Dorfen:Wenn der Staat nicht zahlt...

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Noch in diesem Jahrzehnt soll die A 94 zwischen Dorfen und Heldenstein fertig sein. Im Bild die massive Brücke über die Lappach. (Foto: Peter Bauersachs)

Dorfen muss für zusätzlichen Lärmschutz an der A 94 mehrere Hunderttausend Euro ausgeben

Von Philipp Schmitt, Dorfen

Der Dorfener Stadtrat hat bei seiner jüngsten Sitzung am vergangenen Mittwoch Maßnahmen für einen besseren Schutz vor Verkehrslärm entlang der Trasse der zukünftigen Autobahn 94 beschlossen. Diese Maßnahmen im Gebiet der Goldachtalbrücke werden die Stadt fast 300 000 Euro kosten. Durch den Bau von zusätzlichen Lärmschutzwänden und -wällen sollen Anwohner möglichst lückenlos vor Verkehrslärm geschützt werden. "Wir wollen damit die bestehende Lärmschutzlücke im Bereich der Goldachtalbrücke schließen", sagte Bürgermeister Heinz Grundner (CSU).

Der Stadtrat musste sich zwischen zwei Varianten entscheiden: Möglich ist auch eine 440 000 Euro teure Variante mit Lärmschutzwänden nördlich und südlich der Autobahntrasse. Diese Variante wurde abgelehnt, sie hätte Bauamtsleiter Franz Wandinger zufolge zu keinen besseren Lärmwerten geführt. Realisiert werden soll nun eine Variante mit vier Teilstücken. Nördlich der Fahrbahn, von der Brücke bis zur Schutzwand bei der Gemeindeverbindungsstraße nach Schwindkirchen, soll demnach eine 120 Meter lange Wand entstehen - ein Wall sei dort nicht möglich. Für die zweite Maßnahme, einen etwa 110 Meter langen Schutzwall, müsste die Stadt Grund erwerben, wie Wandinger sagte. Der Grundbesitzer habe signalisiert, die Fläche verkaufen zu wollen; Bedingung sei jedoch, dass auch gegenüber des nördlichen Schutzwalles ebenfalls ein etwa 100 Meter langer Wall errichtet werden. Der Eigentümer dieses Grundstücks habe der Stadt ebenfalls zugesagt, die etwa 1150 Quadratmeter dafür zu verkaufen. Zudem ist noch eine etwa 40 Meter lange Wand an der Brücke geplant. Für die Anwohner ist in der nahen Zukunft in Schwindkirchen eine Informationsveranstaltung mit Vertretern der Autobahndirektion geplant.

Bürgermeister Grundner erinnerte daran, dass sich der Stadtrat bereits vor zwei Jahren für einen zusätzlichen A-94-Lärmschutz an der Goldachtalbrücke ausgesprochen hatte und die Kosten für die Grundstücke und zusätzlichen Wände und Wälle von der Stadt finanziert werden müssen. Von der Autobahndirektion sei dafür kein Geld zu erwarten, weil der zusätzliche Lärmschutz an der Brücke als gesetzlich nicht erforderlich eingestuft worden sei. Stadtrat Michael Oberhofer begrüßte zwar den verbesserten Lärmschutz durch neue Wände und Wälle für die "von der Autobahn geplagten Menschen in Schwindkirchen." Der CSU-Stadtrat kritisierte aber, dass die Stadt "für eine Selbstverständlichkeit nun fast 300 000 Euro bezahlen soll." Heiner Müller-Ermann (SPD) von der "Aktionsgemeinschaft gegen die A 94" reagierte auf Oberhofers Einwand und bezeichnete die Situation als "grotesk": Er fand es "eindrucksvoll, dass diejenigen die Folgen der Autobahn beklagen, die immer für die Autobahn waren." Negative Folgen, etwa bei der Lärmbelastung durch die Autobahn, dürften jetzt niemanden überraschen.

Es folgte eine kontroverse Debatte im Stadtrat, wobei Grundner an die Stadtratsmitglieder appellierte, den Blick in die Zukunft zu richten, statt zurück auf "den Schnee von gestern" zu schauen: "Die Messe bei der A 94 ist gelesen, wir sollten künftig miteinander reden und gut miteinander zusammen zu arbeiten." Vergangenen Mittwoch schafften die Stadträte das dann auch, die Maßnahmen wurden einstimmig beschlossen.

© SZ vom 05.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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