen 8250 kleine und mittlere Unternehmen ihre Produkte über Amazon und erzielen dabei Exportumsätze von mehr als 600 Millionen Euro.
Das Sortierzentrum in Erding ist, im Gegensatz zum Verteilzentrum in Moosburg, Teil der sogenannten "mittleren Meile" im Bestell- und Versandprozess bei Amazon. Hier werden Pakete aus der ganzen Welt vorsortiert und dann weiter geliefert, um die Logistikkapazitäten bestmöglich nutzen zu können. Insgesamt besucht ein über Amazon bestelltes Produkt drei Zentren, bevor es beim Kunden ankommt. Von Anbieter oder Hersteller geht es auf der "ersten Meile" zunächst in ein Logistikzentrum. Dort wird es verpackt. Auf der "mittleren Meile" kommen dann Sortierzentren wie in Erding ins Spiel. Diese dienen als Zwischenstelle und erleichtern den Zustellungsprozess, bevor das Produkt dann im Verteilzentrum auf die einzelnen Zustellungswege zum Kunden geschickt wird.
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Mit dem neuen Zentrum reagiert Amazon, das seine Anfänge im Bücherversand hatte, auf das steigende Volumen, die zunehmende Kundennachfrage und größere Produktpalette, heißt es von Unternehmensseite. In Erding geschieht das ganze noch manuell, also per Hand. Es gibt aber auch automatisierte Sortierzentren, beispielsweise in Nordrhein-Westfalen.
Auf 5200 Quadratmetern finden in Erding derzeit rund 80 Mitarbeitende Platz. Diese arbeiten acht Stunden in einem Ein-Schicht-System. Im ersten Quartal soll auf 150 Mitarbeitende und ein Zwei-Schicht-System aufgestockt werden. Im Normalfall sollen am Standort 100 Lastwagen pro Tag passieren, ausgenommen sind Peaks wie der kommende "Black Friday" und die Weihnachtszeit. In solchen Peaks ist mit mehr Durchlauf zu rechnen. Hierfür stehen 46 Dock-Tore und 18 Stellplätze bereit.
Um für mögliche Mitarbeiter attraktiv zu sein, bietet Amazon nach eigener Aussage einiges. Wer in Bayern beim Versandkonzern anfängt, startet mit einem Stundenlohn von 15 Euro. Dieser wird im ersten und zweiten Jahr erhöht, so dass Mitarbeitende nach zwei Jahren 17,95 Euro pro Stunde verdienen - und das für eine Tätigkeit, für die man zunächst keine spezielle Qualifikation benötigt. Aber auch Karrieremöglichkeiten soll es bei Amazon geben. So bietet man Weiterbildungen nach einem Jahr an. Diese werden bis 8000 Euro finanziert.
Auch von der Politik gibt es Lob
Im Sortierzentrum "Muc7" ist man sichtlich stolz auf den neuen Standort. Auch seitens der Erdinger Politik gibt es Lob. Bei einer Betriebsführung am Dienstag äußerte sich Oberbürgermeister Max Gotz zufrieden. Was hier auf die Beine gestellt worden sei, sei schon beachtlich. Dieser Standort sei ein unabdingbares Angebot an die Stadt und die Region. Auch wenn der Start etwas holprig war, sei er dennoch gelungen.
Die mögliche Genehmigung des Zentrums hatte nämlich für einen Streit gesorgt. Stadtrat und Stellvertretender Landrat Franz Mehringer sahen die Ansiedlung von Amazon zunächst kritisch, zeigten sich bei der Betriebsführung dann aber doch "angenehm angetan". Besonders von der Anpassung des Lohnniveaus. Für die anstehende Aufstockung der Mitarbeiter verwies Mehringer auf die ansässige Agentur für Arbeit und das Jobcenter, um auch tatsächlich für den Landkreis einen Mehrwert zu bieten.
Auch Amazon selbst möchte sich als guter Nachbar präsentieren. So spendete man bereits an das Heilig-Geist-Stift und ans Sophienhospiz. Ebenfalls will der Konzern im Hinblick auf Nachhaltigkeit etwas tun. Bis 2040 will Amazon klimaneutral sein. Dafür soll eine Milliarde Euro in die Elektrifizierung der Flotte investiert werden. Am Standort in Erding selbst stehen schon acht Ladestationen für Fahrzeuge der Mitarbeiter zur Verfügung.