Dorfen:Wider das Wegwerfen

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Für Inhaberin Christine Leipfinger ist es wichtig, dass ihr Laden "Yuse" nachhaltig arbeitet und umweltbewusst. (Foto: Daller)

Im Gebrauchtwarenladen "Yuse" nimmt die Inhaberin Waren in Kommission und teilt den Gewinn mit dem Eigentümer. So manches ungewöhnliche Schmuckstück war schon dabei

Von Thomas Daller, Dorfen

Die Einstellung, gut erhaltene Dinge einfach wegzuwerfen, weil man sie selbst nicht mehr braucht, hat sich in Dorfen nie so richtig durchgesetzt. Es gibt eine Tauschzentrale für Kindersachen, regelmäßige Flohmärkte, seit geraumer Zeit Kleidertauschpartys im Jakobmayer und mittlerweile auch ein Repair-Café. Hinzugekommen ist "Yuse", ein Gebrauchtwarenladen in der Erdinger Straße. Inhaberin Christine Leipfinger nimmt Waren in Kommission und teilt den Gewinn mit dem Eigentümer.

Eigentlich gibt es Yuse bereits seit zwei Jahren. Allerdings befanden sich die Geschäftsräume im Wailtlkeller, wo es kaum Laufkundschaft gab. Nachdem dieses Gebäude nun umgebaut wird, weil dort Asylbewerber einziehen, hat Leipfinger neue Räume gesucht und ist am Johannisplatz fündig geworden. "Yuse" ist ein Wortspiel mit You und used; das Sortiment reicht von Büchern über Tonträger bis hin zu jungen Antiquitäten, Schmuck, kreativen Dingen und sogar gebrauchten Fahrrädern. Um letztere kümmert sich ihr Kompagnon Bruno Soppa, der sich seit seiner Kindheit leidenschaftlich mit Fahrrädern beschäftigt. Teilweise sind erstaunliche Exemplare dabei: So zum Beispiel ein Victoria Astral Oldtimerrad, das aus den frühen 1960er Jahren stammt und offenbar noch nie benutzt wurde. Der Lack ist noch Hochglanz, das Rad hat weder Kratzer noch Rostflecken. Bei einem älteren Mann aus dem Landkreis stand es jahrzehntelang im Wohnzimmer, nach seinem Tod haben die Erben das blitzsaubere Schmuckstück bei Yuse in Kommission gegeben.

"Unser Sortiment ist querbeet", sagt die 50 Jahre alte Inhaberin. Von alten Kristallgläsern bis hin zu Raritäten-Schallplatten wie einer original Bob Marley Jamaica-Pressung aus grünem Vinyl, von Sammlerstücken bis hin zu "schrägen Sachen", sagt Leipfinger. "Die Geschmäcker sind nun mal verschieden." Manche Dinge müsse man auch nur in einen anderen Kontext stellen, um einen neuen Nutzwert zu schaffen. So hat sie beispielsweise ein sogenanntes Rehg'wichtel an der Wand hängen; also ein Rehgehörn auf eine Holzscheibe montiert, eine Jagdtrophäe. Allerdings rabenschwarz lackiert. Das dient nun als Wandhaken, an dem man die Kopfhörer für eine Stereoanlage aufhängen kann.

Leipfinger stammt aus Dorfen, ist dort in der alternativen Szene aufgewachsen und hat einige Jahre in England und in Spanien verbracht. Anfang der 1990er Jahre wollte sie nur kurz nach Dorfen zurückkehren, um Behördenformalitäten zu erledigen, lernte aber dann hier ihren Mann kennen und blieb. Mittlerweile ist sie vierfache Mutter und managt an fünf Tagen in der Woche jeweils ab 10 Uhr den Laden: immer mittwochs ist geschlossen, dafür hat sie an Samstagen geöffnet. Die Arbeit ist aufwendig, denn jedes Objekt muss über Listen und Nummern den Eigentümern zugeordnet werden. Wenn die Ware nach etwa drei Monaten immer noch nicht verkauft ist, kann sie wieder abgeholt werden. Das hat den Vorteil, dass sich so laufend das Sortiment verändert.

Für Christine Leipfinger ist es wichtig, dass ihr Laden nachhaltig arbeitet und umweltbewusst. "Viele Leute haben die Nase voll von unserem Überkonsum und von Dingen, die schnell wieder kaputtgehen. Das ist auch international eine große Bewegung." Außerdem habe sie Erfahrungen mit jungen Antiquitäten, sagt sie und lacht: "Mein jahrelang angesammeltes sinnloses Wissen kann ich jetzt anwenden."

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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