Dorfener Kulturzentrum:Eine Erfolgsgeschichte

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Dank der rührigen Birgitt Binder hat sich der Jakobmayer zu einem überregional beliebten Auftrittsort entwickelt. Erst kürzlich stand hier Gerhard Polt mit einem seiner seltenen Solo-Acts auf der Bühne

Von Florian Tempel, Dorfen

Birgitt Binder kann das. Sie kann Gerhard Polt am ersten Adventssonntag in den Jakobmayer holen. Das ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Denn Großmeister Polt kann es sich aussuchen, ob, wann und wo er auftreten möchte. Dass er sich dazu entschlossen hat, am vergangenen Sonntag nach Dorfen zu fahren, um dort solo auf der Bühne zu stehen, hat wesentlich mit Birgitt Binder zu tun, die den Jakobmayer in den vergangenen Jahren zu einer überregional beachteten, von den Künstlern geschätzten und vom Publikum sehr gut angenommenen Spielstätte gemacht hat.

Es läuft im Jakobmayer. Das Dorfener Kulturzentrum ist in wenigen Jahren zu einer etablierten Institution geworden. Wer sich den Programmkalender anschaut, staunt. Die bekanntesten Kabarettisten geben sich hier die Klinke in die Hand. Zwei Tage vor dem Polt-Auftritt war Luise Kinseher da, am Tag darauf trat Gankino Circus auf -die irrwitzige fränkische Combo ist im Mai als Weltmusikgruppe des Jahres ausgezeichnet worden - und an diesem Wochenende kommt Constanze Lindner. Mit Kabarett und außergewöhnlichen Musikacts hat Birgitt Bindern dafür gesorgt, dass der Jakobmayer seinen klangvollen Namen weit über Dorfen hinaus bekannt machen konnte.

Schon zweimal war der Bayerische Rundfunk zu Aufnahmen für seine Kabarettsendung Brettl-Spitzen da, das dritte Mal ist bereits ausgemacht. Und als Gerhard Polt in Meran in diesem Mai mit dem nur selten vergebenen Ehrenpreis des internationalen Kabarettpreises Salzburger Stier ausgezeichnet wurde, war Birgitt Binder auf Einladung des BR in Südtirol dabei. Man kennt sich und man schätzt sich.

In den Jakobmayer hat sie sich schon lange vor seiner Eröffnung 2011 als Kulturzentrum verliebt. "Ich wollte da schon rein, als ich noch in der 'Soafa' Wirtin war", erinnert sie sich. Von 1984 an hatte sie für fünf Jahre das heute nicht mehr existierende Dorfener Traditionslokal gepachtet und als Kulturkneipe und Kleinkunstbühne betrieben. Für viele Veranstaltungen war ihr de Soafa zu klein geworden. Der zwei Stockwerke hohe Jakobmayer-Saal, der über der Wirtschaft in der ersten Etage des Hauses liegt, war Ende der 1980er Jahre aber nicht zu bekommen.

Als sie 1989 die Soafa aufgab, arbeitete sie die folgenden Jahre als Managerin von Hans Söllner. Dabei lernte Birgitt Binder Kulturveranstaltung von der anderen Seite kennen: "Ich habe damals ganz, ganz viele Spielstätten kennen gelernt." Dass der Jakobmayer zum Beispiel von Tontechnik her mit den besten Geräten ausgestattet ist, dafür hat auch sie gesorgt. Weil sie eben, als sie mit Hans Söllner auf Tour war, genau mitbekommen hat, was technisch wichtig und richtig ist. Aber auch von dem intensiven Kontakten mit Veranstaltern und Künstleragenturen profitiert die Jakobmayer-Managerin noch heute.

Nach der vom Isener Architekten Udo Rieger geleiteten Renovierung des Jakobmayer war dann 2011 der Eröffnungsabend mit der Biermösl Blosn und Hans Söllner gleich mal ein Paukenschlag. Die folgenden acht erfolgreichen Jahre waren aber kein Selbstläufer, sondern das Ergebnis kluger und professioneller Arbeit. Ohne Kollegen - anfangs mit Sigrid Wiedenhofer, heute mit Astrid Wandinger - und den perfekten Hausmeister Robert Handl, hätte es aber nie so gut geklappt, wie es derzeit läuft, sagt Birgitt Binder.

Künstler und Publikum sind vom Jakobmayer gleichermaßen begeistert: Nicht zu groß, nicht zu klein, mitten in der Stadt und gut zu erreichen, architektonisch wunderschön, aber nicht überkandidelt. Und es sind die besonderen Details, wie etwa die in den Saal integrierte Theke, wo die Besucher vor Vorstellungsbeginn und in der Pause ein Glas Wein bekommen, die den Charme des Saals noch erhöhen. Muss man sagen, wessen Idee die Theke war?

Birgitt Binder hat immer noch neue und tolle Ideen. Das Dorfener Saitenfestival wird zum Beispiel im kommenden Jahr zum dritten Mal stattfinden. Denn auch für Spitzenmusiker hat Birgitt Binder, die als Sängerin der Frauenband Isarschixn selbst Bühnenerfahrungen hat, ein gutes Händchen. Sie hat senkrecht durchgestartete Bands wie Pam Pam Ida in Dorfen gebracht, als die noch kaum jemand kannte, oder die Latin Grammy-Gewinnerin Gaby Moreno. Im Mai 2020 kommt die südamerikanische Frauenband Flor de Toloache - kennt hier niemand, aber sie sind absolute Wahnsinn. Weiter so!

© SZ vom 05.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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