Dorfen wächst und wächst:Wohnen am Stadtrand

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Der Siedlungsdruck steigt, die Stadt ist gefordert. Denn Dorfen soll für junge Leute attraktiv bleiben. (Foto: Renate Schmidt)

Die Einwohnerzahl steigt möglicherweise von 14 800 auf 18 300 bis zum Jahr 2030. Die Stadt will durch Baulandausweisung auch "für junge Familien attraktiv bleiben", sagt Bürgermeister Grundner

Von Florian Tempel, Dorfen

Kaum ist das Dorfener Stadtentwicklungskonzept "Leben findet innen statt" beschlossen, hat sich der Stadtrat die Ausweisung von neuen Wohn- und Gewerbegebieten am Stadtrand und in den Außenorten vorgenommen. Denn Dorfen stellt sich auf ein nicht unerhebliches Bevölkerungswachstum sein. "Wegen des enormen "Siedlungsdrucks und Wohnraummangels" sei die Stadt "jetzt gefordert, Wohnraum zu schaffen", sagte Bürgermeister Heinz Grundner (CSU). Zudem müsse man die Demografie der Stadt im Auge behalten. Die Zahl der Rentner steige in den kommenden Jahren massiv. Die Stadt sollte aber auch "für junge Familien attraktiv" bleiben.

Bei einem "Workshop" Anfang September hatte der Stadtrat einen "Bevölkerungswachtsumsrichtwert" von jährlich 1,4 Prozent mehr Einwohnern "erarbeitet", heißt es in der Tischvorlage für die Sitzung am Mittwochabend. In den kommenden 15 Jahren, so die Hochrechnung könnte die Einwohnerzahl demnach um knapp 3500 Neubürger zunehmen.

Von derzeit 14 800 - so viele waren es nach der Zählung der Stadt im Juli dieses Jahres - auf 18 300 Dorfener im Jahr 2030. Um so viele Menschen unterzubringen, müsse man einen "zusätzlichen Flächenbedarf von 32 bis 40 Hektar" annehmen, heißt es weiter. Dieser Berechnung liegt offensichtlich zugrunde, das man pro Neubürger je etwa 100 Quadratmeter Grund als Fläche für den Wohnbau ausweisen müsse.

Der vom Stadtrat angenommene Richtwert eines jährlichen Bevölkerungswachstums von 1,4 Prozent liegt deutlich über den Zuwachsraten der Vergangenheit. In den vergangenen 15 Jahren hat die Bevölkerung in Dorfen laut den Zahlen der Stadt um etwa 1800 Einwohner zugenommen. Offenbar geht man davon aus, dass sich die Dynamik des Bevölkerungswachstums etwa verdoppeln wird.

Im jüngst verabschiedeten Stadtentwicklungskonzept war der Fokus auf die Entwicklung in der Innenstadt Dorfens gelegt worden. Bei der Überarbeitung des Flächennutzungsplans setzt man jedoch vor allem auf neue Wohngebiete dort, wo sich heute noch Wiesen oder Äcker befinden. Die Städteplanerin Martina Schneider, die die Erarbeitung des Dorfener Stadtentwicklungskonzepts geleitet hat, hatte im Juli 2014 im Stadtrat gesagt, "man muss heute in der Stadtentwicklung mit ganz anderen Instrumentarien arbeiten, als auf der grünen Wiese neue Baugebiete auszuweisen". Die Dorfener Stadträte haben das wohl gehört, sehen jedoch mehrheitlich keine Alternative, als genau das zu tun, was Schneider kritisch kommentiert hatte.

Die eingeleitete große Überarbeitung des Flächennutzungsplans ist allerdings nur ein erster Schritt auf dem Weg zu mehr Wohngebieten am Stadtrand. Es gibt viele Faktoren in Dorfen, die die tatsächliche Ausweisung von Baugebieten oft schwierig machen: Hanglagen, Landschaftsschutzgebiete oder Entwässerungs- und Hochwasserprobleme. Wo in einigen Jahren wirklich gebaut werden kann, hängt von vielen Aspekten ab, die erst in Detailbetrachtungen klar werden.

Bürgermeister Grundner sagte, trotzdem habe die Stadt "Potenziale, die es zu heben gilt". Er wolle Dorfen aber in jedem Fall "behutsam und moderat weiterentwickeln". Die am Mittwoch besprochenen möglichen Wohngebiete am Stadtrand liegen zudem, das machte Bauamtsleiter Franz Wandinger deutlich, gar nicht so abseits. Alle befinden sich innerhalb eines Zwei Kilometer-Radius um die Stadtmitte. Nach der Einschätzung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) sei dies ein Wert, bei dem die Bürger auf Autofahrten gerne verzichten würden, da sie mit dem Rad gleich schnell oder schneller in der Stadt unterwegs sein können.

Entlang der Autobahn A 94 sollen außerdem die dort bereits ausgewiesenen, möglichen 30 Hektar Gewerbeflächen noch einmal um etwa 18 Hektar vergrößert werden. Bürgermeister Grundner vertrat die Ansicht, man müsse möglichst viel vorweisen können, um auch große Unternehmen nach Dorfen ziehen zu können.

Ein spezielles Thema, war, dass westlich der Isener Siedlung eine Kiesgrube entstehen könnte. Auch das wird bei der Überarbeitung des Flächennutzungsplans geprüft. Kiesabbau ist zwar eine laute, staubige und mit vielen Lastwagenfahrten verbundene Angelegenheit. Dennoch konnten einige Stadträte der Idee etwas Positives abgewinnen: Die Kiesgrube könnte später ein Badesee werden, was sich viele Dorfener schon seit Jahren wünschen und auch Neubürgern gefallen dürfte.

© SZ vom 06.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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