Firmenschließungen in Dorfen:Feuerwehr bangt um Einsatzstärke

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Wenn Feuerwehrler in ihrem Heimatort arbeiten, haben sie nur einen kurzen Weg zum Einsatzort. In Dorfen könnte dies bald anders aussehen.

Von Thomas Daller, Dorfen

In Dorfen brechen 230 Arbeitsplätze weg, weil sowohl Creaton die Ziegelei als auch die Firma Hawe ihr Filialwerk schließt. Das ist für die betroffenen Arbeitnehmer besonders schlimm, weitere Auswirkungen bekommt jedoch die ganze Stadt zu spüren. Dabei geht es nicht allein um die Gewerbesteuer, sondern auch bei der Dorfener Feuerwehr macht man sich Sorgen. Zwölf Mann hatten sie bislang tagsüber in Dorfen als Einsatzkräfte zur Verfügung; vier davon arbeiten bei Hawe. Wenn die sich künftig einen neuen Arbeitsplatz suchen müssen, der nicht in der Nähe liegt, kann es im Notfall knapp werden.

Dorfen ist bei diesem Problem kein Einzelfall, aber hier spitzt sich die Situation derzeit besonders zu. Früher gab es auf dem Land genügend Handwerker oder Landwirte, die bei Bedarf ausrücken konnten, weil sie im Ort arbeiteten. Doch seitdem in der Region immer mehr Menschen an ihre Arbeitsplätze pendeln, geht die Tageseinsatzstärke, wie es bei der Feuerwehr genannt wird, immer weiter zurück. Im Falle Dorfens kommt auch noch hinzu, dass es sich hier neben Erding und Taufkirchen um eine Stützpunktfeuerwehr handelt. Stützpunktfeuerwehren heben sich durch ihre Mannschaftsstärke und Ausstattung von anderen Feuerwehren im Umkreis ab und werden deswegen auch über die Gemeindegrenzen hinweg zu Einsätzen herangezogen.

"Wir haben schon zu kämpfen, wie wir die Tagesalarmsicherheit in Zukunft aufrecht erhalten sollen", sagte der 1. Kommandant der Dorfener Feuerwehr, Stefan Beham. "Wir haben noch keine Lösung." Mit den zwölf Einsatzkräften, die bislang tagsüber noch verfügbar sind, ist man den Anforderungen gewachsen. Wenn davon aber diese vier Hawe-Mitarbeiter wegbrechen sollten, "wird es schwierig". Beham: "Zwölf Mann ist schon das, was wir anpeilen sollten. Das ist unsere Hausnummer." Beham sagte, dieses Problem, dass tagsüber immer weniger Kräfte zur Verfügung stehen, betreffe viele Feuerwehren, nicht allein Dorfen. Ausgenommen sei insbesondere Taufkirchen: Dort habe man Glück, weil Himolla als großer Arbeitgeber genügend Feuerwehrler beschäftige, die tagsüber bei Notfällen ausrücken könnten.

Beham will wegen der Tageseinsatzstärke nun ein Gespräch mit Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) und der Verwaltung führen. Die Feuerwehr sei eine Pflichtaufgabe der Kommune und daher erhoffe er sich von dieser Seite Unterstützung. Möglich wäre beispielsweise, dass man für die Feuerwehr Mitarbeiter des Bauhofs rekrutieren könnte.

Darüber hinaus, so der Dorfener Kreisbrandmeister Rudi Hohenadl, müsse man verstärkt auf die Ortsteilfeuerwehren zurückgreifen: Die Feuerwehr Eibach beispielsweise habe tagsüber immer eine Gruppe von sechs Leuten bei der Rettungsleitstelle gemeldet. Die müsste man bei Einsätzen künftig öfter heranziehen.

Zusätzliche Brisanz erhält die Situation der Feuerwehr in Dorfen, wenn man dreieinhalb Jahre in die Zukunft blickt. Dann weitet sich die Zuständigkeit von der ohnehin schon unfallträchtigen B 15 auch auf die Autobahn A 94 aus, die Ende 2019 in Betrieb gehen soll. Beham hofft zwar, dass der Autobahnabschnitt Dorfen kein besonders unfallträchtiger sein wird. Aber die Wahrscheinlichkeit sieht anders aus: Das Isental ist ein Nebelloch. Die Aktionsgemeinschaft gegen die A 94 hat jahrelang vor dieser Trasse auch deswegen gewarnt, weil diese plötzlich lokal auftretenden, dichten Nebelbänke bei hohen Geschwindigkeiten wie auf einer Autobahn eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellen. Die Einsätze für die Dorfener Feuerwehr werden daher gewiss nicht weniger.

© SZ vom 15.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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