Eishockey:Kreativität ist das Gebot der Stunde

Lesezeit: 3 min

Geht es hoch in die Bayernliga, oder bleiben die Erding Gladiators in der Landesliga? Die Entscheidung darüber liegt jetzt beim TSV Erding. (Foto: Peter Bauersachs)

Ob die Erding Gladiators in der kommenden Spielzeit in der Bayernliga antreten dürfen, ist noch offen. Die Entscheidung liegt beim Gesamtverein - die Signale stimmen aber hoffnungsfroh

Von Andreas Junkmann, Erding

Wünsche haben häufig die unangenehme Eigenschaft, nicht in Erfüllung zu gehen. Dass Ausnahmen diese Regel bestätigen, zeigt sich bei den Erding Gladiators. Nachdem das Team zwar in der Vorsaison den sportlichen Klassenerhalt in der Oberliga geschafft hatte, aufgrund enormer finanzieller Schwierigkeiten aber in die Landesliga absteigen musste, äußerte Trainer Petr Vorisek vor der Spielzeit den "Wunsch" vom sofortigen Aufstieg in die Bayernliga. Sportlich zumindest haben die Erdinger Spieler die Sehnsucht ihres Trainers mit der Landesliga-Meisterschaft erfüllt.

Jetzt liegt die Entscheidung über den Aufstieg beim TSV Erding. Anfang April kommt der Vereinsrat zusammen, um über die sportliche Zukunft der Gladiators zu entscheiden. In der Eishockeyabteilung gibt man sich derweil gelassen, was die Chancen für die Aufstiegsgenehmigung betrifft. "Die Entscheidung liegt beim Gesamtverein. Ich sehe aber kein Argument, das dagegen sprechen würde", sagt Abteilungsleiter Rainier Sabus. Und die Hoffnungen sind nicht unberechtigt. Auch TSV-Präsident Thomas Zahn kann sich "durchaus vorstellen, dass die Entscheidung positiv ausfällt".

Unabhängig von der Ligazugehörigkeit steht für die Gladiators der Abbau der Verbindlichkeiten weiterhin an vorderster Stelle. Damit die Eishockeyabteilung schuldenfrei in die Landesligasaison starten konnte, hatte der TSV Erding das Defizit von etwas mehr als 130 000 Euro übernommen. Seither wird bei den Gladiators jeder Cent zwei Mal umgedreht. Zwar habe man die Landesliga mit einem Plus beendet, der Schuldenabbau sei angesichts der hohen Summe allerdings ein längerer Prozess, der nicht innerhalb eines Jahres abgeschlossen werden könne, sagt Abteilungsleiter Sabus. Auch deshalb hofft man bei den Gladiators auf die Aufstiegsgenehmigung für die Bayernliga. Dann nämlich würden die Erdinger nicht nur auf den EV Moosburg treffen, sondern vor allem im Lokalderby auf die ESC-Eispiraten aus Dorfen. Das, so Sabus' Hoffnung, würde auch mehr Zuschauer ins Stadion locken - und somit für zusätzliche Einnahmen sorgen.

Die Derbys hätten allerdings nicht nur finanziell ihren Reiz, sondern auch einen besonderen Stellenwert für die Spieler. Gladiators-Stürmer Daniel Krzizok etwa blickt einem möglichen Aufeinandertreffen mit Dorfen schon jetzt mit Vorfreude entgegen. "Das sind natürlich immer besondere Spiele. Man kennt sich untereinander, aber für die 60 Minuten auf dem Eis ruht die Freundschaft", gibt sich Krzizok bereits kämpferisch.

Im Gegensatz zu einem steigenden Ticketverkauf seien aber bei den Sponsorengeldern im Falle des Aufstiegs keine größeren Sprünge mehr zu erwarten, erklärt Sabus. "Wir hatten schon für die Landesliga relativ hohe Sponsoreneinnahmen. Es ist fraglich, ob das noch groß zu steigern ist." Nach dem Zwangsabstieg aus der Oberliga konnten die Gladiators viele ihrer Geldgeber halten. Lediglich der Erdinger Weißbräu hatte sich vor der Saison als Großsponsor zurückgezogen. Während im Sponsoring- und auch Trainingsbereich bei den Gladiators nach wie vor semiprofessionelle Strukturen herrschen, erteilt Sabus der Zahlung von Spielergehältern eine klare Absage: "Das wird es bei uns nicht mehr geben." Die Spieler würden lediglich Aufwandsentschädigungen erhalten, da gebe es aber "klare Obergrenzen". Da sich der Gesamtetat der vergangenen Landesligasaison von 215 000 Euro bei einem möglichen Aufstieg nur marginal erhöhen würde, ist umso mehr die Kreativität der Verantwortlichen gefragt - denn klar ist auch, dass die Spieler "woanders mehr verdienen können", wie Sabus weiß. Gut für den Abteilungsleiter, dass er Leute wie Daniel Krzizok im Kader hat, die bereit sind, Abstriche in Kauf zu nehmen. Krzizok kündigt bereits an: "Ich fühle mich wohl hier. Deshalb bleibe ich auf jeden Fall in Erding."

Genau das soll auch die Marschroute für die Zukunft sein. Ziel ist es laut Sabus, vor allem auf Spieler aus der Region zu setzen und dadurch eine Identifikation mit den Fans zu schaffen. Große Verpflichtungen könne und wolle man deshalb nicht tätigen. Darüber ist man sich auch innerhalb des Teams im Klaren: "Wir sind eben finanziell nicht auf Rosen gebettet", sagt Krzizok. Zwar würden bereits Gespräche mit Spielern laufen, "wenn es Neuzugänge gibt, werden es aber vor allem Rückkehrer sein", weiß der Gladiators-Stürmer. Der bestehende Kader soll so gut wie möglich zusammengehalten und nur punktuell verstärkt werden. Da passt es natürlich, dass auch Trainer Petr Vorisek in Erding bleiben wird. "Der Vertrag läuft weiter", bestätigt der Coach auf Nachfrage der SZ. Wie so häufig bei Vereinen, die finanziell in der Klemme stecken, setzt man auch bei den Gladiators verstärkt auf die eigene Jugend. Nachwuchsspieler wie die Brüder Tim und Dennis Berndt oder Konstantin Mühlbauer sind inzwischen feste Bestandteile des Seniorenkaders. Auch deshalb sehen sich die Gladiators gut aufgestellt für die kommende Spielzeit. In der Bayernliga wären laut Krzizok die Playoffs möglich. Bei einem Verbleib in der Landesliga kann es für die Gladiators nur ein Ziel geben: den erneuten Aufstieg.

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: