Landkreis Erding:Kritik an Streichung der Kaufprämie für E-Autos

Lesezeit: 3 min

Produktion im VW-Werk in Zwickau: Auch die Autoindustrie klagt immer lauter. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Die Autohäuser im Landkreis setzen darauf, dass die Hersteller den ausgefallenen Bonus übernehmen. Viele potenzielle Kunden werden nun wohl wieder ein Benzin-Fahrzeug kaufen.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die Erdinger Autohäuser sind vom abrupten Ende der Kaufprämie für E-Autos wenig begeistert. Und sie erwarten, dass viele potenziellen Käufer sich nun wieder für einen Benziner statt für ein E-Auto entscheiden werden. Nur wer bis 24 Uhr am Sonntag, 17. Dezember, seinen Antrag für den Umweltbonus beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gestellt hatte, bekommt noch die Förderung in Höhe von bis zu 4500 Euro, wie Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am vergangenen Samstag verkündet hat. Wer einen Kaufvertrag abgeschlossen hat, auf das Auto aber noch wartet oder es noch nicht zugelassen hat, der geht leer aus. Allerdings erwägen einige Autohersteller, ihren Kunden finanziell entgegenzukommen und ihnen Rabatte in entsprechender Höhe zu gewähren.

"Als ich das Samstag erfahren habe, dachte ich: super, unser Autohaus hat schon geschlossen und die Zulassungsstelle auch - vielen Dank, Herr Habeck", sagt Theodor Hellbrügge vom VW-Audi-Autohaus Maier in Erding. Zunächst aber gelte die Devise "Ruhe bewahren". Denn: "Was die Kundenbestellungen anbelangt, die noch offen sind, warten wir jetzt auf die Reaktion der Hersteller." Bislang hätten sich VW und Audi immer sehr großzügig gezeigt, wenn vergleichbare Probleme auftraten. "Der Kunde hatte nie Nachteile gehabt." Was diesbezüglich möglich sei, werde geprüft, auch was Stornierungen betreffe.

Im Endeffekt müsse jeder selbst abwägen, was für ein Auto er sich leisten kann, sagt Hellbrügge, und neben dem Kaufpreis, Sprit- oder Stromkosten und den Restwert berücksichtigen. Strom und Diesel werden nach den jüngsten Beschlüssen der Ampel-Regierung teurer. Benzin auch, aber moderat. Wer eine Photovoltaikanlage samt Speicher habe, der werde wohl zum E-Auto tendieren.

Die Nachfrage nach E-Auto war zuletzt schon ein wenig zurückgegangen

Auch beim BMW-Autohaus Spaett ist man nicht begeistert über das unerwartet schnelle Ende der Prämie. Aktuell zeige sich BMW sehr kulant und habe bereits entschieden, die Kunden nicht schlechter zu stellen als vorher, sagt Verkäufer Mike Hemberger. Die ausgefallene Prämie werde vom Hersteller übernommen. Die Nachfrage nach E-Autos sei zuletzt bereits ein wenig zurückgegangen. "Die Streichung der Prämie werden wir schon merken", sagt Hemberger, "die war natürlich ein Verkaufsargument, der Umwelt-Bonus war eine Superunterstützung". Auch er erwartet, dass sich viele wieder für einen Benziner entscheiden werden.

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Georg Hausmann, Geschäftsführer des Toyota-Autohauses Hausmann in Dorfen, hat Montag ein Schreiben vom Hersteller bekommen, dass man die Vertragshändler demnächst darüber informieren werde, inwieweit man den Kunden entgegenkommen könne. Das ganze Programm hätte sich seiner Meinung nach, besser nach dem Datum des Kaufvertrags richten sollen, nicht nach dem Zeitpunkt der Zulassung. "Wer die Absicht hatte, ein E-Auto zu kaufen, der musste aber damit rechnen, dass der Bonus ausläuft", räumt Hausmann ein, "das wurde schon vor ein paar Jahren angekündigt: Wenn der Topf leer ist, ist er leer." Seine Kunden seien schon vorher auf Hybrid umgeschwenkt, die nicht so teuer seien wie E-Auto. "Es muss etwas passieren, damit das E-Auto attraktiver wird", sagt Hausmann, "sonst machen die Chinesen das Rennen mit ihren günstigeren E-Fahrzeugen, die keiner unserer Hersteller hat."

Für Opel-Kunden im Landkreis Erding gibt es bereits frohe Kunde: seit Montag steht fest, dass Stellantis, der Mutterkonzern von Opel, allen Privatkunden, die ihr Fahrzeug vor der Entscheidung der Bundesregierung bestellt haben, die vollen Prämienbetrag gewährt. Zusätzlich sollen Besitzer von E-Autos, die bis zum 29. Februar kommenden Jahres zugelassen werden, eine reduzierte Förderung erhalten.

Laut der geltenden Förderrichtlinie sollte der Umwelt-Bonus 2024 auslaufen

Der Bonus war nach Einschätzung des Grünen-geführten Bundeswirtschaftsministeriums "sehr erfolgreich und hat die Elektromobilität in Deutschland entscheidend vorangebracht". Insgesamt seien seit 2016 etwa zehn Milliarden Euro im Rahmen des Programms für rund 2,1 Millionen Elektrofahrzeuge ausgezahlt worden. Laut der geltenden Förderrichtlinie sollte der Umwelt-Bonus Ende 2024 auslaufen. Die Ampel-Koalition hatte nach dem jüngsten Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Haushalt 60 Milliarden Euro weniger im Geldbeutel. Im Kompromiss für den Bundeshaushalt 2024 hatte die Koalitionsspitze vor einigen Tagen vereinbart, dass das Ende des Umweltbonus aus Sparzwängen vorgezogen wird.

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