Dorfener CSU:Völlig verrannt

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Kommentar von Florian Tempel

Es ist ja noch mal gut ausgegangen, könnte man sagen. Die wahnwitzige Idee, eine Leichtathletik-Laufbahn mitten ins Schulgelände des Dorfener Förderzentrums hineinzubauen, ist vom Tisch. Endlich. Doch auch wenn, so gesehen, nichts passiert ist, ist eine Nachbetrachtung nötig. Die Dorfener CSU hat sich mit so haarsträubenden Beiträgen zu Wort gemeldet, dass man das nicht unkommentiert stehen lassen kann.

Zunächst einige Fakten: 400 Meter-Laufbahnen sind das Standardmaß der Leichtathletik weltweit. 333 Meter-Bahnen sind aber deshalb keine unanständigen Fehlkonstruktionen, sondern historisch gesehen Klassiker. Dreimal rund herum ergibt einen Kilometer. Dass sich die 400 Meter-Bahn durchgesetzt hat, liegt an den Briten. Für sie war die englische Meile mit ihren 1609 Metern die entscheidende Wegstrecke, die man mit vier Umrundungen einer 400 Meter-Bahn vollbringt. Gerade bei Schulsportanlagen findet man aber immer noch 333 Meter-Ovale - wenn überhaupt. Das Anne-Frank-Gymnasium in Erding hat so einen klassisch deutschen Rundkurs. Das Korbinian-Aigner-Gymnasium hat gar keine runde Laufbahn. Es ist nämlich ganz einfach so: Schulen brauchen keine 400 Meter-Bahnen. Wenn man eine in der Nähe hat, mag das schön sein, notwendig ist es aber nicht.

Schulen brauchen gute Außenbereiche. Das Pausen- und Freigelände des Förderzentrums Dorfen ist gut konzipiert und für die Kinder, insbesondere die Ganztagsschüler, ein notwendiger Lebensraum. Ein Eingriff verbietet sich. Dass Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) ein Teil des Außengeländes der landkreiseigenen Schule der Stadt Dorfen überlassen wollte, war ein Grundübel, das die unsägliche Diskussion erst ermöglicht hat. Zum Glück gibt es die Schulaufsicht eine Ebene weiter oben bei der Bezirksregierung, die schützend ihre Hand über das Förderzentrum gehalten hat.

In der Dorfener CSU aber schert man sich nicht um Notwendigkeiten, gute Argumente und Logik. Barbara Lanzinger benutzte in total verdrehter Weise den Begriff Inklusion. Anton Stimmer befand, man dürfe sich ruhig nehmen, was anderen zusteht. Martin Bachmaier rechnete erst die Schulen gegeneinander auf und ließ sie dann doch ganz außer Acht, Hauptsache seien letztlich "die Vereine". Bürgermeister Heinz Grundner befand zusammenfassend, all das Vorgebrachte hätte "Hand und Fuß". Etwas anderes ging den CSU-Äußerungen allerdings ab: sie hatten weder Herz noch Verstand.

© SZ vom 17.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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