Dorfen:Weniger Unfälle auf A 94 als erwartet

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Sechs Einsätze haben die Rettungsdienste 2020 absolviert. Die Zahl liegt auch wegen Corona unter den Schätzungen

Von Thomas Daller, Dorfen

In wenigen Wochen jährt sich die Eröffnung der Isentalautobahn. Das Unfallgeschehen auf diesem Abschnitt liegt derzeit unter den Befürchtungen von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten. 2020 mussten sie bislang zu sechs Einsätzen auf der A 94 ausrücken. Die Schätzungen beliefen sich vorab auf etwa zehn bis 15 Einsätze jährlich, beruhend auf Vergleichszahlen von Autobahnabschnitten mit einem ähnlichen Verkehrsaufkommen. Von diesen sechs Einsätzen war auch nur ein schwerer Unfall dabei. Warum die Zahlen unter den Schätzungen liegen, ist offenbar auch dem zeitweiligen Rückgang der Pendlerzahlen geschuldet: Auf dem bisherigen Höhepunkt der Corona-Krise hatte auch der Verkehr auf der Autobahn deutlich abgenommen, weil viele Pendler von ihren Unternehmen ins Homeoffice geschickt wurden.

Die Gegner der Isentaltrasse hatten in der Vergangenheit auch damit argumentiert, dass diese die falsche Wahl sei, weil Dorfen ein sogenanntes "Nebelloch" wäre. Insbesondere im Herbst rausche man im Isental oftmals in dichte Nebelwände, was zu schweren Unfällen führen könne. Obwohl diese Nebelbänke in Dorfen tatsächlich immer wieder auftreten, hatte es auf das Verkehrsgeschehen auf der Autobahn keinen Einfluss, sagt Rudi Hohenadel, Kreisbrandmeister aus Dorfen. Weder im Herbst noch im Winter habe es eine Zunahme der Unfälle gegeben.

Im Jahr 2020 weist die Statistik der Dorfener Feuerwehr bislang lediglich sechs Unfälle auf: zwei im Januar, zwei im Februar und zwei im Mai. Dabei habe es sich um vier leichte Unfälle gehandelt, einen Fahrzeugbrand sowie um einen schwereren, bei dem der Fahrer mit dem Rettungsspreizer aus dem Auto befreit werden musste. Auffällig aus Sicht der Feuerwehr war jedoch, dass sich der Großteil der Unfälle nicht im morgendlichen, sondern im abendlichen Berufsverkehr ereignet habe. Offenbar werde morgens noch konzentrierter gefahren als nach einem Acht-Stunden-Tag im Büro.

Auch die Schwere der Unfälle sei auf der Autobahn nicht höher als auf der Bundes- oder Landstraße. Auf der A 94 würden die Fahrzeuge eher ins Schleudern geraten oder gelegentlich komme es auch zu einem Überschlag. Aber Frontalzusammenstöße, die abseits der Autobahnen zu sehr schweren Unfällen führen, gebe es eben durch die getrennten Fahrspuren nicht; "außer, man hat einen Geisterfahrer", sagt Hohenadel.

Ein Schwerpunkt der Feuerwehr Dorfen sei bislang die Absicherung der Unfallstellen gewesen. Dazu habe die Dorfener Feuerwehr vom Landkreis Erding vor Eröffnung der Autobahn einen Verkehrssicherungsanhänger erhalten, der dabei immer im Einsatz sei. Ferner verfüge man über ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF) und einen Rüstwagen, die ebenfalls gute Dienste bei den Einsätzen leisten würden. Die technische Ausstattung sei sehr gut, es seien dabei keine Wünsche offen.

Bundesweit gibt es ebenfalls einen historischen Tiefstand bei den Verkehrsunfällen, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Die Zahl der Verletzten bei Verkehrsunfällen ist von Januar bis Juli um 18,7 Prozent zurückgegangen. Bundesweit verzeichnete die Polizei in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 18,3 Prozent weniger Unfälle als im ersten Halbjahr 2019. Die Zahl sank auf rund 1,1 Millionen. Damit erreichte die Zahl aller Fälle den zweitniedrigsten Wert seit der deutschen Wiedervereinigung. Nur im ersten Halbjahr 1998 gab es weniger Unfälle. Bei knapp 954 600 Unfällen im ersten Halbjahr 2020 blieb es bei Sachschäden - ein Rückgang um 18,6 Prozent.

Erfahrungsgemäß stabilisieren sich solche Trends jedoch nicht. Deshalb sucht das Rote Kreuz auch für Einsätze auf der A 94 einen neuen Standort in Dorfen, denn der alte befindet sich mitten im Gebiet einer Siedlung. Diese Entscheidung für einen neuen Standort beruht auf regelmäßigen Bedarfsgutachten für die Landkreise Erding, Freising und Ebersberg, die das Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM), Klinikum der Universität München erstellt.

Dieses Bedarfsgutachten des INM stellt die rettungsdienstliche Versorgungssituation in den genannten Bereichen fest, prüft, welche Standorte modifiziert werden müssen. Hier spielen vor allem die Themen "Erreichungsgrad der 12-Minuten-Frist", das Einsatzaufkommen und die Entwicklung der Anzahl der Ereignisse eine große Rolle. In diesem Gutachten werden die Analysen dargestellt und dem ZRF Empfehlungen ausgesprochen, die das Rote Kreuz dann als Vertragspartner umsetzt.

© SZ vom 27.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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