Wieder Ärger in Dorfen:Zerrüttetes Verhältnis

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Nach gegenseitigen Rücktrittsforderungen: Bürgerinitiative für einen verträglichen Bahnausbau in Dorfen kündigt ihre Mitarbeit im Arbeitskreis des Stadt auf. Das Klima könnte schlechter kaum sein

Von Florian Tempel, Dorfen

Die Dorfener Bürgerinitiative (BI) "Für einen Bahnausbau ohne Mauern und Schranken" hatte das Ziel, gemeinsam mit dem Stadtrat eine weitgehende Tieferlegung der Gleise im Stadtbereich zu erreichen. Das Verhältnis zwischen BI und Kommunalpolitik ist allerdings in den vergangenen Wochen immer schlechter geworden und nunmehr, kurz vor Weihnachten, völlig zerrüttet: Nachdem BI-Sprecher Georg Brandhuber eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) eingereicht und die Dorfener CSU-Stadtratsfraktion im Gegenzug ihn zum Rücktritt aufgefordert hatte, haben nun die zwei BI-Vertreter im Arbeitskreis Bahnausbau, Margarete Euwens-Albrecht und Hand Waxenberger, ihre Mitarbeit in dem Gremium aufgekündigt. Der Arbeitskreis war vom Stadtrat auf Wunsch der BI eingerichtet worden und war bislang zwei Mal zusammengekommen.

Nach dem aktuell bekannten Planungsstand wird der zweigleisige Ausbau der Strecke München-Mühldorf im Stadtbereich von Dorfen massive Auswirkungen auf das Ortsbild haben. Von einer von der BI geforderten echten Tieferlegung sind die Bahnplaner weit entfernt. Ihr Entwurf sieht vor, die Gleise nur im Bereich des Bahnübergangs an der Bundesstraße B 15 abzusenken, damit lediglich eine halbhohe Straßenbrücke an dieser Stelle gebaut werden muss. Eine weitergehende Absenkung de Gleise über eine längere Strecke ist nach den Berechnungen der Bahn-Planer utopisch teuer. Die BI bezweifelt diese Rechnungen und wirft der Bahn vor, mit überzogenen Kosten zu argumentieren.

Der Gründer und Sprecher der Bürgerinitiative Georg Brandhuber, war schon seit langem mit der Unterstützung seiner Position durch die Dorfener Kommunalpolitik immer unzufriedener geworden. In einer Anfang Dezember eingereichten Dienstaufsichtsbeschwerde hat er Bürgermeister Grundner schließlich notorische Untätigkeit und Geheimniskrämerei beim Thema Bahnausbau vorgeworfen. Die CSU-Fraktion forderte darauf von Brandhuber, sich von der Spitze der Bürgerinitiative zurückzuziehen, da er mit seinem Konfrontationskurs, "allen Betroffenen schadet und so die Suche nach konstruktiven Lösungen mit der Bahn massiv behindert".

Brandhuber wies die Rücktrittsforderung zwar umgehend zurück. Doch dafür kündigten nun zwei von Brandhubers Mitstreitern ihre Mitarbeit im Arbeitskreis Bahnausbau auf. Der "Rücktritt" von Euwens-Albrecht und Waxenberger ist erkenntlich eine Reaktion auf die Rücktrittsforderungen der CSU an Brandhuber.

In zwei Schreiben an den Bürgermeister machen Euwens-Albrecht und Waxenberger das deutlich. Euwens-Albrecht beklagt, der "Arbeitskreis ist nicht wirklich ein Arbeitskreis". Bürgermeister Grundner gebe nur nach eigenem Ermessen Informationen heraus und das nicht gleichmäßig an alle Mitglieder des Arbeitskreises, dem Vertreter aller Stadtratsfraktionen angehören. Euwens-Albrecht schreibt weiter Grundners Informationspolitik sei eine "Hinhaltetechnik". Zudem wirft sie der Stadtverwaltung und dem Bürgeremeister "Hörigkeit gegenüber den Herren der DB-Netze" vor. Waxenberger beklagt ebenfalls, er habe bestimmte Informationen im Arbeitskreis nicht erhalten und so nicht mitdiskutieren können.

Margarete Euwens-Albrecht wirft Bürgermeister Heinz Grundner "Hörigkeit gegenüber den Herren der DB-Netze" vor. (Foto: Renate Schmidt)

Bei den Informationen ging es darum: Umweltreferent Gerald Forstmaier hatte von der Stadtverwaltung Ergebnisse der Bahn zum Grundwasserstand und der Bodenbeschaffenheit im Gleisbereich erhalten. Diese Unterlagen wollte Grundner nicht an den gesamten Arbeitskreis weitergeben, da sie einer gewissen Vertraulichkeit unterlägen.

© SZ vom 22.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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