Grüner Strom:Putzen für die Energiewende

Lesezeit: 3 min

Warum auch Solaranlagen regelmäßig geputzt werden müssen und wie ein junger Unternehmer aus Fraunberg versucht, dies zu revolutionieren.

Von Lucas Rösel, Fraunberg

Die Fraunberger Firma "sun-X" schickt Roboter auf die PV-Dächer. (Foto: sun-X GmbH/oh)

Am vergangenen Wochenende bescherte die Sonne Deutschland das erste sommerliche Wochenende des Jahres. Abseits ihrer Rolle als Vitamin-D- und Gute-Laune-Lieferant soll die Sonne auch eine tragende Rolle bei der Klimawende spielen. Im europaweiten Vergleich nimmt Deutschland schon jetzt die Spitzenposition im Bereich der Wind- und Solarenergie ein. Worüber sich aber noch die wenigsten Gedanken machen, ist die Instandhaltung und Reinigung der Anlagen. Bartholomäus Pfanzelt und Pascal Liebold aus dem Landkreis Erding kümmern sich um die Reinigung von Photovoltaikanlagen. Letzterer tüftelt schon seit Jahren an einer Hightech-Lösung und möchte das Geschäft revolutionieren.

Geht es nach der Bundesregierung, sollen bis 2030 mindestens 80 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland aus erneuerbaren Energien stammen. Im vergangenen Jahr sind in Deutschland nach Angaben des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW) über eine Million neue Solarstromsysteme errichtet worden. Mehr als je zuvor. Damit sind in Deutschland mittlerweile etwa 3,7 Millionen Solaranlagen in Betrieb. Auch die bayerische Landesregierung fördert die Photovoltaik. Wer in Bayern ein neues Gewerbe- oder Industriegebäude baut, muss im Zuge der Erneuerung des Bayerischen Klimaschutzgesetzes seit dem 1. März 2023 eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installieren. Kurzum - Photovoltaik boomt in Deutschland.

Allerdings können sich unterschiedlichste Verschmutzungen - von Vogelkot bis Feinstaub - über die Zeit auf den Modulen ablagern und die Leistungsfähigkeit einschränken. Experten gehen von einem möglichen Verlust von drei Prozent des Solarstroms in Deutschland durch ungereinigte Module aus. Um dies zu verhindern, ist es also sinnvoll, Photovoltaikanlagen regelmäßig zu reinigen. Wie häufig dies nötig ist, hängt von verschiedensten Faktoren wie der Größe der Fläche, der Neigung des Daches sowie dem Standort der Anlage ab.

Relevant sei laut Bartholomäus Pfanzelt, Betreiber der PV-Reinigung Pfanzelt in Fraunberg, vor allem der Verschmutzungsgrad. So empfehle er auf Stallungen eine jährliche Reinigung, bei Familienhäusern in einer Siedlung würde meist auch ein Intervall von drei bis fünf Jahren reichen. In den letzten Jahren sei ein steigender Bedarf festzustellen, sagt Pfanzelt. Die momentane Nachfrage sei zudem gerade besonders hoch, seine Kapazitätsgrenzen aber noch nicht erreicht. Bei seiner Arbeit nutzt Pfanzelt einen Reinigungsroboter der Firma "sun-X", ebenfalls gegründet in Fraunberg.

Vom Dachdecker zum Tech-Unternehmer

Inhaber von "sun-X" ist Pascal Liebold. Der 31-jährige Fraunberger stand zuerst als Zimmerer auf den Dächern der Region. Durch die Installation der Solaranlage seiner Eltern wurde er schließlich auf den Bedarf an Photovoltaik-Reinigung aufmerksam und gründete 2012 mit 19 Jahren sein erstes eigenes Unternehmen in diesem Bereich. "Ich stand dann viele Jahre selbst auf dem Dach und habe Probleme und Defizite erkannt", sagt er. "Das größte Thema war jedoch immer der Reinigungszeitpunkt. Da ist die Idee entstanden, einen Sensor zu entwickeln, der die Oberflächen von Solaranlagen überwacht, um den perfekten Reinigungszeitpunkt zu ermitteln".

Zu diesem Zweck gründete Liebold 2020 deshalb das Unternehmen "sun-X". Autodidaktisch habe er einen modularen Reinigungsroboter und ein Sensor-System entwickelt und mit Partnern aus Erding und Augsburg umgesetzt. Außerdem habe er die Technik durch ein Kundeportal namens "suncloud" ergänzt. Liebold bezeichnet dieses symbiotische Trio als "Ökosystem". Der von ihm entwickelte Sensor überwache dabei die Verschmutzung und sende die Daten an die Cloud. Das Kundenportal berechne den genauen Reinigungszeitpunkt. So solle der Ertragsverlust minimiert werden.

Zahl der Angestellten hat sich inzwischen mehr als verdreifacht

Im Anschluss vermittle "sun-X" auch professionelle Reinigungspartner, welche seine Roboter nützten. Dies sei aber keine Pflicht. "So haben wir uns letztendlich von einem Reinigungsunternehmen zu einem innovativen Tech-Unternehmen entwickelt, in welchem der Schwerpunkt auf Robotik, Software und Sensortechnik liegt".

Und das Unternehmen wachse, erklärt der 31-Jährige. Mit Kunden auf fünf Kontinenten und ganz ohne Investorenhilfe habe sich die Zahl der Angestellten im vergangenen Jahr von acht auf 30 mehr als verdreifacht. Am 23. April solle zudem eine Crowdfunding-Kampagne starten, bei der nun jeder die Möglichkeit hätte in das Unternehmen zu investieren. Die Ziele seien dementsprechend groß, sagt der Firmengründer. Grundmotivation bleibe jedoch, die Energiewende aus Fraunberg mitzugestalten: "Unterm Strich möchten wir einfach helfen, mehr grüne Energie zu erzeugen".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSoziale Medien
:"Herr Fahrschule" ist ein Tiktok-Star

Eigentlich wollte Christoph Flittner Radiomoderator werden. Heute erzählt der Fahrlehrer in seinem Format "1 Minute Fahrschule" von bizarren Situationen aus seinem Alltag. Mittlerweile hat er knapp 860 000 Abonnenten.

Interview: Lucas Rösel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: